Chapter 36

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Das Mädchen presste drei Finger vor ihren Mund und starrte mit weit aufgerissen Augen auf den Tisch vor sich.

POV Caitlyn

Woher kam die plötzliche Übelkeit? Ich hatte doch nichts Schlechtes gegessen oder getrunken...
Jetzt kam Pogo wieder herein und ich befahl meinem Magen, sich zu beruhigen. Der Schimpanse entschuldigte sich schniefend und fuhr mit seinem Vortrag fort, während er hin und her spazierte, mit dem Buch in einen Hand und den Gehstock in der anderen. Ich konnte mich auf nichts anderes fokussieren als auf mein Inneres. Unruhig wippte ich mit meinem Fuß auf und ab und Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Panisch wurde ich erst, als ich spürte, wie etwas meine Speiseröhre hoch kam. Noch rechtzeitig konnte ich meine Hand heben und mich aus dem Unterricht entschuldigen, wobei mir das Reden schwer fiel. Ich rannte - meine Hand vor meinem Mund - auf die nächstbeste Toilette und beugte mich in allerletzter Sekunde über die Kloschüssel, bevor ich mich übergab. Meine Haare wurden nach hinten gehalten. Mit schwachen Armen stützte ich mich zu beiden Seiten des Klos ab und hatte die Augen geschlossen.

Nach einer Weile ging es mir schon besser und ich hob meine Hand, um die Spülung zu betätigen, bis mir eine Hand zuvor kam. Ich bedankte mich mit einem leisen "Danke" und drehte mich zu der Person um, welche weiterhin meine Haare festhielt. Es war Five! So schnell ich konnte, stand ich auf und entfernte mich von ihm. "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht angreifen? Du mit deinen Dreckshänden", fuhr ich ihn an. Five entgegnete mir: "Genau deshalb hast du keine Familie, du verweigerst freiwillige Hilfe und fauchst die Helfer auch noch an. Und in unsere Familie wirst du nie gehören. Du wirst nie meine Schwester sein." Ich rollte meine Augen. "Boah, wie viel Schaden deine Worte jetzt angerichtet haben. Meine Welt liegt jetzt in Schutt und Asche, so wie deine Zukunft." Jetzt war mein Gegenüber an der Reihe, die Augen zu verdrehen. Ich fügte noch hinzu: "Wenn du dich weiterhin so benimmst, wirst du nie eine Freundin, geschweige denn einen Freund, bekommen." Five erwiderte: "Dein Liebesleben ist noch tiefer in Schutt, Asche und Geröll vergraben als meine Zukunft und mein Liebesleben zusammen." Der Junge hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und sein Gesicht war meinem so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. Die Stimme des Jungen war einem schreienden Flüstern gewichen. "Außerdem hat jeder von meinen Geschwistern eine oder mehrere Superkräfte. Und nur weil du mittelmäßig mit Wurfmessern umgehen kannst, heißt es noch lange nicht, dass du eine Superkraft hast." Bei jedem seiner Worte hatte er seinen Zeigefinger in meinen Brustkorb gebohrt und seine Augen glühten vor Mordlust.

Ich presste meine Lippen aufeinander und ließ meine Kiefer aufeinander mahlen. "Ich wette mit dir, du bist zu feig, durch die Zeit zu springen. Ein Feigling wie du sollte sich nicht so groß aufspielen!" Five sah mich noch einmal lange an, bevor er sich schnaubend weg teleportierte. Erschöpft lehnte ich mich an die Badezimmerwand und ließ mich daran hinuntergleiten. Ich verspürte einen allzu bekannten Druck auf mir. So blieb ich mehrere Augenblicke liegen, bis eine sanfte Stimme mich in Richtung Tür schauen ließ. Mum stand mit ihrem charakteristischen Lächeln im Türrahmen und fragte mich erneut: "Schätzchen, geht es dir gut? Du siehst blass aus?" Ich antwortete ihr: "Mum... Mir ist nur ein bisschen schlecht und Kopfschmerzen habe ich auch. Nichts Schlimmes." Die Frau kam auf mich zu, nahm vorher noch ein kleines, wolliges Tuch aus einem der Schränke, machte es nass und kniete sich vor mich. Besorgt musterte sie mich aus ihren Roboteraugen, die trotzdem jede Menge Zuneigung und Mitgefühl ausstrahlten und legte mir das Tuch auf die Stirn. Ich lächelte dankend.

Plötzlich wurde ich von Mum hochgehoben, sodass sie mich in ihren Armen trug, und in mein Zimmer gebracht, wo Mum mich auf mein Bett legte. "Ich mache dir noch einen Tee, Schätzchen. Mach es dir derweilen gemütlich", sagte sie und verschwand. Mein Blick fiel auf meinen Schreibtisch, wo etwas darauf lag. Langsam rollte ich mich aus meinem Bett und begutachtete die Sachen.

ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ HᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt