Chapter 48

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Erwartungsvoll, aber doch mit grimmigem Gesichtsausdruck, richteten sie ihre Aufmerksamkeit mir zu.
"Ich habe eben etwas erfahren und ich brauche eure Hilfe", nun waren sie alle Feuer und Flamme.

POV Five

Es war Abend.
Der Mond schien durch mein Fenster.
Ich kniete auf dem Holzboden neben meinem Bett und griff darunter.
Eine Wolke aus Staub kam mir entgegen und ich musste husten.
Ich hatte Recht mit der Vermutung, Mum würde nie unter unseren Betten putzen.
Nach einigem Herumtasten hatte ich etwas in der Hand und holte es zum Vorschein.
Es war ein Gewehr.
Ich wog es leicht und skeptisch.
Es war sehr handlich und bequem.
Besser als ich gedacht hatte.

Um so wenig Geräusche wie möglich zu machen, teleportierte ich mich zuallererst in Caitlyn's Schrank, von wo ich durch die Lamellen hinauslinste, um zu überprüfen, ob alles noch im grünen Bereich war. Perfekt, C lag bis dato in ihrem Bett und schlief.
Sollte ich das wirklich durchziehen? Five, was ist nur aus dir geworden? Du hast normalerweise keine Schuldgefühle und stellst auch deine Entscheidungen nicht infrage.

Langsam öffnete ich die Schranktür und trat heraus, meinen Blick fest auf C gerichtet. Sie lag auf einer Seite und 'schaute' zu mir. Nachdem ich den Schrank wieder geschlossen hatte, nahm ich das Gewehr fest in beide Hände und zielte auf den Kopf des schlafenden Mädchens. Meine Hände zitterten für einen Moment, doch ich konnte mich beherrschen und damit aufhören. Wie bekam ich jetzt ihre Aufmerksamkeit? Ich hatte meinen Finger am Abzug und übte immer mehr Druck auf diesen aus.

POV Caitlyn

Ich amüsierte mich, wie dieser Trottel wirklich dachte, ich würde schlafen.
Wie ich gleichmäßig atmete und nicht bemerkte, wie er den Abzug drücken würde und der Schuss mich aufwecken würde. Die Kugel würde mich nicht treffen, aber ein Loch in das Bett reißen.
Er sah nicht, wie meine Augen kurz zuckten und für eine Millisekunde ein Lächeln auf meine Lippen erschien. Wie konnte er auch?
Ich stand hinter ihm, neben dem Schrank, aus dem er gerade gekrochen kam.
Gar nicht gruselig...
Ich hatte, um es anzumerken, eines meiner geliebten Messer in meiner Hand und wartete auf den richtigen Augenblick, der JETZT kam.

Gerade als der Junge abdrücken wollte, schlang ich meinen linken Arm um seine Kehle und hielt die Hand mit dem Messer dazu. "Na na na, wollte mich da jemand bedrohen, nur um die Wahrheit zu erfahren?" Instinktiv wusste ich, ohne zu schauen, dass sich Shay - er hatte sich übrigens als mich ausgegeben und sich in mein Bett gelegt - in seine übliche Form zurückverwandelte und aufstand. Er ballte seine Hände zu Fäusten, bereit, die anderen Seelen sichtbar zu machen.
Five blieb vor Schreck starr stehen, besann sich aber und teleportierte sich aus meinem Griff und vor mich und richtete die Waffe auf mich. Ich ließ meinen Arm mit dem Messer sinken und grinste.
Five fragte nach: "Wie hast du das geschafft?" Er kniff seine Augen zusammen und zielte mit dem Gewehr auf mein Herz. Ich hingegen hatte nur einen Satz zu sagen. "Du tust mir etwas, wir töten dich."
Nun schien Nummer Fünf noch verwirrter zu sein und man konnte ihm seine unausgesprochene Frage am Gesicht ablesen. 'Wir?'

Wie auf Kommando erschienen auch die restlichen acht Schattengestalten - Shay war ja sichtbar - für Five. Dieser wusste nicht mehr, auf wen er seine Waffe richten sollte und schwang sie hin und her, bis er wieder bei mir zum Stillstand kam.
"Wer sind sie?", wandte er sich an mich. Ich erwiderte: "Ich bin mir sicher, wir können das in Ruhe bereden, ohne gewalttätig zu werden."

Ich ging an ihm vorbei, ließ mich auf mein Bett fallen und klopfte auf einen Platz neben mir. Doch Five stand weiterhin wie angewurzelt am selben Ort und starrte ungläubig in die Luft. Geschlagen seufzte ich, also musste ich doch meine Kräfte an ihm verwenden. Also konzentrierte ich mich auf Five's Geist und befahl ihm mithilfe der Gedankenkontrolle, die Waffe fallen zu lassen und sich zu mir zu setzen. Das tat er auch. Danach betrachtete er mich mit einem erschrockenen Gesicht.

POV Five

"W-was hast du mit mir gemacht?", stotterte ich verblüfft. C lächelte stolz. "Kräfte." Sie stemmte die Hände in ihre Hüften.
So erzählte sie mir, wie sie ihre Kräfte bekommen hatte. Dazwischen musste ich sie unterbrechen und ich beichtete, dass ich Antidepressiva in ihr Getränk gemischt hätte. Erstmal glaubte sie mir nicht, bis ich ein Päckchen dieses Pulvers holte und es Caitlyn zeigte. Glücklicherweise vergab sie mir. "Ein weiteres Mal vergebe ich dir nicht", fügte sie noch hinzu. Deshalb musste ich schwer schlucken.
Ich kam somit zur nächsten Frage und warf einen Blick durch den Raum: "WAS genau sind deine Kräfte oder WER?" Die dunklen Gestalten waren noch immer da.
Mit jedem Aufruf von Name und Fähigkeit zeigte die jeweilige 'Seele', wie C sie auch nannte, ihre Kraft oder sogar Kräfte. Es war beeindruckend.

Da war alles mögliche dabei. Auch alle Superkräfte von meinen Geschwistern und mir. Nach der Vorführung stellte ich die Frage: "Und du, hast du keine Kräfte, C?" Caitlyn kicherte. "C?" Ich wurde schlagartig rot und rechtfertigte mich: "Tut mir leid, ist n-nur ein Spitzn-" Caitlyn legte einen Finger auf meinen Mund, um mich zum Schweigen zu bringen. "Ich finde es niedlich."

Ich wurde nur noch röter¹. "Um deine Frage zu beantworten: Ich habe alle Kräfte meiner Seelen. Zwar weiß ich das erst seit gestern, aber es hat sich herausgestellt, dass ich sie schon sehr viel länger habe. Um genau zu sein, 30 Jahre."
Da sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt hatte, erklärte C mir: "Ich wurde am 1. Oktober 1953 als erste Tochter von Lucy und Anthony Lockwood geboren. Wegen einer Zombieapokalypse musste ich flüchten, bin im Jahr 1994 gelandet. Muss dabei mein Gedächtnis verloren haben und war dazu in einem 5-jährigen Körper. Unglaublich, was?"

"Kannst du laut sagen", lachte ich. Ich spürte und sah aus dem Augenwinkel, wie C mich interessiert beäugte und einen Zeigefinger in Richtung meiner Wange ausstreckte, sie aber wieder zurückzog und in ihren Schoß legte. "Du könntest ruhig öfter lachen, es steht dir."

Abrupt stand ich auf und hatte mein steinernes Gesicht zurück. Wortlos stand ich auf und schnappte mir mein Gewehr, das auf dem Boden lag. "DAS wird nie passieren und das hier ist auch nie passiert, verstanden?" Damit teleportierte ich mich weg und ließ Caitlyn entgeistert zurück.

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¹ Wie zum Henker konnte die Autokorrektur röter zu Eltern ausbessern? -_-

ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ HᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt