Chapter 39

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Der Mann lehnte sich zurück, um in seinen Erinnerungen zu schwelgen, ehe er mit seiner Erzählung fortfuhr.

POV Caitlyn

"Jede Woche oder jeden Monat erhielten wir kleine Briefe, die uns berichteten, wie es ihnen ging und wie das Leben in einer Zombieapokalypse lief. Hin und wieder trafen wir auch Lynn, was uns sehr freute, und wenn sie da war, haben wir ihr ebenfalls Briefe mit. Im Gegensatz zu denen der Lockwoods waren unsere um sehr viel länger. Nur sehr wenige Male besuchte uns die ganze Familie." Joseph oder George rückte auf der Couch zurecht und putzte seine Brille mit seinem Hemd. "Sie weihten uns auch in ihren Plan ein. Wir hingegen versuchten, die großen und mächtigen Personen der umliegenden Städte zu überzeugen, Rettungsmannschaften in das betroffene Gebiet zu schicken und hatten sogar Erfolg. Zu Fuß, in der Luft und in den Abwasserkanälen rückten die Retter an das Haus, in dem sich die Vier befanden, heran. Doch niemand von ihnen schaffte es lebend dorthin. Die Familien der Opfer machten daraufhin einen Aufstand und vertrieben uns. Für viele Jahre hatten meine Frau und ich eine gemütliche Zeit hier auf diesem Friedhof, bis sie an Krebs erkrankte und starb. Und hier bin ich: Ein alter Mann, den niemand besuchen kommt und von den meisten, die sich an jenen Vorfall in den 60ern erinnern, gehasst wird." Er seufzte laut und schmerzvoll. Ich hatte Mitleid mit ihm. "Joseph-", fing ich an, wurde aber unterbrochen. "Bitte nenn mich George", bat er leicht lächelnd. "George, was ist eigentlich mit den Lockwoods geschehen? Sind sie wirklich tot?" Mittlerweile waren die Brötchen weg und ich war dabei, den Donut zu essen.

George lehnte sich nach vorne und stützte sich mit seinen Armen auf den Oberschenkeln ab, während er seine Hände zusammenfaltete. Er sah mir nicht in die Augen. "Ich befürchte, da musst du das Buch lesen. Dort steht alles sehr detailliert-" Mit einem Mal wurde ich zornig und sprang vom Sofa auf. "ICH SOLL DAS VERDAMMTE BUCH LESEN, HABEN SIE GESAGT?!" George schaute mich schockiert an: "Bitte beruhige dich-" Sein Satz machte mich noch wütender. Nun versuchte George, der ebenfalls aufgestanden war, mich wieder auf die Couch zu drücken. Aber ich schlug seine Hände weg und entfernte mich von ihm. Den Teller mit dem Donut hatte ich auf den Boden fallen gelassen, wo er in Scherben zersprang, und das Buch war auch von meinem Schoß gefallen. Der Buchdeckel war umgeknickt und der Buchrücken war auf dem Donut gelandet. Bestürzt kniete ich mich hin und hob das originale Exemplar von "Gespaltene Seelen und Schatten" auf. Verzweifelt wischte ich die Donutreste vom Einband und probierte, den Knick gerade zu biegen. Jedoch blieben fettige, klebrige Flecken zurück und der Knick war noch immer sichtbar. George kniete sich neben sich, wobei seine Kniegelenke laut krachten und meinte: "Caitlyn, weißt du, das Buch, das deine Mutter selbst geschrieben hat, kann sich aus eigener Kraft reparieren. Das Einzige, an das ich mich erinnern kann, ist, dass Lucy und Anthony tot aufgefunden wurden, ihre Kinder aber verschwunden waren. Nach der Apokalypse wurden die toten Zombies auf diesen Friedhof gebracht, darunter auch die Opfer der Rettungsmannschaften, die die großen Personen auf meine Anweisung hin, in den Tod geschickt haben. Für mehrere Jahre habe ich versucht, eure beiden Leichen zu finden, da ich angenommen habe, ihr wäret ebenfalls Teil dieser Viecher geworden. Aber nun habe ich eine von euch lebend vor mir." Wie ein Wunder verschwanden der Knick im Einband und die Flecke vom Donut wie von Geisterhand. Fasziniert drehte ich das Buch in meinen Händen, während George im Hintergrund weiterquasselte. Das ging mir langsam auf die Nerven und ich hob meinen Kopf von der Lektüre. "Hör auf zu reden!!" Doch der Mann war zu erleichtert und zu sehr in seinem Redeschwall, um auf mich zu hören - wenn er mich überhaupt gehört hatte. "ICH HABE GESAGT, HÖR AUF ZU REDEN!", schrie ich und holte unwillkürlich eines meiner Messer hervor. George gehorchte schließlich und wechselte seinen Blick nervös zwischen meinem Gesicht und meinem Messer. "Bitte, du bist nicht so- bitte, habe Gnade-", bettelte er. Wie lächerlich.

ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ HᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt