ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝓅𝒶𝓈𝓉 ∣ Fɪᴠᴇ Hᴀʀɢʀᴇᴇᴠᴇs

Chapter 52

Niemand wollte die Prüfung haben, aber dank C hatten wir es geschafft.

~ am nächsten Tag (Dienstag) ~

POV Caitlyn

Am gestrigen Tag hatte ich meinen Geschwistern die Geschichte erzählt, wie ich meine Kräfte erhalten hatte und welche genau. Sie hingen regelrecht an meinen Lippen und stellten hin und wieder fasziniert Fragen wie "Kannst du deine Kräfte schon kontrollieren?" - Teilweise -, "Bist du wirklich 30 Jahre alt?" - Ja - oder " Woher hast du all dein Wissen?" - Da ich älter bin, muss ich das irgendwo her können und aus meinem Lieblingsbuch. Da auch jemand wissen wollte, welches Buch ich meinte, antwortete ich, dass es besser wäre, sie würden es nicht wissen.

Beim Training malte ich mir verschiedenste Taktiken aus, wie ich unbemerkt aus der Academy kommen konnte. Aufgrund dessen, dass ich mich nicht auf das Hier und Jetzt konzentriert hatte, wurde ich von Five oft besiegt und zu Boden geworfen. Auch Dad bemerkte mein Verhalten, denn er schrie mich an: "Nummer Acht, sei nicht so unachtsam!"
Obwohl Dad mich gemeint hatte, rollten Five und ich beide unsere Augen. Man konnte ganz klar erkennen, dass wir beide unseren Vater mochten - Achtung Satire!

Nach den grauenvollen zwei Stunden kam Five verschwitzt und mit ins Gesicht hängenden Haaren zu mir und verspottete mich: "Ist da jemand so sehr von mir abgelenkt worden, dass sie verlieren wollte?" Dabei hatte er seine Unterlippe vorgestreckt und wackelte mit den Händen. "Von dir? Niemals! Pah!", warf ich zurück und zog eine Augenbraue hoch. Konnte die Nervensäge mich nicht in Ruhe lassen?
Five hänselte weiter: "Ach ja, warum dann, Feigling?"
Feigling? "Ein Feigling wie ich lässt einen Loser wie dich nur allzu gerne gewinnen, damit er sich nicht in der vor Scham und Niederlage in den Schlaf weinen muss." Man sah förmlich, wie Rauch aus Five's Kopf austrat und er musste sich mit aller Kraft beherrschen, seinen nächsten Satz ruhig vorzutragen, ohne auszurasten: "Ich. Bin. Kein. Loser. Und. Ich . Weine. Mich. Nicht. In. Den. Schlaf. B*tch."
"Naw, muss Klein-Fünf etwa heulen? Geh doch zu deinem Dad. Ach, ich hab ja vergessen, dass du Daddy-Issues hast", witzelte ich.

Damit teleportierte sich Five vor mich und deutete mit einem Zeigefinger auf mich. "Wenn du mit deinem hirnrissigem Gerede nicht aufhörst, bringe ich dich eigenhändig um. Verstanden?"
Verdutzt blieb ich einige Sekunden stehen, bevor ich zu lachen anfing. "Oh, ups", sagte ich und wechselte mit einem Mal zu einem traurigen Gesichtsausdruck. Mit weinerlicher Stimme schluchzte ich: "Dein Satz hat mich komplett zu Boden zerstört. Ich denke, ich gehe mich jetzt umbringen."

Mit Objektschaffung erschuf ich lebensechte Tränen auf meinen Wangen und ich stürzte zu einem nahen Fenster, das ich aufriss und mich hinauswarf. Ich hörte, wie Five ebenfalls zum Fenster rannte.

POV Five

Das hatte sie jetzt echt nicht gemacht, oder? Hatten meine Worte wirklich so sehr weh getan? Ich lehnte mich über den Fensterrahmen und erwartete eine vollkommen zerstörte Leiche auf dem Asphalt.

Eine zierliche Gestalt lag auf der staubigen Straße vor der Academy. Sie hatte mehrere Knochenbrüche, alle möglichen Knochen standen in einem unnatürlichen Winkel ab und waren unter der Haut sehr stark sichtbar.

(Bild aus dem Film "Old")

"Oh mein Gott", atmete ich aus, "was habe ich nur angerichtet?" Noch immer in Schock sprang ich die Treppen runter - in diesem Moment dachte ich nicht daran, dass ich mich teleportieren konnte.
Als ich unten war, stieß ich die Haustür auf und bewegte mich schnell zu Caitlyn's Leiche. Und da war sie: vollkommen blutgetränkt und surreal verformt. Ihre verweinten, roten Augen starrten mich leblos und vorwurfsvoll an. Ich sank auf meinen Knien zu Boden und kalte Tränen rannen mir über die Wange. "Ich wollte dich doch nicht umbringen, es tut mir leid, das wollte ich nicht. Bitte komm zurück!" Eine Träne fiel auf meine Hand. Genervt wischte ich sie an meiner Hose weg. Die Leiche verschwamm vor meinen Augen und ich musste meine Augen schließen. Wer hätte Mal erwartet, dass ich meine eigene Familie ermorden würde? Eine weitere Träne fiel auf meine Hand, die ich genauso wütend wegwischte. Würde das vielleicht auch meiner restlichen Familie passieren, wenn ich sie weiter so behandeln würde?
"Nein, ich wollte und will das nicht!"
Ich musste meine Geschwister freundlicher behandeln...
Die nächste Träne landete auf meinen Händen und auf meinem Kopf. Warte, Kopf?

Ich machte meine Augen auf und sah Caitlyn vor mir schweben. Was ging jetzt ab?

POV Caitlyn

Es machte mich traurig, Five tränenüberströmt zu sehen. Als Zeichen ließ ich einen Tropfen Wasser auf seine eine Hand fallen, aber er reagierte nicht. Hatte der Junge einen Tagtraum? Der Arme...
Ich schoss zwei weitere Tropfen auf seine Hände und einen dritten auf Five's Kopf. Jetzt endlich schaute er mich mit roten Augen an und schien mich zu erkennen, wie ich in der Luft flog. "Wie geht das?", flüsterte der Junge. Wie ging was?
Ich kam mit meinen Füßen auf den Boden und kniete mich vor Five, der zusammengesunken war. Besorgt schaute ich ihm in die grünen Augen und wollte wissen: "Five? Geht es dir gut?"

Dieser schaute mich hoffnungsvoll an, streckte eine Hand nach mir aus und legte diese auf meine Wange. "Bist du echt?", raunte er leise, sodass man ihn beinahe nicht verstehen konnte. "Natürlich bin ich echt, was denkst du denn?", ich lächelte leicht. Nun zog Five auch seine Mundwinkel hoch.
"UND JETZT KÜSST EUCH!", schrie Klaus auf einmal. Sofort zog Five seine Hand zurück. Wir beide drehten uns zu Klaus, der eben dazugestoßen war. Five hatte einen wütenden Gesichtausdruck und rief: "Halt deine Fresse, meine Güte!" Er schien seine eigenen Worte zu realisieren, seiner reuevollen Körperhaltung nach zu deuten und entschuldigte sich. "Sorry, Klaus."

Dieser riss seine Augen auf und die Hände in die Höhe. "Soll das jetzt etwa eine versteckte Morddrohung sein?" Doch Five antwortete nicht darauf und zog mich an der Hand mit in die Academy. "Klaus, komm mit!", brachte ich noch heraus, bevor Nummer Fünf uns in das Klassenzimmer teleportierte, wo uns alle erwarteten und uns beide wie eine Museumsausstellung angafften. "Könntet ihr uns bitte nicht beachten?", bat Five in einem freundlichen Tonfall, der alle, inklusive Pogo, zu überraschen schien. Wollte er sich bessern und war ich der Grund dafür? Wenn ja, war das sehr willkommen.