Chapter 40

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George gehorchte schließlich und wechselte seinen Blick nervös zwischen meinem Gesicht und meinem Messer. "Bitte, du bist nicht so- bitte, habe Gnade-", bettelte er. Wie lächerlich.

POV Caitlyn

Ich hob meine Hand mit dem Messer und bevor ich mich versah, hatte ich es geschwungen. Erleichtert atmete ich auf, als ich sah, dass niemand verletzt zu sein schien, aber George sah mich schockiert an. Seine Hände wanderten langsam zu seinem Hals, wo sich ein feiner, aber tiefer Schnitt zeigte und das Blut heraus zu quellen begann. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, aber er spuckte nur Blut. Entsetzt starrte ich auf das Messer, das ich bisher nicht beachtet hatte, das voller Blutspritzer war, und dann auf den Freund der Lockwoods, der sich gerade sterbend auf die Seite gelegt hatte. Georges Hemd war blutrot und unter ihm bildete sich eine ebenso rote Pfütze. "Nein! Es tut mir leid! Das wollte ich nicht!", schluchzte ich während ich daran war, den Schnitt mit beiden Händen an seiner Kehle abzudecken und zuzuhalten. Ich schrie: "HILFE!! Jemand zu Hilfe!" Mir rannen die Tränen über die Wangen und ich sah, wie das Licht aus Georges Augen verschwand, seine Bewegungen kraftloser und sein Körper kälter und blasser wurde. Ich atmete schnell. Die Tür wurde aufgestoßen und eine Frau und ein Mann kamen hereingestürzt. Sie mussten meinen Hilferuf gehört haben. Beim Anblick des toten Mannes schlugen sie ihre Hände vor ihren Mund. "Meine Güte, Kind. Was ist denn bei euch passiert?" Ich hörte auf zu weinen und meine Tränen trockneten. Langsam griff ich mit einer Hand nach meinem Messer, das ich fallen gelassen hatte und an dem noch Blut klebte, mit der anderen Hand holte ich mir ein neues aus meinem Gürtel. "Nichts ist passiert", antwortete ich, "aber ihr habt zu viel gesehen, damit ich euch gehen lassen kann." Die beiden Menschen rissen ihre Augen auf, während ich sie angrinste und vom Boden aufstand. Panisch drehten sie sich um und rannten zu der Haustür, an der sie rüttelten. "Die Tür ist abgeschlossen!", wisperte-schrie die Frau dem Mann zu. Auch der schien die Lage nicht zu verstehen, weil die Tür vor wenigen Minuten noch offen gewesen war.

Ich kam den beiden immer näher. Sie drängten sich in eine Ecke, die Frau versteckte sich dabei ängstlich hinter dem Mann und machte ein Kreuzzeichen. Ab da ging alles schnell. Viel zu schnell, um zu sagen, was vor sich gegangen war. Im nächsten Moment sackten die beiden in sich zusammen, Stiche im Bauch und im Herzen, tödliche Schnitte an der Kehle, zertrümmerte Schädeldecken und ausgekratzte Augen. Erschüttert blickte ich auf meine Hände. Diese waren voller Blut, ebenso wie die Waffen darin. "Ich muss hier weg!" Hastig griff ich nach dem grauen Buch und verstaute es unter meinem Anzug. Meine Hände sowie die Tatwaffen wusch ich im Bad des alten Mannes. Das Licht schaltete ich aus, schnappte mir den Schlüssel für die Haustür, die ich zuerst aufsperrte und dann hinter mir zusperrte. Den Schlüssel warf ich danach in den Erdhaufen, den George gegraben hatte und warf noch etwas Erde darauf.

Ohne Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und geräuschlos huschte ich durch die Straßen der Stadt in die Academy. Vor meinem Zimmer blieb ich in einem ausreichenden Abstand stehen, nahm Anlauf und kletterte die Wand hoch. Ein Glück, das Fenster war noch offen und ich konnte hineinklettern. Ich zog den hellblauen Schlafanzug der Academy an und kletterte müde in mein Bett. Schreckliche Träume plagten mich in dieser Nacht, die mich schweißgebadet und schwer atmend aus dem Schlaf aufschrecken ließen.

Am nächsten Morgen kam ich mit dunklen Ringen unter den Augen an den Frühstückstisch, worauf ich stille Blicke von meinen Geschwistern kassierte, die ich allerdings nicht beachtete.
Zum ersten Mal seit DEM Vorfall ging ich Georges Worte durch.

"...das Buch, das deine Mutter selbst geschrieben hatte..."
"...ich versucht, eure beiden Leichen zu finden......ihr wäret ebenfalls ein Teil..."
"...habe ich eine von euch lebend vor mir..."

Er klang so, als ob ich, Caitlyn Hargreeves, die Tochter der berühmten Schriftstellerin Lucy Joane (Carlyle) Lockwood und dem berüchtigten Anthony Lockwood und die tot geglaubte Schwester der Lila Carlyle Lockwood wäre. Caitlyn Carlyle Lockwood. Aber das konnte nicht stimmen, dafür musste ich etwa 51 Jahre alt sein... und das war ich nicht. Außer ich hätte einige Jahre übersprungen... mit Zeitsprüngen."Es sei denn, ich hätte-..." Nein, das konnte nicht sein.

Nach dem Frühstück hatten wir Training. Wir lernten Verteidigung, wobei wir alle nach den zwei Stunden irgendwelche Verletzungen aufzuweisen hatten. Die, die körperliche Beschwerden vom gestrigen Tag hatten, hatten eine kleine Einschränkung, doch im Großen und Ganzen waren wir alle sehr gut. Daraufhin folgte eine Stunde Mathematik, Five hatte sich zu uns gesellt, da Dad ihn gezwungen hatte, weil Five es "später gebrauchen könnte". Pogo unterrichtete mal wieder. Man sah ihm an seinen müden Augen an, dass er schon langsam genug hatte. Deshalb gab er uns kleine Rechenaufgaben, die wir im Kopf so schnell wie möglich lösen sollten. Am Anfang waren es noch babyeinfache Rechnungen wie 2+4. Später wurde es immer schwerer, bis nur noch Nummer Fünf und ich, gelegentlich auch Allison, Antworten gaben. Er schaute mich hin und wieder mit seinem Todesblick an, ich lächelte ihn nur sarkastisch an, während ich die nächste Antwort ausrief: "23.780!" Pogo nickte anerkennend, bevor er die nächste Aufgabe stellte. "∛110.592.000 * 173⫪ + ⁸²⁷⅟₄₆   - bitte rundet auf zwei Nachkommastellen." Die Anderen hatten längst aufgegeben und hatten sich in ihren Sitzen bequem gemacht, um uns zuzuhören. "Die Lösung ist...", eine Person namens Klaus schrie dazwischen und wir wandten uns zu ihm, "... eine Menge an Zahlen." Klaus schien sehr begeistert und stolz auf sich zu sein. Ich hatte mich in die Rechnung vertieft.

Die Kubikwurzel aus 110.592.000 war 480, mal 173 gerechnet waren das 83.040. Mit Pi multipliziert war das Ergebnis 260877,85. 8271 dividiert durch 46 ergibt 179,80 und dieses Ergebnis addiert mit 260877,85 war "261.057,66"!

Alle waren überrascht, auch Pogo, Five allerdings teleportierte sich weg. Was ein schlechter Verlierer. Die restlichen Stunden bis zur Mittagspause verliefen eher langweilig ab. In der Pause las ich in dem Buch weiter, bis dahin, wo in dem Buch erwähnt wurde, dass die Lockwoods den Cubbins ihren ersten Besuch abstatteten. Da wurde mir ein weiteres mal übel und ich musste in mein Bad rennen, um mich zu übergeben. Danach spülte ich mir den Mund aus und betrachtete mich im Spiegel. "Ich muss herausfinden, was es mit all dem Gegenwärtigen auf sich hat."

ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ HᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt