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Es war das laute Tönen des Weckers, das Levi aus seinem mehr oder weniger erholsamen Schlaf riss. Mit einem Auge öffnend hob er sein Handy, um auf die Uhr zu sehen – 5.30 Uhr in der Früh. Er brummte und rieb sich einmal über die Augen, ehe er zum Bettrand rutschte und aufstand. Er griff sich das T-Shirt, was über einem Stuhl in seinem Schlafzimmer hing, und zog es sich über.
Er ignorierte das gewohnte Quietschen der Dielen, wenn über eine bestimme Stelle in seinem Flur lief. Er hörte es jeden Morgen, da lernte man irgendwann, es zu überhören.

In der Küche angekommen machte er sich zuallererst einen Kaffee, um wacher zu werden. Normalerweise bevorzugte er eher Tee – Schwarztee – doch half dieser nun mal nicht so gut, wie ein guter Kaffee. Auch wenn er nicht der beste war, den Levi getrunken hatte. Das Frühstück blieb aus, da er morgens nie besonders hungrig war. So hatte er noch genügend Zeit für andere Dinge. Wie zum Beispiel das Duschen. Seine nächste Station war das anliegende Badezimmer. Er war ein Schnellduscher und brauchte deshalb nur knappe drei Minuten, um seine Routine durchzuführen.
Es war dieselbe Abfolge wie seit zwei Jahren. Es hatte sich, seitdem er hier war, nie etwas daran geändert. Und er fand es auch gar nicht so schlimm. Er fand es besser so, wenn alles seine Ordnung hatte. So konnte er sich auf andere Sachen konzentrieren. Beispielsweise auf seinen Job – als Hauptkommissar bei der örtlichen Polizeistation.

Nachdem er sich alle seine Sachen geschnappt hatte, lief er die Treppen runter zur Straße. Dort parkierte sein Auto. Ein schwarzer Audi, neueres Modell – sicher nicht gerade billig. Er empfand es als unnötig, sich den vollen Namen des Autos zu merken. Es sollte nur fahren können, das war seine einzige Voraussetzung.
Es ertönte das gewohnte Geräusch, wenn er das Auto aufschloss. Schnell setzte er sich hinters Steuer und fuhr los.
So wie es aussah, könnte es wohl wieder etwas länger brauchen, bis er bei der Arbeit war. Am Montagmorgen spielte der Verkehr verrückt. Alle wollten pünktlich bei der Arbeit sein, Levi aber auch. Deshalb tippte er ungeduldig auf den Lenker. Er hasste die Unruhe in einer Stadt. Er war noch nie ein geselliger Mensch gewesen, er blieb lieber in seinem eingewöhnten Kreis. Wenn man es denn so nennen konnte.

Sobald er an dem Gebäude, an dessen Front in blau „SPD" geschrieben stand, parkte er sein Auto und stieg aus. Aus dem Augenwinkel heraus sah er ein paar seiner Kollegen, wie sie sich unterhielten und – gegebenenfalls – eine rauchten. Da konnte der Schwarzhaarige nur entsetzt das Gesicht verziehen. Ihm war das Prinzip dahinter, sich die Lunge kaputt zu machen, schon immer fremd gewesen.

„Guten Morgen, Ackermann!", kam es von einem seiner Kollegen, der an ihm vorbeilief. Levi zog die Augenbrauen angesäuert zusammen, als der Typ seine schwitzige Hand zur Begrüßung auf Levis Rücken legte. Es wäre jedoch nicht von Vorteil, würde er seine Stimme ihm gegenüber erheben. Nicht, weil er ihm untergestellt wäre – denn das war Levi nicht -, doch wollte er auf ein unnützes Gerücht lieber verzichten. So hob er nur kurz die Hand als Begrüßung und lief weiter.

In seinem eigenen Büro angekommen legte er mit einem Seufzer die Tasche ab, die er jeden Tag mit sich trug. Als er sich auf den Stuhl setzte, bekam er wie immer dieses nicht gut klingende Geräusch zu hören. Er hatte schon mehrmals einen Neuen beantragt, doch nach Monaten der Wartezeit hatte er es aufgegeben. Schließlich hatte er sich damit abgefunden. Wie gesagt, man lernte es zu überhören.
Er startete seinen Computer und verdrehte sogleich die Augen, als er sah, was heute so alles für ihn auf dem Plan stand. Seine Arbeitskollegen hatten sich mal wieder auf ihren fetten Ärschen ausgeruht und die ganze Arbeit sitzen gelassen. Jetzt war es Levi, der sich darum kümmern musste – sonst würde es keiner machen.

Kurz nach 9 Uhr hörte er ein Klopfen, so dass er den Kopf kurz vom Bildschirm abwandte und den Kopf zur Tür drehte. Erwin Smith, der Leiter dieser Station, stand dort. Levi zog eine Augenbraue nach oben, da es ihn nun doch etwas wunderte, dass sein Boss von allein hier antanzte und scheinbar etwas von ihm wollte. Sonst schickte er immer jemanden. So viel konnte er in den knappen zwei Jahren, die er nun hier arbeitete, aufschnappen.

„Levi? Ich muss dich mal eben sprechen", sagte er mit tieferer Tonlage. Darauf nickte der Schwarzhaarige. Er beendete eben das Programm und lief dann dem Blonden hinterher. Im Hintergrund hörte er, wie die anderen durch ihre Büros und durch die Flure hechteten, telefonierten oder mit Stapeln an Papieren an ihrem Schreibtisch saßen.
Diese momentane Aufruhe war nicht verwunderlich. Immerhin war gerade viel los. Die Scouting Legion genoss derzeit viel Aufmerksamkeit. Sowohl von den Bürgern als auch von der Regierung. Die Fälle häuften sich und die Opfer wurden mehr. Es war, als würden sie auf ihrem Höhepunkt sein, was wahrscheinlich sogar der Fall war.

„Setz dich", meinte der Größere und deutete auf einem Stuhl, der vor seinem mächtigen Schreibtisch stand. Er kam dem nach und saß somit gegenüber seinem Boss. Er kannte ihn zwar nicht sonderlich lange, jedoch gefiel ihm die bedrückende Stille nicht, die gerade die Überhand gewann. Nochmals ging er im Kopf durch, ob er etwas vergessen hatte, doch er fand nichts. Es fiel ihm manchmal schwer, in Erwins Kopf zu schauen. Denn der Blonde war dafür bekannt, unvorhersehbare Entscheidungen zu treffen und manchmal laufende Ermittlungen aus der Bahn zu werfen.
„Also. Was willst du von mir?", murrte Levi. Er war noch nie sehr einfühlsam oder trug generell nach außen, was in ihm vorging. Er empfand Höflichkeit ebenfalls als unnötig. So mit der Zeit war Erwin mehr als nur einmal Zeuge von Levis speziellen Charakter geworden.
„Wie du sicher weißt, ist die Scouting Legion momentan unser Hauptproblem. Es gibt viele Opfer, viele Verletzte, viele Hinterbliebenen. Wir allein in Stohess kommen damit nicht zurecht..." – „Was ist damit?", unterbrach Levi ihn. Er konnte diese Rumrederei noch nie leiden. Das würde sich auch nicht an der Oberfläche ändern. Erwin seufzte.
„Wie dem auch sei... Das Ministerium hat uns einen zur Unterstützung geschickt. Ein Neuer. Er scheint wohl noch nicht viel Erfahrung zu haben, was die momentane Lage betrifft." – „Was nützt uns jemand, der sowas noch nie gesehen hat? Der würde uns sicher helfen", erwiderte er, sein Sarkasmus war dabei deutlich rauszuhören. „Den Grund warum kenne ich auch nicht. Aber wir können ihn auch nicht einfach wegschicken. Er ist Grisha Jägers Sohn." – „Grisha Jäger? Dieser berühmte Arzt?", fragte Levi mit einem etwas abfälligen Ton, worauf Erwin zustimmend nickte.

Es änderte so einiges. Sowohl im guten als auch im schlechten Sinne. Doch es waren wichtige Informationen.

„Seit wann ist Jäger bitte Polizist? Und was will er hier?" – „Keine Ahnung, Levi. Ich kann da jedenfalls nichts machen. Wir sollten einfach dankbar sein, dass wir überhaupt Unterstützung bekommen... Aber da er neu ist, wirst du ihn übernehmen." Der Schwarzhaarige weitete seine Augen. Hatte er sich gerade verhört? „Ich soll den Bengel übernehmen? Warum das denn bitte? Soll sich doch jemand anderes um ihn kümmern..." – „Weil ich dir vertraue. Du hast die besten Voraussetzungen dafür", antwortete der Blonde. Levi schnaubte und nickte danach.
„Wie heißt der noch gleich?" – „Sein Name ist Eren." Eren... Gar nicht mal so schlecht.

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt