Chapter 27

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Deshalb hatte ich auch das Wissen, das wir nicht einmal in der Schule, auf der ich vorher war, gelernt hatten. Das fing an, als Five mich die Mathematikaufgabe überprüfte. Was war nur los mit mir? Wurde ich verrückt?

POV Five

Die Uhr auf meinem Nachttisch sagte mir, dass es kurz vor sechs war und es bald Abendessen gab. Ich legte mein Buch auf den anderen Stapel neben die Tassen Kaffee, die mir Mum gebracht hatte, und wollte mich aufsetzen, um mir meine Schuhe anzuziehen, sank jedoch vor Schmerzen zurück in mein Kissen. Ich musste wohl ohne Schuhe zum Abendessen erscheinen. Hoffentlich bemerkte Dad das nicht. Prompt in dem Moment klopfte es an die Tür. "Herein", rief ich. Die Klinge wurde hinuntergedrückt und nach innen aufgemacht.
Ein braunhaariger Kopf erschien. "Caitlyn?" Was machte sie denn hier? Es kam nie jemand außer Mum in mein Zimmer, da meine Geschwister sich nicht trauten, zu mir zu kommen, da ich sie anschnauzte und Dad hatte nie Zeit. Daher war ich noch verwirrter.
Das Mädchen meinte: "Ich soll dich zum Abendessen holen. Du könntest ja die Zeit übersehen." Das machte mich aus einem Grund aggressiv und ich fauchte: "Ich komme immer um 18 Uhr runter. Danke für die unnütze Erinnerung."
So ungefähr lief es ab, wenn einer meiner Geschwister mich informieren wollte. Caitlyn ließ sich nicht von meiner abweisenden Haltung abschrecken und hatte meine über den Bettrand hängenden Beine gesehen. Sie fragte: "Braucht Klein-Five Hilfe bei den Schühchen?" Zusätzlich grinste sie mich provokant an. Ich rollte nur die Augen und erwiderte nichts.

Das war schon Antwort genug für Acht und sie kam auf mich zu. Vor meinem Bett kniete sie sich hin und nahm einen der schwarzen Treter in die Hände. Was mir auffiel, war, dass sie ihre rechte Hand in einer Faust hielt und ein Stück Watte umschlossen hatte, sodass man nichts von außen sah. Dann ergriff sie den dazu passenden Fuß von mir und schlüpfte diesen in den Schuh. Im Anschluss band Caitlyn noch die Schnüre und zog die Strümpfe, die heruntergerutscht waren, hoch. Das Gleiche geschah mit dem anderen Fuß. Es war irgendwie süß, dass sich jemand um mich kümmerte. Was? Nein, es war nur eine nette Geste!
Das Folgende hätte ich nie gedacht, würde ich jemals zu einer Person sagen. "Danke", murmelte ich. Caitlyn lächelte kurz.
Als ich aufstehen wollte, fuhr mir ein Schmerz durch das Becken und ich fiel wieder zurück auf das Bett. Das Mädchen schnaubte, half mir aber doch auf meine Füße und stützte mich. Mit meinem linken Arm um den Nacken Caitlyns taumelten wir die Treppen hinunter.

Wir kamen endlich am Esstisch an, wo unsere Geschwister auf uns und Vater warteten. Beim Anblick davon, dass Caitlyn mich zu meinem Platz geleitete, wackelte Klaus die Augenbrauen, worauf ich ihn mit einem grimmigen Blick bedachte. Aber der flüsterte nur: "Sollte es nicht anders herum sein, dass jemand nicht gehen kann?" Er grinste schelmisch. "Wer würde SIE denn mögen?", fuhr ich Nummer Vier an.
Caitlyn, die mittlerweile hinter ihrem Sessel stand, zuckte zusammen, richtete sich aber auf: "Ich habe nicht danach gefragt, mich zu mögen und mich interessiert es auch nicht."

POV Caitlyn

Nach dem Essen hatten wir Freizeit, die ich mit Schlafen nutzte, bis ich morgens von Mum geweckt wurde. Das Frühstück lief ereignislos ab. Kurz vor dem Training, in den fünf Minuten, ging ich schnell in die Küche, möglichst ohne gesehen zu werden, und tupfte meine rechte Handfläche mit Desinfektionsmittel ab und schmierte die Creme drauf. Damit die Wunde, auf der sich eine Kruste gebildet hatte, nicht so auffällig war, klebte ich Pflaster in meiner Hautfarbe auf. Zufrieden machte ich mich auf den Weg zum Teil des Grundstückes, wo sich die Trainingsräume befanden. Umgezogen hatte ich mich bevor ich in der Küche war. Mum war bestimmt in unseren Zimmern und räumte auf. Ich hatte mir schon immer so eine Mutter wie Grace gewünscht, aber ich konnte mich nicht erinnern, jemals eine gehabt zu haben.

Die erste Stunde des Kämpfens, bei dem ich in Diegos und Klaus' Gruppe war, war nicht sehr aufregend. Doch mitten in der zweiten Trainingseinheit tauchten auf einmal Bilder in meinem Kopf auf.

Ein kleines Mädchen mit haselnussbraunen Haaren stand in einer riesigen, zur Hälfte zerfallenen und staubigen Bibliothek und schaute sich um. Es hatte einen schwarzen, bequemen Anzug an, der jedoch auch vor unerwarteten Angriffen halbwegs schützte. Staub und Blut waren in ihrem knochigen Gesicht verschmiert. Ein grünes Buch fiel ihr ins Auge. "Das muss es sein", murmelte das Mädchen und ging schnurstracks darauf zu. Dabei achtete sie darauf, nicht auf herabgefallene Gesteinsbrocken oder Glasscherben zu steigen. Ihren Degen hatte sie fest in ihrer Hand, die vor Nervösität beinahe zitterte. Ihr Atem ging unregelmäßig und die braunen Augen huschten im Raum hin und her. Der Stoffbeutel an ihrer Seite baumelte, als sich das um die achtjährige Kind auf das Bücherregal zubewegte. Ihre linke Hand streckte sich nach dem giftgrünen Buch aus und zog es heraus. Es lag schwer in ihren kleinen Händen. Und bevor sie den Titel entziffern konnte, ertönte ein Knurren und Grunzen von hinter ihr. Das Mädchen wirbelte herum und sah sich einem Mann gegenüber. Dieser hatte die Augen verdreht, hatte ein zerrissenes Hemd und Hose an und war sehr dreckig. Die achtjährige konnte schnell reagieren und hackte ihrem Gegner den Kopf, welcher voller Blut vom Körper fiel und leblos auf dem Boden herumrollte, ab. Sie hoffte, dass sie mit ihrem Mord nicht zu viel Aufmerksamkeit erregt hatte, also rannte sie zurück in das abgesicherte Haus, wo ihre Eltern und ihre Schwester waren.

ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ HᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt