Chapter 33

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Endlich hatte er einen großen Haufen hinter sich und etwas musste zum Vorschein gekommen sein, denn er beugte sich hinunter und griff nach etwas. Sogar ich lehnte mich gespannt weiter nach vorne und wollte möglichst wenig verpassen, bis...

POV Caitlyn

...die Person hinter mir laut aufschrie. "Ahhhh!" Entzürnt wirbelte ich auf meinen Füßen zu Five um. Wenn Blicke töten könnten, wäre er definitiv tot. Dieser grinste nur schelmisch - seine grünen Augen funkelten dabei wunderschön - und hatte die Hände in seinen Taschen drin, während er sich an einen Baum lehnte, um sich nicht zu sehr zu belasten, da er noch immer verletzt war. Five hatte seinen Blick auf den Friedhofsanwärter gerechnet, der, sobald ich mich umgedreht hatte, in unsere Richtung schaute und daran war, auf die Stelle, aus der der Schrei kam, zuzugehen. Weil wir nicht geschnappt werden wollten, stand ich ruckartig auf, verlor mein Gleichgewicht, stolperte dabei über einen am Boden liegenden Ast und fiel rückwärts um. Hilflos ruderte ich mit meinen Armen in der Luft, um irgendetwas zu finden, an dem ich mich festhalten konnte, und wurde von etwas Weichem bei der Hälfte gestoppt. Mit schnell klopfendem Herzen schaute ich mich verwirrt um, als das Weiche vor Schmerzen keuchte und die Person unwissend ihre Arme um meinen Bauch schlang. Man konnte hören, wie Joseph mit schweren Schritten immer näher kam. Meine Arme hingen regungslos zu beiden Seiten hinunter auf den Boden. Als ich mich aus Five's Griff befreien wollte, hielt er mich noch fester. Ein vibrierendes, elektrisches Geräusch war zu hören, das ich an meinem Bauch spüren konnte. Ich blickte hinunter und sah, dass ein blaues Licht von den Händen des Jungen emittierte. Mit einem Mal waren wir verschwunden. Alles war so schnell gegangen, sodass ich nur für einen Bruchteil einer Sekunde ein dunkleres Portal erkennen konnte. Jetzt standen wir in der Eingangshalle der Academy, wo Five mich auch losließ. Ich setzte einen angewiderten Gesichtsausdruck auf und wischte mir die unsichtbaren Dreckspuren von meiner Uniform. "Das nächste Mal fragst du, bevor du mich angreifst" Sofort warf Five einen Einwand ein. "Du hast dich doch selber auf mich geworfen-" Der Junge hatte die Augenbrauen zusammengezogen und schaute mich leicht entzürnt an.

"Ohne meine Einwilligung darfst du mich nur anfassen, wenn ich verletzt oder krank bin", fuhr ich fort. Five verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, bevor er sich umwandte. Er war gerade auf der ersten Stufe der Treppe, murmelte jedoch: "Du bist eh schon krank... geistig krank." Ich hatte das natürlich gehört und antwortete herausfordernd: "Was hast du gesagt?" Mein Adoptivbruder drehte sich auf seinem Absatz um und blickte mir in die Augen. Unschuldig hob er die Augenbrauen und zog die Mundwinkel nach unten. "Ich weiß nicht, wovon du redest." In diesem Moment tauchte Mom auf und sprach: "Kinder, kommt essen. Euer Vater und eure Geschwister warten auf euch." Wie immer hatte sie ihr mütterliches Lächeln aufgesetzt. Manchmal könnte man glauben, so fürsorglich wie sie war, Mom wäre kein Roboter, sondern ein echter Mensch mit Gefühlen und aus Fleisch und Blut, so wie Dad, so wie wir und wie alle anderen Menschen. Selbstverständlich kannte ich die nicht so lange wie meine Geschwister, aber ich wusste, dass ich Mom auf Anhieb gern hatte.
Five und ich folgten Mom in das Esszimmer, wo wir uns auf unsere Plätze setzten und zögerlich unser Besteck nahmen.

POV Five (vor dem Besuch auf dem Friedhof)

Hibbelig schaute ich gefühlt das tausendste Mal auf die Wanduhr in meinem Zimmer. Zwei Minuten. Ich schloss meine Augen, streckte meinen Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Gerade saß ich auf meinem Bett und überprüfte alle 15 Sekunden, ob die Pillen, die ich vorhin zermahlen hatte, weiterhin in der Tasche meiner Jacke waren. Ich hatte keine Wahl und außerdem hasste ich das neue Mädchen. Was dachte sie sich dabei, einfach bei uns einzuziehen und sich so aufzuspielen, als wäre sie die Herrin des Hauses? Früher war alles besser ohne Caitlyn. Da hatte mir niemand Beachtung und Zuneigung geschenkt, mit Ausnahme von Mom. Jetzt kam ich damit nicht zurecht, weshalb ich abweisend reagierte. Aber das schien sie nicht abzuschrecken, was mich ehrlich gesagt glücklich machte.
Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen. Fünf Sekunden. Das hieß, das Mittagessen war angerichtet und Mom war mit ihrem Rücken zu dem Tisch gedreht. Perfekt... Nein, nicht perfekt... Nicht, dass ich wollte, dass Caitlyn irgendwelche Pillen bekam, sondern es war der richtige Zeitpunkt. Ich sprang hinunter. Wie erwartet schaltete Mom das Radio an. So schnell wie möglich leerte ich den Inhalt der Tüte in Caitlyn's Getränk und stopfte das Türchen zurück in meine Tasche. Als Mom sich zu mir umdrehte, bat sie mich: "Ah, Five. Wenn du schon so früh da bist, wärst du bitte so nett und würdest Caitlyn holen. In der letzten Unterrichtsstunde ist das Mädchen hinausgerannt."
Ich rollte meine Augen und begab mich auf die Suche nach der Nervensäge.

POV Caitlyn

Alle waren friedlich am essen. Es gab Nudeln mit Tomatensoße. Da ich nichts zutun hatte, betrachtete ich meine Geschwister, wie sie hin und wieder ihr Besteck zur Seite legten und einen Schluck ihres Getränks nahmen. Dadurch wurde auch mein Durst angeregt. Ich platzierte meine Gabel auf dem Teller und griff nach meinem Glas. Unwohl wurde mir, als ich merkte, wie Five und Dad mich anstarrten. Was hatten die Opas nur für ein Problem? Langsam setzte ich mein Glas an meine Lippen und nahm einen Schluck. Es passierte nichts.

ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ HᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt