Kapitel 3

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Stella:

Ich verstehe bis jetzt nicht, warum Sarah einfach so ist, wie sie ist. Seufzend schließe ich meine Wohnung auf, stelle an der Maschine einen Kaffee an und ziehe mich auf dem Weg ins Badezimmer aus, so dass ich direkt unter die Dusche springen kann. Erfrischt gehe ich fertig angezogen wieder in die Küche, sammle dabei meine Kleidung auf und werfe sie in den Korb. Ich habe es am ersten Tag schon nicht ausgehalten bei dieser unerträglichen Hitze, wie soll das nur die nächsten Tage sein? Ich schnappe mir mein Handy und die Tasse mit der heißen Flüssigkeit, setze mich aufs Sofa, strecke die Füße aus und checke das Wetter für die nächsten Tage. ,,Ich werde sowas von sterben", murmle ich zu mir selbst als ich sehe, dass es morgen bereits bis zu 27 Grad werden soll. Die kommenden Tage ist es nicht anders, sondern schlimmer! Zum Glück werde ich heute einen entspannten Abend mit meiner besten Freundin verbringen, kurz nippe ich an meiner Tasse, stelle diese dann auf den Tisch.
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Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr, sie schrieb etwa sieben Minuten später, dass ich gegen 19:00 Uhr vorbei kommen kann. Ich schalte den Motor aus, schließe ab und werde schon sehnsüchtig von ihr erwartet, da Ella bereits in der Tür steht. ,,Ich bin so froh, dass es geklappt hat, wir haben uns so lange nach der Arbeit nicht mehr gesehen", meint sie und umarmt mich kurz, bevor sie mich hinein bittet. ,,Willst du was trinken?", fragt sie, als ich mich aufs Sofa setze und seufzte. ,,Was hast du denn da?", will ich wissen, grinse. Ohne etwas zu sagen kommt sie keine Minute später mit einem Lächeln auf mich zu und reicht mir das Glas. Sie hebt ihres an, ,,Auf einen guten Abend", prostet sie und wir stoßen an. Ich muss lachen, den werden wir haben, ganz sicher. Wir hatten ausgemacht, dass ich über Nacht bei ihr bleibe, wir dann am nächsten Morgen zusammen zur Arbeit fahren und ich später mein Auto hole. Als Ella mir dies vorschlug, stimme ich sofort ein. Nachdem wir etwas über die Arbeit geredet haben, wechselt sie plötzlich das Thema. ,,Du hattest erzählt, dass dich jemand angefasst hat", ihre Hand legt sich auf meine, ,,hattest du wieder Flashbacks?" Ich schaue auf den Boden, ,,Ja aber nur sehr kurz", erwidere ich ehrlich.
Als ich 18 war, fasste mich jemand an, ich ging allein nach Hause. Ab diesem Moment verfolge er mich ständig, drücke mich immer fest gegen die Wand, drohte mir wenn ich jemandem etwas sage, wird etwas schlimmes passieren. Natürlich war ich so dumm und glaube ihm, sage bis zu meinem 19ten Geburtstag nie etwas, bis er mich irgendwann vergewaltigte. Nicht nur einmal hatte ich Angst allein zu sein, allein einzukaufen, allein Zuhause zu sein. Es gefiel ihm, wenn ich schrie, weshalb er mich schlug, immer und immer wieder prügelte er auf mich ein, bis ich blutete. Heute sitzt er im Gefängnis wegen Vergewaltigung, Körperverletzung und Drogen Konsum, von dem ich jedoch nichts, wusste. Ebenfalls wusste ich nicht, dass er dies nicht nur mit mir machte, er zeigte mir ein Video, wo er mich nahm, es veröffentlichen wollte, wenn ich etwas sage.
Ich erwache aus meinen Gedanken, trinke das Glas Gin in einem Zug leer und lächle leicht. ,,Lass uns das Thema wechseln, okay?" Ella nickt, schenkt mir noch etwas ein, bevor sie Popcorn und Eis holt und wir etwas Netflix schauen. ,,Berlin ist so hübsch", prahlt Ella als wir bei der Hälfte der ersten Staffel/Teil von Haus des Geldes sind. ,,Wie du meinst", lache ich, ,,ich mag ihn irgendwie nicht, keine Ahnung. Aber der Professor, puuh", grinse ich. ,,Der hat es dir wirklich angetan, deine Wangen sind rot", kichert sie, ,,auch wenn du nicht auf Männer stehst, kann ich gut verstehen warum du ihn, besser gesagt seine Art magst", meint sie. Nur sie weiß, dass ich auf Frauen stehe und das ist auch gut so. Wenn sich das irgendwie in der Firma herum sprechen würde, puh. Mir wäre es eigentlich egal ob sie es, wissen oder nicht, jedoch will ich nur diese merkwürdigen Reaktion von manchen erleben, die sofort denken, dass ich auf diese stehe. Denn wenn man Hetero ist, steht man nicht automatisch auf jeden Mann, mache verstehen das einfach nicht. ,,Tokio und Nairobi würden irgendwie gut zusammen passen", meine ich nachdenklich und grinse Ella an. Diese Lächelt nur schief und hält mir die Schüssel mit Popcorn hin, ich greife zu. Da es mittlerweile schon fast Mitternacht ist und wir beide morgen früh aufstehen müssen, schalten wir den Fernseher aus, machen uns Bett fertig und putzen Zähne. Da meine beste Freundin ein großes Bett hat, schlafen wir zusammen darin. Doch bevor ich schlafen gehe, schalte ich mein Handy nochmal an um nachzuschauen, ob jemand etwas von mir wollte. ,,Das kann doch nicht sein!", rufe ich aus, zeige Ella die Nachricht von Jackson, ,,und ich wollte vermeiden, dass Sarah meine Nummer bekommt, wer weiß was sie damit macht. Ich traue ihr seit heute alles zu."
,,Das glaube ich dir zu gern, ich würde mich ihr verhalten nicht einmal trauen, wenn ich länger dabei wäre." Ich nicke, ,,das sehe ich auch so."
,,Ich muss morgen mit ihm darüber reden, er kann nicht einfach allein entscheiden!", ich streiche mit durchs Haar, mit ihm werde ich mich ein Hühnchen rupfen.
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Dienstag:
Da ich ganz genau weiß, dass es in meinem Büro heute wieder genau so heiß - wenn nicht sogar noch schlimmer - wird, entschließe ich mich etwas knapper bedecktes anzuziehen. Natürlich werde ich eine dünne Strickjacke darüber tragen, nicht dass mich wieder jemand ungewollt anfasst, wie er. Ein letzter Blick in den Spiegel und wir fahren los. Leider geht die Fahrt so schnell vorbei, dass ich traurig darüber bin, dass ich Ella erst in der Mittagspause wieder sehen werde. Also gut Stella, arrogant, kalt und dominat denke ich und nicke mir kurz selbst zu.
Da ich im Gebäude bin, ziehe ich meine Jacke aus, bevor ich die Tür überhaupt erreicht habe, was sich als Fehler heraus stellt. Sarah läuft mir über den Weg, lächelt und zwinkert mir zu. Ich jedoch gehe nicht darauf ein und verdrehe die Augen, öffne die Tür und habe so gleich das Gefühl, dass ich umkippe. Ausgerechnet jetzt muss die Sonne durch die Fenster scheinen und den Raum zusätzlich erwärmen! Bevor ich überhaupt sitze, öffnet sich die Tür. Ich drehe mich jedoch nicht um, da es mir gerade egal ist. Nachdem ich auf meinem Stuhl platz genommen und meinen Rock sehr weit hoch geschoben habe, dass man beinah meine Dessous sehen würde, schaue ich schließlich auf.
,,Bevor Sie etwas sagen", stoppt sie mich und setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber, ,,ich wollte mir für gestern entschuldigen, ich weiß nicht, was ich mir dabei dachte." Sie will was?
Ich seufzte, ,,Gut", erwidere ich, schalte meinen Laptop an, tippe das Passwort ein und schaue wieder auf. ,,¡Deja de mirarme en mi escote! (Hör auf mir in den Ausschnitt zu schauen)", fluche ich aus gewohnt auf spanisch. Meine Mutter brachte mir dies schon sehr früh bei, da sie dort geboren wurde. Ich bemerke gar nicht, dass Jackson ebenfalls anwesend ist, ,,¿De qué estás hablando?(Was redest du da)", fragt er.
,,Vergiss es, ich wollte sowieso mit dir reden Jackson", meine ich kühl. ,,Ich wollte sowieso gerade gehen", verkündet Sarah, erhebt sich doch bevor sie den Raum verlässt, spreizt sie Zeige- und Mittelfinger und deutet Oral Sex an, grinst und schließt die Tür. Sofort werde ich feucht, presse meine Schenkel zusammen und versuche es mir nicht anmerken zu lassen. Wenn sie nur wüsste, was sie mir allein mit dieser Geste antut. ,,Also, es geht um deine Nachricht von gestern. Wann hattest du daran gedacht mit mir darüber zu reden? Wir hatten von Anfang an klar und deutlich gesagt, dass niemand allein Entscheidungen trifft", meine ich kühl und lehne mich zurück.
Jackson und ich diskutierten noch eine kleine Ewigkeit, er zeigte mir ihre erledigten Arbeiten, er ist hin und weg von ihr, was mich betrifft, nicht wirklich. Er hat schon recht, sie ist gut in dem, was sie tut, doch nicht wie sie mit anderen umgeht. Dies sprach ich auch an, er jedoch verneinte dies verständnislos und meinte, dass sie immer nett zu allen ist, ihm sogar Kafee bringt. Also bin nur ich diese Person, die so von ihr behandelt wird oder wie? Ich sitze schon seit einer Weile wieder allein im Raum, doch kann ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren, da mir diese Erkenntnis die Konzentration raubt. Warum behandelt sie mich so, warum ausgerechnet ich? Da ich aus diesen Fragen nicht schlaue werde, beschließe ich eine kurze Pause zu machen und mich zu sammeln.
Ich streiche mein Oberteil gerade, trage ich dies wirklich nur, weil es hier drinnen so heiß ist oder doch um Sarah- Stop, was?! Meine Gedanken werden immer merkwürdiger!
Ich erhebe mich, gehe in die Küche, schneide mir eine Scheibe Zitrone und Fülle mein Glas mit Wasser und lege diese hinein. Auch wenn ich wieder zurück gehen und arbeiten sollte, bleibe ich stehen und schaue das Glas an, bin in meinen Gedanken versunken.
Eine Hand legt sich auf meine Schulter, ich zucke leicht zusammen. ,,Pssst", murmelt eine Stimme, doch ich kann nicht wirklich ausmachen, wer es ist. Die Person schließt leise die Tür ab, wie ich höre. Die Hand legt sich auf meinen Rücken, die andere streicht meine Haare so zur Seite, dass mein Hals frei liegt. Keine Sekunde später liegen zwei weiche, volle Lippen darauf, lecken, küssen mich. Ich schließe genussvoll die Augen, ich träume oder? Das ist alles nur meine Fantasie. Als sich Zähne in mein so empfindliches Fleisch graben, kann ich nicht mehr an mich halten und muss leise stöhnen, ich muss mich an der Theke festhalten um mein Gleichgewicht halten zu können. Eine angenehme Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. ,,Eres tan hermosa (Du bist so wunderschön)", murmelt eine weibliche Stimme auf spanisch. ,,por favor (Bitte~)", wimmere ich leise, doch die Tür wird geöffnet und kurz drauf wieder geschlossen. Es ist wie ein Schock für mich, als mich plötzlich jemand an der Schulter anfasst. Ich reiße die Augen auf, schaue Jackson an. ,,Alles okay bei dir?", fragt er besorgt nach, ich jedoch nicke nur, ,,ja- ja, sicher. Ich war nur in Gedanken", erkläre ich, nehme mein Glas und verlasse den Raum, flüchte in mein Büro. Dort lehne ich mich gegen die Wand, berühre meinen Hals, welcher wirklich leicht feucht ist, also war das gar keine Fantasie?!
Ich nippe an meinem Glas, setze mich auf meinen Stuhl und starre meinen Bildschirm an, keine Fantasie..keine Fantasie.

Clarkson & RooclandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt