Kapitel 62

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Sarah:

Nach und nach werde ich wacher, aber auch nur weil dies nun schon der dritte Kaffee ist, an welchem ich gerade nippe. Das Meeting gestaltet sich als langweilig, da Jackson über Sachen spricht, welche mich gar nicht betreffen, weshalb ich mich in meinem Stuhl zurück lehne und gütig wie ich bin, den Vibrator ausschalte. Genau in diesem Moment wirft Stella einen Blick zu mir, zwinkert mir unauffällig zu und tippt weiter auf ihrem Laptop, welcher vor ihr steht. Ich frage mich wirklich, wieso meine Mutter überhaupt noch die Kinder zu Hause hat, wenn sie sowieso nie da ist und immer mich schickt um aufzupassen. Gedanken verloren spiele ich mit einer Strähne, sie wird mich bestimmt in wenigen Tagen schon wieder anrufen, so wie immer. Die Person neben mir tippt mich an, verwirrt drehe ich meinen Kopf zu Marry. ,,Mit dir wird geredet", lacht leise und deutet zu Jackson. ,,Oh, tut mir leid, worum geht's?", erwidere ich in seine Richtung mit hoch roten Wangen. ,,Komm nach dem Meeting bitte mal kurz zu mir ins Büro", sagt er, sieht dann in die Runde. Stumm nicke ich, weiß nicht ob das gut oder schlecht ist. ,,Nur damit ihr bescheid wisst, in zwei Stunden ist heute schicht im Schacht, da wir gegen sechs Uhr zusammen essen gehen", sagt er und lächelt freundlich, wie immer, ,,jeder der möchte kann kommen, wir sehen uns später oder nächste Woche." Mit diesen Worten erhebt Jackson sich, sammelt seine Sachen auf dem Tisch ein und verlässt den Raum. Da ich nichts außer meine Tasse mit Kaffee dabei habe, erhebe ich mich ebenfalls, Marry tut es mir gleich und grinst, ,,Viel Glück gleich bei Jackson", irgendwie habe ich ein komisches Gefühl, da sie so grinst. ,,Danke aber wieso grinst du so? Weißt du worum es geht?", frage ich weiter, doch sie zuckt nur weiterhin grinsend mit den Schultern, ,,Wirst du gleich schon sehen." Blinzelnd nicke ich langsam, ,,Okay?", erwidere ich nur um dann mit ihr und einigen anderen zum Lift zu gehen. ,,Kommst du später?", fragt die Brünette neben mir, da der Lift etwas länger braucht. ,,Klar, du?", meine ich, streiche meine Haare zurecht und schaue kurz auf mein Handy, welches immer noch ein kaputtes Display hat. Allein wenn ich an den Kleinen denke, wo er so viel geweint hat, da er dachte, dass ich böse auf ihn bin, wird schmerzt mein Herz. ,,Was ist mit deinem Handy passiert?", fragt Marry und begutachtet das Display. ,,Ach", meine ich nur und zucke mit den Schultern, plötzlich leuchtet mein Handy auf, da ich eine Nachricht bekommen habe. Rasch schalte ich das Display aus, da ich immer noch Stella und mich als Hintergrund habe. Marry hat es sehr wohl mitbekommen, da sie leicht grinst jedoch nichts dazu sagt. Als wir endlich wieder in unserer Etage sind, stelle ich die Tasse auf meinen Schreibtisch und mache mich auf dem direkten Weg zu Jackson's Büro. Jackson kommt mir auf dem Weg entgegen, bittet mich herein und platz zunehmen. Er bietet mir sogar einen Kaffee an, welchen ich jedoch dankend ablehne, da ich jetzt schon so oft auf die Toilette muss deswegen. ,,So", beginnt er, tippt etwas auf seinem Laptop und sieht mich dann direkt an, ,,Sarah ich habe dir her gebeten, weil ich mit dir über etwas sprechen möchte, keine Angst nichts schlimmes", lacht er. Nervös falte meine Hände im Schoß und nicke. ,,Seit dem du hier bist, höre ich von vielen Seiten nur Gutes über dich", meint er und grinst. ,,Deine Probezeit ist wie du weißt bald vorbei und nun muss dich nun fragen, wie es weiter geht, was du machen willst." Ich schlucke hart, ,,Ich weiß nicht wie das bei dir aussieht aber mir macht die Arbeit Spaß, es erfüllt mich und würde hier gerne anfangen", erkläre ich mit fester Stimme. Jackson nickt langsam, schreibt etwas in sein Handy. Keine Minute später erscheint Stella mit verschiedenen Zetteln in der Hand, welchen sie mir auf den Tisch legt und grinst. ,,Ich sage dann jetzt schonmal herzlichen Glückwunsch", lächelt sie, lehnt sich an den Schreibtisch und sieht zu Jackson. ,,Zwei neue Mitarbeiter, check", murmelt sie jedoch so laut, dass ich es ebenfalls höre, beugt sich zum Tisch und schreibt etwas auf einen Zettel. ,,Das hat Marry gemeint", sage ich mehr zu mir selbst, greife nach den Zetteln und beginne diese zu lesen. ,,Lass dir damit einfach Zeit, ließ dir alle durch und wir sprechen im Laufe der nächsten Woche darüber, ja?", meint Jackson. Ich nicke, ,,Bevor du es dir noch anderes überlegst, mache ich mich mal die letzten zwei Stunden noch an die Arbeit", lache ich, nehme die Zettel mir und schiebe den Stuhl heran. ,,Da habe ich aber auch noch ein Wörtchen mit zusprechen", lacht Stella und zwinkert mir frech zu. Ein kleines Kichern kann ich mir nicht verkneifen, während ich den Flur entlang gehe. Als ich einen Fuß in das Büro von mir und Marry betrete, sieht die Brünette sofort auf und mustert mich, ,,Und?", zieht sie die Worte in die Länge, wackelt mit den Augenbrauen und lehnt mich in ihrem Stuhl zurück. ,,Was soll mich sagen", grinse ich und halte die Zettel hoch, sofort erhebt sie sich, kommt auf mich zu und drückt sich an mich, ,,Glückwunsch."
Auch die letzten zwei Stunden vergingen recht schnell, Marry und ich packen gerade unsere Sachen zusammen, weil heute Freitag und wieder Wochenende ist, da erscheint eine junge, hübsche Frau mit schwarzen Haaren im Büro. ,,Ms. Roocland?", fragt sie mit freundlicher Stimme, streiche eine ihrer schwarzen Strähnen hinter ihr Ohr. ,,Ja?", frage ich, drehe mich zu ihr um.  Sie kommt auf mich zu, ,,Scarlett Winter, ich bin die Tochter von Mr. Dillan. Ich wollte Ihnen nur gratulieren", ein grinsen erscheint auf ihrem Gesicht. ,,Ja, wir hatten uns am ersten Tag schonmal kennengelernt und vielen Dank", erwidere ich. ,,Ich habe mir die Bewerbung angesehen und wie Sie sich entschieden haben und ich begeistert." ,,Nichts zu danken", erwidere ich nur und grinse leicht.
Wir reden noch etwas, bis sie sich schließlich verabschiedet, da sie noch etwas erledigen muss, bevor sie später ebenfalls mit ins Restaurant kommen wird. ,,Du weißt wo das ist oder?", frage ich Marry, ziehe meinen Mantel an und schaue zu ihr. Die Brünette nickt, ,,Ja, alles gut ich werde mich nicht verfahren", lacht sie, zieht sich ebenfalls ihren Mantel an und gehen zusammen zum Lift, welcher sofort da ist.
Irgendwie glücklich lehne ich mich gegen die kühle Wand und schließe die Augen. ,,Gibt es einen Grund, wieso du so grinst?", will sie wissen, öffne die Augen und schaue zu ihr. Schulter zuckend grinse ich nur noch breiter, ,,Ich weiß es nicht, vielleicht einfach glücklich verliebt", erkläre ich. ,,Ich will dir nicht zu nah treten und du musst das auch nicht beantworten", setzt sie an, ,,bist du mit Ms. Clarkson zusammen? Ich habe sie mit dir zusammen auf deinem Sperrbildschirm gesehen." Meine Wangen werden rot, ,,Was, nein", antworte ich, doch Marry lacht nur. ,,Okay, das ist antwortet genug. Weißt du eigentlich, dass man euch das ansieht?", sagt sie und wir verlassen das Gebäude, betreten die Kälte welche draußen herrscht. ,,Verdammt, echt? Ich habe immer darauf geachtet - also es versucht, dass man es nicht mitbekommt", murmle ich ihr zu, da eine größere Gruppe einige Meter neben uns steht. ,,Hat irgendwie nicht so gut funktioniert", lacht die Brünette und zündet sich eine Zigarette an. ,,Willst du auch?", die Größere hält mir die Schatel hin. ,,Alles gut, ich rauche nicht", grinse ich vor mich hin, als ich Stella aus dem Gebäude gehen sehe. Sofort wende ich meinen Blick ab, da nicht jeder mitbekommen soll, wie ich sie anstarre und dabei sabbern muss. Seufzend streiche ich mir durchs Haar, was ein Tag. Plötzlich bekomme ich einen Anruf, ,,Ja?", sage ich ohne auf die Nummer zu achten. ,,Sarah du musst heute nochmal her kommen", ertönt die Stimme meiner Mutter, sofort verschlechtert sich meine Stimmung. Ich schließe die Augen, lege meine andere Hand gegen die Stirn und seufzte tief und genervt aus. ,,Nein", murmle ich ins Telefon, weil ich heute keinen Nerv dafür habe. ,,Wie nein? Fängt das schon wieder an Sarah?", meint sie genervt und wird zum Ende hin lauter. ,,Alles okay?", fragt die Brünette neben mir, sieht mich besorgt an und zieht an ihrer Zigarette. ,,Wird schon", murmel ich ihr zu. ,,Hör mir zu! Mit wem redest du?!", schreit sie ins Handy, so, dass ich dieses etwas weiter weg von meinem Ohr halten muss. ,,Mama!", ruft Ella im Hintergrund, ,,Finn und Marc streiten sich wieder!" Im nächsten Moment beginnen die Genannten zu noch lauter zu schreien. Meine Mutter am Handy scheint in deren Richtung zu gehen, da das Schreien immer lauter wird. Allein das Geräusch vom Schlag ihrer Hand bereitet mir eine Gänsehaut und das nicht nur weil es gerade kalt ist. Von jetzt auf gleich verdoppelt sich die Lautstärke, als hätte meine Mutter beiden mitten ins, Gesicht geschlagen. Was ich mir nur zu gut vorstellen kann, jedoch ist irgendwas komisch, da Ella im Hintergrund ebenfalls weint. Hat sie die Kleine auch geschlagen?! ,,Wenn du noch einmal eins von deinen Kindern schlägst, komme ich vorbei und -", sie unterbricht mich mitten im Satz. ,,Gut, sei in 10 Minuten da", mit diesen Worten legt sie auf. Ich gebe ein unverständliches Knurren von mir, werfe mein Handy vor Wut, Frust und Angst auf den Boden, weil mir gerade alles egal ist, so scheiß egal! ,,Hey, Sarah", Marry hält mich fest, da ich mich nicht Unterkontrolle habe und nicht weiß, was ich im nächsten Moment machen werde. Ich bekomme gar nicht mit, dass Stella bereits neben mir steht, mein Handy in der Hand hat und dieses erstmal an sich nimmt. ,,Alles wird gut", spricht sie auf mich ein, ,,Sarah, tief durchatmen", spricht sie weiter, jedoch kommt von diesen Worten nichts in meinem Kopf an. ,,Ich kann das nicht mehr", schniefe ich, breche zusammen und falle beinah auf den kalten Boden, hätte Stella mich nicht aufgefangen. ,,Hey, Sarah--Kleines", beginnt Stella und streicht mir Strähnen aus dem Gesicht, ,,Gatito mirame (Kätzchen, sieh mich an)", meint die Brünette, hebt meinen Kopf an und sieht mir tief in die Augen. ,,Hilf mir", wimmere ich verzweifelt, meine Stimme ist leise. ,,Dime cómo (Sag mir wie)", verlangt die Größere. Meine Hände, meine Beine zittern so sehr, dass ich mich ohne Marry und Stella nicht selbst auf den Beinen halten könnte. Die beiden gehen mit mir langsam nach drinnen, dort setzen sie mich auf eine Bank, welche in einem Vorraum der Damen Toilette steht. Stella kniet sich vor mich, legt eine Hand ein mein Knie und sieht mich von unten herab an. ,,¿Qué pasa pequeño? (Was ist los Kleines?)", fragt sie weiter.
,,Mi madre (Meine Mutter)", wimmere ich, atme tief durch um mich zu sammeln, ,,tengo que ir ahí (ich muss dahin)", wispere ich leise, wische meine Tränen aus dem Gesicht und will aufstehen, falle jedoch da ich noch nicht ganz sicher auf den Beinen bin. ,,Vorsichtig", raunt sie, hilft mir mich aufzurichten und gehen langsam zum Lift, mit dem wir in die Tiefgarage fahren. Marry hält mir die Tür auf, Stella hilft mir sich auf den Beifahrersitz zu setzen. ,,Bin gleich bei dir", meint Stella mit erstem Blick und schließt die Tür.

Clarkson & RooclandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt