Kapitel 18 (Die Überführung)

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Ein paar Tage später machte Charlie sich morgens für eine längere Fahrt fertig.
Im Hof stand einer der Firmenwagen und dahinter war ein Pferdetransporter angespannt.
Charlie nahm ihre Sachen und verließ das Haus. Als sie gerade beim Gespann angekommen war, kam Andreas aus seiner Haustür.
"Hey, schönen guten Morgen" rief er fröhlich.
"Guten Morgen Andreas" rief Charlie zurück.
"Heute ist Umzug 2.0?" fragte er und legte seine Hände auf ihre Schultern.
Charlie nickte.
"Ja heute kommt Alexandrio endlich zu uns. Deine Tochter wird sich freuen"grinste sie.
Andreas nickte.
"Oh ja das wird sie. Wollen wir?"
Charlie nickte.
Sie stiegen ein und machten sich auf den Weg nach Bremen wo Alexandrio in einem Gestüt stand.
"Hier in der Nähe gibt es auch einen Reitstall, falls du ihn doch anders unterbringen möchtest und falls du Interesse an Turnieren hast"meinte Andreas.
"Turnier klingt toll. Das wäre schon das Richtige für uns aber er wird sein Zuhause erst einmal bei deinen Schafen haben".
"OK".
Beim Gestüt parkte Andreas den Wagen. Sie räumten Sattel, Zaumzeug, Decken und weiteres in den Wagen.
"Gut dass Alexandrio keine Stute ist, sonst hätte ich Bedenken, dass wir alles mitbekommen" lachte Andreas, als er das Turnierequipment verstaute.
Charlie grinste und nahm die Transportgamaschen und die Decke.
"Ich bereite ihn schonmal vor und mache dann das Heunetz noch voll" meinte sie.
Andreas nickte.
"Ich komme gleich nach" sagte er.
Charlie schlenderte durch die Stallgasse. Viele Jahre hattesie hier verbracht. Alexandrio wartete schon. Interessiert schnüffelte er an seiner Besitzerin, als sie ihm die Gamaschen an und die Decke auflegte.
"So angezogen bist du schonmal. Dann mach ich noch dein Futter fertig und dann geht es bald los in die neue Heimat".
Sie rubbelte dem Fuchs über die Stirn und ging. Kurz darauf ging sie mit dem gefüllten Heunetz zumAnhänger.
"Wow bist du schnell" staunte Andreas, der noch immer mit der Hängerklappe kämpfte.
"Alles Übung" kicherte sie.
Dann war es soweit. Charlie legte Alexandrio sein Halfter um und holte ihn aus der Box. Andreas stand wie beim ersten Mal ehrfürchtig vor dem Riesen.
Ohne Probleme ging Alexandrio auf den Anhänger und fing an das Heunetz zu bearbeiten.
Dann ging es los.
Zu Hause erwartete man bereits den Neuzugang. Andreas Tochter hatte extra ein paar Möhren für Alexandrio aus der Küche geschmuggelt. Bianca merkte es zwar, ließ sie aber gewähren.
"Beim nächsten Mal fragst du vorher ja?"
"Ja Mama"
"Da kommen sie" meinte Chris und zeigte auf die Einfahrt.
Andreas fuhr vorsichtig mit der wertvollen Fracht auf das Gelände.
Als Andreas und Charlie ausstiegen, wurden sie stürmisch begrüßt. Dann machte Andreas die Transporterklappe runter.
Charlie ging rein, machte den Führstrick los und ließ Alexandrio langsam rückwärts runter gehen.
"Boah ist der groß" staunten die Kids.
"Und das ist wirklich in Ordnung wenn ich mit ihm hier über das Gelände reite?"
"Es ist der kürzeste Weg. Er wird sich nur an die neue Situation gewöhnen müssen, die Lkws und so" meinte Andreas mit einem Lächeln.
"Ach so und die Blumen sind tabu und die Haufen werden umgehend entfernt sonst bekommt er eine Windel" ergänzte er.
"Hast du gehört? Blumen knabbern ist nicht"ermahnte Charlie Alexandrio, der bereits mit Andreas Tochter schmuste, nachdem er die Möhren gerochen hatte und sie unbedingt haben wollte.
Andreas sah sich an, wie glücklichseine Tochter war.
"Du passt bitte gut auf sie auf" bat Andreas Charlie, während er einen Arm um sie legte und sie ansah.
"Ihr wird nichts passieren. Das verspreche ich Euch".
"Komm bringen wir unseren neuen Mitbewohner mal zu seiner Unterkunft" meinte Andreas und ging mit Charlie und Alexandrio voran.
Der Stall war groß und geräumig. Nur die Schafe waren Alexandrio unheimlich. Er blieb stehen und sah sich die komischen Flauschbälle an, die blöckend ankamen, weil sie Andreas erkannten.
"Das wird noch etwas Überzeugungsarbeit brauchen"stöhnte Charlie, als Alexandrio laut schnaubend seine Nüstern aufblähte und zurück schreckte.
"Ich treibt sie mal eben in den Stall, dann kannst du nachkommen" schlug Andreas vor. Kurz darauf ging Charlie mit dem großen Fuchs in den Auslauf und nahm ihm seine Decke, Gamaschen und das Halfter ab.
"Jetzt lass sie raus, damit sie das unter sich regeln".
"Aber wehe meine Schafe kommen unter seine Hufe" knurrte Andreas und öffnete dieTür wieder. Die Schafe strömten raus und Alexandrio ergriff die Flucht, während er pupsend herum sprang.

"Jau das ist definitiv Alexandrio" lachte Chris.

"Wieso sind seine Gedanken auch nach hinten los gegangen?"  hörte man plötzlich wieder das Kamel.  Charlie hatte Tränen in den Augen vor Lachen.

Nach einer Weile näherte er sich vorsichtig den komischen Viechern, die gleich auf Kuschelkurs gehen wollten und ihn erneut aufschreckten.
Der Bock machte kurzen Prozess und zeigte Alexandrio wer das Sagen hatte.
Charlie verfolgte das Geschehen mit Sorge.
"Das wird schon. Es braucht seine Zeit" versuchte Andreas Charlie zu beruhigen.
"Das war immer ihre Weide und jetzt sollen sie plötzlich teilen. Ist nicht so leicht".
Charlie nickte.
Es sah aber zu komisch aus, als Alexandrio und der Bock sich einander näherten. Aber zum Glück blieb es ruhig.
"Ich lass ihn jetzt erstmal ein paarTage hier und dann schauen wir mal wie wir den ersten Ausritt machen".
"Kann ich dann auch mit?" fragte Andreas Tochter und sah Charlie mit ihrem Dackelblick an.
Charlie hockte sich hin.
"Im Moment geht das noch nicht Maus. Alexandrio muss sich erst an die neue Umgebung gewöhnen und das dauert noch etwas. Aber wenn es soweit ist, bist du auf jeden Fall dabei".
Die Kleine zog eine Schnute.
Andreas nahm seine Tochter auf den Arm.
"Charlie hat Recht. Das ist noch alles neu für ihn. Gib ihm Zeit ok?"
Sie nickte aber gefallen tat es ihr nicht.
Chris trat ein paar Schritte heran.
"Komm ich habe noch ein paar Möhren. Wollen wir sie ihm geben?"
Zack war die Kleine schon von Andreas Arm geklettert und ging mit Chris auf die Wiese.
Andreas trat an Charlie heran.
"Was glaubst Du wie lange es dauert? Sie wird vermutlich jeden Tag Fragen kommen" fragte er leise.
Charlie zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Wenn ich runterfalle ist das eine Sache aber ich möchte deine Tochter nicht in Gefahr bringen. Darum nagel mich bitte nicht auf einen Tag fest Andreas".
Er nickte.
"Du hast Recht".

"Aber wenn das ok ist, nehme ich sie  zwischendurch mal mit, wenn ich ihn versorge. Dann können die beiden sich schon mal so kennenlernen".

Die Idee gefiel Andreas und auch Bianca war damit einverstanden.

"Hat sie das mit dem Schnute ziehen eigentlich von Dir oder von ihrem Onkel?"

Andreas grinste.

"Das hat sie NICHT von mir. Schnute ziehen war immer die Trotz Reaktion von meinem kleinen Bruder, wenn er seinen Willen nicht bekommen hat nicht wahr Bruder?"

Wie auf Stichwort drehte sich Chris um und zog eine Schnute, worauf Charlie herzhaft anfing zu lachen.

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt