105. Stammkunde| Ayato Kirishima

564 22 0
                                    

»(D/N). Du solltest dir diesen Kerl langsam aus dem Kopf schlagen«, meldet sich Misaki zu Wort und deutet mit einem Kopfnicken auf den Dunkelblauhaarigen, der gerade nach seiner Tasse greift.

»Was? Ich will doch gar nichts von dem!«, rufst du lauter, als du willst und in genau diesem Moment hebt er den Kopf und sieht in eure Richtung.

Deine (A/F) Augen treffen auf seine blauen, und als wäre das nicht schon genug für dich, lässt er seinen Blick über dich wandern.

Sofort kehrst du ihm den Rücken zu und lehnst dich gegen den Theresen.

»Misaki. Musstest du ausgerechnet jetzt wieder damit anfangen?«, hakst du schmollend nach.

»Du kannst so beleidigt sein, wie du willst. Aber es ist doch so: jedes Mal, wenn er hier im Antik auftaucht, hast du nur noch Augen für ihn«, kichert sie und stößt dir leicht mit dem Ellenbogen in die Seite.

»Misaki!«, beschwerst du dich bei der Blondine, die sich vor Gekicher kaum eingekriegt.

»Nein, aber ernsthaft. Dieser Kerl strahlt eine Aura aus, die echt unangenehm ist. Ich frag mich schon seit Tagen, warum er immer um dieselbe Uhrzeit hierher kommt«, gibt die Braunäugige zu und legt ihren Kopf leicht schief.

»Du bildest dir zu viel ein, Misaki. Außerdem können wir doch froh sein, wenn wir ein neuen Stammkunden gewonnen haben«, meinst du.

Kurz wirfst du einen Blick über die Schulter und linst zu dem jungen Mann, der nach wie vor auf seinem Platz sitzt und auf sein Handy sieht.

Für dich scheint dieser Kerl keine einschüchternde Aura zu haben, so wie deine Freundin es behauptet. Er ist für dich ein ganz normaler Kunde, der anscheinend gefallen an diesem Laden gefunden hat.

»Wie dem auch sei. Touka und Ken sind noch im Urlaub, und das heißt für uns, dass wir viel zu tun haben. Also schau diesen jungen Mann nicht mehr an, sondern geh an die Arbeit. Ich habe nämlich keine Lust, dass Touka uns den Arsch aufreißt, wenn die beiden wieder zurück sind«, murrt Misaki.

Du wendest deinen Blick von euren Kunden ab und siehst stattdessen wieder zu deiner Freundin, die gerade eine grimmige Grimasse zieht.

»Das gibt Falten.« Misaki hebt eine Augenbraue an und du deutest mit einem Finger auf deine eigene Stirn.

»Ich bin noch zu jung für Falten.«

»Dann solltest du dir das schleunigst abgewöhnen«, lachst du und stößt dich vom Theresen ab.

Langsam drehst du dich um und wagst einen kurzen Blick zu ihm, wobei sich eure Blicke wieder kreuzen und er winkt mit der Hand, um dir zu signalisieren, dass du zu ihm kommen sollst.

Ohne groß darüber nachzudenken, läufst du schnell um den Theresen und steuerst den Tisch des Dunkelblauhaarigen an.

»Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?«, fragst du höflich, als du vor dem Kunden stehen bleibst und ihn anlächelst.

»Das kannst du in der Tat.« Er greift nach deiner Hand und im nächsten Moment spürst du etwas Scharfes, das sich in deine Handfläche schneidet.

»Ahhh, was tun Sie denn da?«, rufst du unter Schmerzen und entziehst ihm deine Hand. Dabei entgeht dir nicht, dass deine Handfläche sich langsam rot verfärbt.

»Verzeih mir, aber ich musste das tun.« Er steckt das Messer weg, womit er dich verletzt hatte und zieht stattdessen ein Tuch aus seinem Mantel heraus.

Ohne zu fragen greift er erneut nach deiner Hand und verbindet deine Verletzung, bevor er aufsteht.

»(D/N)!«, ruft Misaki alarmiert.

»Halt! Was sollte das ganze?«, willst du wissen, weil du nicht fassen kannst, dass dieser Kerl dir einfach in die Hand geschnitten hat und dann gehen wollte.

Dabei tat er anscheinend so, als ob es etwas alltägliches wäre, jemandem in die Hand zu schneiden.

Misaki hatte anscheinend recht gehabt, was diesen Mann betraf.

»Bleib sofort stehen, du Mistkerl! Ich rufe die Polizei«, schreit Misaki ihn an, als er geradewegs die Tür ansteuert, um den Laden zu verlassen.

Der Fremde reagiert allerdings nicht darauf, sondern verlässt den Laden und Misaki kommt sofort auf dich zu.

»Der ist doch krank! Soll ich dich ins Kran-«, fragt sie, aber bevor sie ihren Satz überhaupt zu Ende reden kann, schüttelst du den Kopf.

•••

»Endlich Feierabend, aber wir sollten wirklich ins Krankenhaus gehen, oder du solltest zum Arzt gehen.« Misaki streckt sich, sodass ihre Knochen einmal knacken und sieht dich etwas mitleidig an.

»Ich werde morgen zum Arzt gehen. Der Schnitt scheint nicht tief zu sein, aber Sicherheit geht vor«, sagst du und schenkst ihr ein müdes Lächeln.

Misaki erwidert dein Lächeln und bleibt auf der Straße stehen, weshalb du es ihr gleich tust.

»Ist etwas?«, fragst du.

»Sieh nicht nach links. Aber da ist dieser Scheißkerl, der dich verletzt hat«, meint sie und packt dich im nächsten Moment am Handgelenk, um dich in die Seitenstraße zu ziehen, die sich zu eurer rechten befindet.

»Was? Misaki! Sollten wir dann nicht die Polizei rufen, anstatt vor ihm weg zu rennen?«, stellst du ihr die Frage und versuchst mit der Blondine Schritt zu halten, aber du stellst dir selbst ein Bein und fällst auf den Boden.

»Autsch!«, jammerst du und setzt dich mit vor Schmerz verzogenen Gesicht auf. Sofort siehst du dich nach Misaki um, die aber nirgends zu sehen ist.

Dabei dachtest du, dass du sie mit dir zu Boden gerissen hättest. »Misa-«, willst du ihren Namen sagen, aber er bleibt dir im Hals stecken, als du spürst, wie dir jemand in deine Schulter beißt.

Ein spitzer Schrei entweicht deiner Kehle und du reißt deine Augen vor Schreck weit auf.

»Mh, köstlich. Du schmeckst wirklich gut, (D/N)«, schnurrt dir Misaki ins Ohr.

Tränen sammeln sich in deinen Augen und du drehst deinen Kopf leicht zur Seite, damit du die Blondine ansehen kannst, die dich angegriffen hat.

»Du bist eine Ghoula. Warum, Misaki? Ich habe dir doch nichts getan!«, hakst du mit zitternder Stimme nach.

»Warum fragst du? Ganz einfach, weil dieser scheiß Ghoul meine Beute verletzt hat und ich wollte dich schon lange, deswegen«, erklärt sie dir, fängt an zu lachen und spielt mit einer deiner (H/F) Haarsträhnen herum.

Das kann doch alles nur ein Alptraum sein, oder?

»Ich wusste doch, dass ich dich gesehen habe.« Du kennst diese Stimme. Sie gehört dem Mann, der dich zuvor verletzt hat.

»Du kommst zu spät. Die Kleine gehört mir! Und zwar mir ganz allein. Nicht wahr, (N/N)? Du willst, dass ich dich esse und nicht er«, fragt sie dich, bevor sie ihre Finger in deiner Wunde versenkt und dir damit einen weiteren Schrei entlockt.

»Aufhören!«, schreist du unter Schmerzen und versuchst ihre Finger aus deiner Wunde zu entfernen, aber du bist zu schwach.

»(D/N). Du wirs-«, fängt Misaki an zu reden, aber unterbricht sich selbst. Du spürst, dass der Druck ihrer Finger nachlässt und das nutzt du aus, um diese aus deiner Wunde heraus zu ziehen.

Mit wackligen Beinen stehst du vom Boden auf und drehst dich zu den beiden um. Du kannst gerade noch sehen, wie die Kralle des Fremden verschwindet, bevor du deinen Blick auf den Boden richtest.

»Ich habe dir eine Menge Ärger bereitet, aber ich war schon lange auf der Jagt nach ihr.«

»Komm mir nicht zu nah!«, zischst du, als du hörst, dass er sich wieder in Bewegung setzt und hebst den Kopf an, damit du ihn wieder ansehen kannst.

»Du bist schwer verletzt und brauchst ärztliche Hilfe, oder willst du sterben?«, stellt er dir die Frage und fixiert dich mit seinem Blick.

»Nein, ich will nicht sterben.« In diesem Moment bleibt er vor dir stehen und hebt dich im Brautstyle hoch.

»Gute Entscheidung, (D/N).«

»Wie heißt du eigentlich?«, stellst du ihm die Frage.

»Ayato Kirishima.« Stellt er sich dir vor und schenkt dir ein Lächeln, das dich dahinschmelzen lassen würde, wenn du nicht gerade leiden würdest.

Ayato setzt sich mit dir in Bewegung und verlässt zusammen mit dir die Seitenstraße.

»Dein Name kommt mir bekannt vor, Ayato.«

»Das sollte er auch. Immerhin arbeitest du mit meiner Schwester im Antik. Ich werde dir alles erzählen, aber jetzt ruh dich ein wenig aus, bis wir im Krankenhaus sind«, erklärt er dir.

Müde nickst du mit deinem Kopf, was wohl ein Fehler deinerseits ist, weil du dadurch noch mehr Schmerzen hast. Aber das ist schnell vergessen, wenn dieser Mann dir in die Augen sieht.

Misaki hatte Unrecht. Seine Aura ist nicht unangenehm. Nein, sie hat etwas Anziehendes an sich, was dich fasziniert und innerlich hoffst du, dass es nicht das letzte Mal ist, dass du ihn gesehen hast.

ᴀɴɪᴍᴇ ᴏɴᴇ sʜᴏᴛsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt