ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ Hᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇs

Chapter 35

Wie tragisch. Aber nicht so tragisch, wie die Stunde Erdkunde, die wir jetzt hatten.

POV Allison

Anders als üblich versammelten wir uns in einem anderen Klassenzimmer und hatten unsere Erdkunde-Sachen auf dem Tisch liegen, hinter welchem wir saßen. Und wir wussten auch genau, warum: Die Verwüstung, die Caitlyn im früheren Klassenraum angerichtet hatte, konnte nicht so schnell beseitigt werden. Ich war mir sicher, dass die Leiche von Mr. Thompson bis dato in der Tafel steckte. Obwohl es kein lustiges Thema war, empfand ich Genugtuung. Der alte Sack hatte es verdient. Karma...
Sofort räusperte ich mich. Da wurde die Tür aufgerissen und Pogo stürmte herein. Sobald er am Lehrertisch angekommen war und sich umgedreht hatte, warf er uns einen undefinierbaren Blick durch seine Halbmondbrille zu. "Da wir aufgrund bestimmter Vorfälle", er bedachte Caitlyn mit einem langen Blick, "keinen Lehrer und keinen Klassenraum haben, werden die nächsten Einheizen hier von mir abgehalten, bis wir eine bereitwillige Person finden." Pogo holte ein Buch aus seiner Tasche und kommentierte: "Holt bitte eure Bücher heraus. Wir beginnen mit einem neuen Thema."

POV 3rd Person

Die Kinder der Umbrella Academy waren alles andere als auf den Unterricht konzentriert. Pogo's ruhige Stimme drang nur gedämpft oder gar nicht an ihre Ohren.

Nummer Eins versuchte, dem Vortrag des Ersatzlehrers zu lauschen, erwischte sich jedoch dabei, wie er Nummer Drei verliebt angaffte.

Nummer Zwei war darin vertieft, mit herausgestreckter Zunge und einem seiner Messer Muster und hin und wieder berühmte Persönlichkeiten, wie John F. Kennedy, in die Holzplatte zu schnitzen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sein Werk und pustete die Holzspäne vom Tisch, die unglücklicherweise in Nummer Drei's Haaren und auf Pogo landeten. Letzterer bekam eine so heftige Niesattacke, dass er sich zeitweilig aus dem Klassenraum verabschiedete.

Nummer Drei kritzelte Herzchen in ihr Erdkunde-Buch und zur Verwunderung aller mit dem Gesicht von Nummer Eins darin. Sie schielte immer wieder zu Nummer Eins hinüber, um auf feine Details seines Gesichtes zu achten und kicherte, wann immer sich ihre Blicke trafen.

Nummer Vier blätterte desinteressiert im Buch vor sich und zeichnete ein paar mal etwas hinein. Wie zum Beispiel Strichmännchen, lange Schnauzbärte für Menschen, und so weiter. Es passierte auch, dass seine Gedanken abdrifteten und Nummer Vier etwas zu fest mit dem Stift aufdrückte. Aber das tat nichts zur Sache, da der Junge nachdem er realisierte, was er tat, die Zeichnungen betrachtete und erkannte, dass er grässliche Kreaturen mit furchteinflößenden Fratzen gezeichnet hatte. Diese waren ihm nicht allzu unbekannt, weil sie ihm, wenn ihr Vater ihn in den Keller sperrte, Angst einflößten und Nummer Vier wochenlang Albträume bescherten, sodass er fast unmerklich zitterte und ihm der Stift aus der Hand fiel. Schreckliche Erinnerungen kamen in ihm hoch

Nummer Fünf, in seinem Zimmer, fand eine kleine Box in der Größe eines Buches und einem kleinen Zettel auf seinem Schreibtisch vor. Zuallererst las er sich den Zettel durch, auf dem in feiner Schrift stand:
𝐽𝑒𝑑𝑒𝑛 𝑇𝑎𝑔 𝑒𝑖𝑛 𝑆𝑎̈𝑐𝑘𝑐ℎ𝑒𝑛. 𝑍𝑢 𝑀𝑖𝑡𝑡𝑎𝑔. 𝐼𝑛 𝑑𝑎𝑠 𝐺𝑒𝑡𝑟𝑎̈𝑛𝑘.
𝑃𝑆: 𝑂𝑝𝑓𝑒𝑟 𝑏𝑟𝑖𝑛𝑔𝑒𝑛 𝑜𝑑𝑒𝑟 𝑂𝑝𝑓𝑒𝑟 𝑤𝑒𝑟𝑑𝑒𝑛.
Der Junge seufzte und erhob sich, während er sich zischend die Ellbogen rieb, mit denen er sich am Tisch abgestützt hatte. Mit flinken Fingern öffnete er das Paket und zum Vorschein kamen kleine Tabletten, die in durchsichtige Säckchen gepackt waren. Sorgfältig nahm er eines heraus und las die Aufschrift. Antidepressiva.

Nummer Sechs hatte dem Vortag von Pogo gespannt gelauscht, aber nachdem dieser aufgrund eines Niesanfalles verschwinden musste, blätterte er geschäftig in seinem Erdkunde-Buch herum und las die Texte, schaute sich die Diagramme und Bilder an und löste nebenbei einige Aufgaben. Man könnte meinen, ein braver Junge, aber er redete beinahe mit niemandem über seine Probleme.

Nummer Sieben ließ ihr Buch und das einiger ihrer Geschwister in der Luft fliegen und hatte Spaß daran, aus den Seiten kleine Origami-Figuren zu machen. Sie bewegte ihren Zeigefinger auf ihrem Tisch hin und her, worauf sich auch die Bücher oder die Seiten in die jeweilige Richtung bewegten.

Nummer Acht hingegen tat nichts. Sie starrte lediglich ihre Hände an, wobei sie immer wieder über die nicht heilende Verletzung an ihrer linken Hand strich. Schleichend wurden ihre pochenden Schläfen zu richtigen Kopfschmerzen, die von Übelkeit und Schwindel begleitet wurden. Unauffällig schaute ihre Geschwister an, um zu überprüfen, ob es ihnen gleich ging, was nicht der Fall war. Das Mädchen presste drei Finger vor ihren Mund und starrte mit weit aufgerissen Augen auf den Tisch vor sich.