Kapitel 20 (Die Aussprache C/A)

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Chris fiel auf, dass Andreas sich seltsam verhielt. Er war abgelenkt und irgendwas beschäftigte ihn sehr. Wenn sie unterwegs auf Tour waren oder bei anderen Terminen und Charlie war dabei, war er wie ausgewechselt. Er lachte, machte seine Späße.
Er beobachtete Andreas Verhalten eine Weile, bis er ihn in einer ruhigen Minute ansprach, denn er hatte eine Ahnung.
"Andreas? Hast Du mal ein paar Minuten?"
"Hmm sofort. Eine Sekunde" sagte er leise, während er am Computer Eingaben machte.
"So, was ist los?" fragte er Chris und sah ihn fragend an. Chris machte die Tür vom Büro zu und schloss ab.
Andreas sah seinen Bruder ganz verdutzt an.
"Äh, Chris?"
Chris ging zu seinem Platz, holte seinen Stuhl und setzte sich zu Andreas.
"Was ist los mit dir?" fragte Chris und sah Andreas fragend an.
"Wieso?"
"Ich habe dich schon länger beobachtet. Was läuft da zwischen dir undCharlie?"
"Wie? Was läuft da?"
"Äh das fragst du mich wirklich? Ich bin nicht blind Andreas. Du weißt doch dass du mit mir reden kannst".
Andreas lehnte sich zurückund ließ einen tiefen Seufzer los, fast als wäre er froh, dass sein Bruder das Thema ansprach.
"Weißt du, bei Bianca und mir, läuft es überhaupt nicht mehr rund und harmonisch. Ständig gibt es Streit schon wegen total banalen Sachen. Das macht mich völlig fertig".
Andreas umfasste seine Hände und rieb sie danach an seiner Hose.

Wenn man uns so „harmonisch" sieht, weiß keiner, dass das alles nur Show ist um den Schein zu wahren.
Und zwischen Charlie und mir ist so ein blindes Verständnis und Vertrauen. Ich habe das Gefühl mit ihr über alles reden zu können, verstehst du? Es ist entspannt und ich weiß dass ich mich mit ihr Rücken an Rücken stellen kann und mir würde nichts passieren, weil sie da ist. Sie tut mir unheimlich gut und ich bin so happy wenn sie bei mir ist. Es war absolut nicht geplant, sondern es ist einfach passiert".
Chris hörte seinem Bruder ganz genau zu. Die Art wie er es erklärte war aufrichtig und kam von Herzen.
"Und du bist dir sicher, dass das keine Trotz Reaktion ist, wegen Bianca?"
"Nein, ganz bestimmt nicht. Meine Zukunft, vor allem eine glückliche gemeinsame Zukunft sehe ich mittlerweile ganz echt mit Charlie.
"Aber wie geht es weiter? Was wird mit den Kindern?"
"Wir arbeiten an einer Lösung, es dauert nur noch ein wenig".
"Jetzt mal Hand aufs Herz Bruder. Liebst du Charlie?"
Volltreffer. Die Frage erwischte Andreas eiskalt. Er sah Chris an und aus dem Nichts liefen ihm Tränen über die Wangen, während seine Unterlippe zitterte.
"Ja, ich liebe sie. Von ganzem Herzen. Aber behalte das bitte noch für dich. Es ist noch zu früh".
Chris nickte. Als er gerade aufstand, um sich einen Kaffee zu holen, als Andreas aufsprang.
"Christian?"
Verdutzt drehte ersich um, denn so nannte er ihn nur selten.
"Ja?"
Andreas ging auf Chris zu und umarmte ihn.
"Danke, dass du gefragt hast. Ich hatte noch nicht den Mut dazu, es zu erzählen".
"Ich wünsche mir, dass du wieder glücklich bist und mit Charlie klappt das bestimmt, denn sie scheint wohl ähnliche Gefühle für dich zu haben. Nur dass sie mit ihrer Arbeit verheiratet ist und deshalb sich ihre Gefühle sehr energisch verbietet, zumal du ihres Wissens ja verheiratet bist und angeblich ja auch noch dazu glücklich. Darum hält sie ihre Gefühle zurück und zeigt sie dir nicht, aber ich sehe mehr als du vielleicht glaubst".
" Oh".
"Ihr dreht euch beide im Kreis und keiner traut sich den ersten Schritt zumachen".
Andreas löste sich von seinem Bruder, drehte sich um und ging zum Fenster, von wo aus er über die Wiesen gucken konnte.
"Gib ihr Zeit und nähert euch einander langsam"meinte Chris.
Andreas nickte leicht.
"Ich möchte ihr soviel sagen und geben"
"Ich weiß, was Du meinst" lächelte Chris sanft.
"Kennst du noch den Spruch?" Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft "
Andreas grinste leicht.

"Mein kleiner Bruder gibt mir Ratschläge für Beziehungen. Ich kann es nicht fassen" kicherte er.
"Mach was draus - Ich bin raus " meinte Chris abschließend und verließ das Büro.
Andreas stand weiter am Fenster und sinnierte über den Satz nach.
" Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Oh man ich bin zu lange raus, Geschenke zu machen"stöhnte er und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht..
Eine Hand tauchte vor seiner Nase auf, die eine Tasse Kaffee hielt.
"Kleine Geschenke Bruderherz. Sei einfach aufmerksam und sei du selbst. Sie mag dich für den, der du wirklich bist".
Es machte Klick bei Andreas und er verstand, was Chris ihm sagen wollte.
Er nahm den Kaffee und trank einen Schluck,während er nach draußen auf den Hof sah. Chris sah ihn an, sah wie seine Mundwinkel nach oben gingen und kleine Lachfältchen sich an seinen Augen bildeten. Ein Blick nach draußen bestätigte seinen Verdacht. Charlie lief über den Hof und setzte sich ein Stück weiter auf die Holzbank. Sie hatte ein Buch dabei, in dem sie anfing zu lesen.
Er trank seinen Kaffee aus, räumte die Tasse weg und ging nach draußen. Chris blieb im Büro und beobachtete vom Büro aus, wie Andreas zu ihr hinüber schlenderte und sich zu ihr setzte.Charlies Reaktion sprach für sich. Sie strahlte und freute sich sehr, als er zu ihr kam und sie zur Begrüßung in den Arm nahm.
Chris grinste, ging kurze Zeit später wieder an seinen Schreibtisch und arbeitete weiter.

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt