seventeen

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Nachdem Hanji ihm diese Worte an den Kopf knallte, war es eine kleine Ewigkeit ruhig geblieben. Eren verstummte und hatte sich nicht mehr getraut, nur noch ein Wort dem hinzuzufügen. Auch wenn das noch lange nicht hieß, dass Eren nun weniger negativ oder anderes über den Schwarzhaarigen dachte. Für ihn war er immer noch der Corporal, der das Blut von so vielen anderen Menschen an seinen Händen trug. Blöde Vergangenheit hin oder her. Eren hatte es auch nie leicht.

Er durfte die ganzen Jahre bei seinem Vater sitzen und den perfekten Sohn spielen. Dieses falsche Lächeln brannte sich förmlich in sein Gesicht - beinahe wirkte es echt, aber das war es nicht. Er durfte sich nicht widersetzen, sich wehren, sondern musste einfach perfekt sein. Und seitdem Eren seinem Vater den Rücken gekehrt hatte, hatte er nie wieder nur ein Wort von ihm gehört. Nicht mal dann, als Eren die Akademie als einer der Besten abgeschloss. Andere Väter, und da war Eren sich sicher, wären zu der Abschlussfeier gekommen. Oder hätten wenigstens angerufen und gratuliert. Doch von Grisha kam gar nichts. Es war nur Armin, der da war und mit ihm gefeiert hat. Schließlich mussten sie allein die Flasche von Erens Lieblingssektes öffnen. Doch das machte ihnen nichts aus.

Solche Situationen waren Eren bereits bekannt. Er war allein mit seinem Vater. Warum nicht seine Mutter da war? Die Antwort war simpel: Sie war gestorben als Eren gerade einmal zehn Jahre alt war. Er erinnerte sich gerne an früher. An die Zeit, in der alles noch nicht so verkorkst war. Es war einfach besser als heute. Grisha - Eren hatte aufgehört, ihn als seinen Vater zu sehen - stürzte sich in die Arbeit rein. Nur selten war er auch länger als zwei Tage Zuhause, hatte etwas mit Eren unternommen. Es verging nicht viel Zeit, bis Eren sehr früh erwachsen werden musste. Sein Vater machte Karriere und Eren trug die Last. Vor der Kamera, beispielsweise bei einem Interview, spielte er den Vater, aber wenn es vorbei war, sah Eren ihn nicht mehr. Nur seine Assistentin, die den Braunhaarigen nach Hause begleitete. Sie war sowas, wie Erens große Schwester, wenn man sie denn so nennen konnte.

Und gerade jetzt, wo Eren in Gedanken auf seiner Matratze saß, fragte er sich, wie es den anderen ging. Wie ging es Armin? Suchte er bereits nach Eren? Machte er sich große Sorgen? Es waren immer dieselben Fragen in seinem Kopf. Immerhin waren er nun eineinhalb Wochen hier. Und in dieser Zeit hatte er immer noch nicht herausgefunden, warum er überhaupt hier war. Zumindest teilweise.

Gestern hatte er Levi bei einem Telefonat gehört, wie er etwas von einem „Zweiten Teil" erzählte. Nur fand Eren nicht heraus, um was es sich dabei handelte. Er saß hier, allein. Levi war gerade nicht da. Wie so oft in letzter Zeit. Obwohl es Eren eigentlich beruhigen sollte, tat es das nicht.

Levi war zwar nicht da, doch hatte er dafür gesorgt, dass Eren nicht fliehen konnte. Denn er sperrte ihn in einen Raum seiner Wohnung. Und egal wie oft Eren es versuchte, er konnte aus diesem Raum nicht raus. Die Tür besaß nicht mal eine Klinke, nur ein Metallfeld. Levi hatte wie bei der anderen Tür seine Hand dagegengehalten, also musste es etwas damit zu tun haben.

Aber bei Eren funktionierte das nicht. Wäre aber auch zu schön gewesen.

In diesem Raum waren wie bei den anderen keine Fenster, nur die Lüftung. Es befanden sich lediglich seine Matratze und seine Decke mit Kissen in diesem Raum. Ein grelles Licht, was ab und zu auch flackerte, war die einzige Lichtquelle. Gnädiger Weise bekam er von Hanji eine Armbanduhr, mit der er wenigstens versuchen konnte, die Zeit im Blick zu behalten. Zwei Mal täglich kam jeweils jemand in den Raum, den Eren nicht kannte, und stellte ihm etwas zu Essen hin. Doch Eren verlor den Appetit und aß nichts.

Er hatte einfach nicht die Motivation dazu.

Diese paar Tage fühlten sich an wie eine Ewigkeit, es kratzte an Erens Kraft. Er war allein, in diesem Raum, ohne auch nur eine Information, was denn nun hier los war. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, fuhr sich über die Haut.

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt