Er rieb sich den Nacken, als er den Gang hinunterlief. Es fühlte sich so an, als wäre seine Wirbelsäule aus Stein, was nach stundenlangen Sitzen kein Wunder mehr war. Seitdem Kenny außer Haus war, hatte er Levi als Stellvertreter die ganze Arbeit aufgeladen. Und der Schwarzhaarige war wirklich keiner, der nur hinterm Schreibtisch saß. Das überließ er lieber den anderen, die dafür auch bezahlt wurden. Doch er konnte sich Kennys Anordnung nicht widersetzen, da er wohl kaum jemand sein mochte, der ständig unter seiner Kontrolle stehen wollte. Da hatte er lieber seine Freiheit und konnte machen, was er wollte.
Das war eines der Dinge, wofür die Scouting Legion stand – Freiheit. Hier scherte es keinen, wer man war oder zu sein versuchte. Wie man aussah und was für eine Sexualität oder Geschlecht man hatte. Hier war man einfach der, der man sein wollte. Daher wunderte es Levi nicht, wenn er mal hier und dort in ein bestimmtes Szenario reinplatzte, was er nur mit einem Augenrollen kommentierte und wieder seiner Wege ging.Aber er hatte nun weitaus was anderes vor, als dem seine Gedanken zu widmen. Er musste Eren und Armin von Annie abholen, da diese bald dran war. Schließlich war sie nicht umsonst bei der SL. Sie hatte einen Auftrag, den sie erledigen musste – da führte kein Weg vorbei. So schlenderte er weiter, bis er auf die bekannte Tür traf und sie mit einem Schritt öffnete.
Vor ihm spielte sich dasselbe Bild ab, wie als er die beiden bei Leonhardt abgegeben hatte. Er zog eine Augenbraue skeptisch hoch, als er den Raum betrat. Der Blonde und Braunhaarige saßen auf dem Sofa und schienen sich dem Anschein nach zu unterhalten. Doch darauf nahm er keine Rücksicht, worauf er sich zwischen den beiden auf dem gepolsterten Stück niederließ. Sofort verstummten die beiden Stimmen und hatten die Augen erschrocken geweitet. Der Schwarzhaarige spickte zu seiner Rechten, wo Eren war. Der Braunhaarige schluckte sichtbar und rutschte ein Stück beiseite.
Levi gefiel, dass er schnell geschaltet hatte. Da schien das alles wohl doch Eindruck hinterlassen zu haben.
Armin jedoch bewegte sich stur nicht einen Millimeter, worauf der Schwarzhaarige schnaubte.„Na? Hatten die Kinder Spaß im Kindergarten?", sprach er mit sarkastischem Unterton aus und legte seine Arme auf die lehne. Eren verzog kaum merklich die Mundwinkel und Armins Augen wurden ein Stück dunkler. In gewisser Weise amüsierte es Levi, was für eine Wirkung er auf die beiden hatte.
Einen Augenblick später, der mit tiefem Schweigen gefüllt war, kam die Blondine ins Zimmer. Sie atmete überrascht ein, als sie den Corporal auf ihrem Sofa sitzen sah. Sogleich kam sie zum Stehen und salutierte. „Corporal", kam es von ihr mit festem Ton. Levi seufzte und stand auf, lief zu ihr. „Haben die beiden in irgendeiner Weise Probleme gemacht?", seiner Stimme lag ein eindringlicher Ton inne, der Annie tiefsten Respekt gegenüber den anderen spüren ließ. „Nein, Sir. Alles war in Ordnung." – „Das will ich ja hoffen", waren seine Worte, bevor er wieder zu den anderen schritt und einen auffordernden Gesichtsausdruck zeigte.
„Ab geht's. Ich habe noch andere Dinge zu erledigen, als auf euch zu warten", brummte er mit tiefer Stimme und machte mit der Hand eine befehlende Geste. Armin und Eren standen wie gefordert auf und wollten gerade loslaufen, als die Stimme des Corporal ihre Schritte verstummen ließ.„Leonhardt. Du hast noch was zu erledigen. Sei in zehn Minuten am Gate A3." Verstehend nickte die Blonde und salutierte noch ein letztes Mal, bevor die drei aus ihrem Sichtfeld verschwanden.
Auf dem gesamten Weg zu Levis Räumen lag eine angespannte Stimmung in der Luft. Nur Levi schien dies nicht zu stören, weil er einfach weiterlief und die anderen beiden gar nicht beachtete.
Der Braunhaarige warf Armin einen fragenden Blick zu, worauf er mit verzogenen Augenbrauen und einem Kopfschütteln verneinte. Eren nickte.
Doch er hielt diese Atmosphäre nicht mehr aus. Es viel ihm gerade zu schwer, zu versuchen sich die Gänge zu merken. In seinem Kopf waren gerade viel zu viele andere Dinge, die dies gerade unmöglich machten.„Levi...?", erklang es seine Stimme mit einem leicht unsicheren Ton. Der Schwarzhaarige schaute kurz über seine Schulter und brummte als Zeichen, dass er zuhören würde. „Wann trainieren wir eigentlich wieder?" Verwundert hob er eine Augenbraue hoch und blieb stehen. „Du willst wissen, wann wir weiter machen? Ich höre zum ersten Mal, dass du dieses Thema von selbst ansprichst. Dabei weißt du genau, was passieren kann, wenn du mich nicht zufriedenstellt", sprach er leise und musterte Erens Gesichtsveränderung, er war skeptisch.
„Ich weiß. Nur... bin ich neugierig." Levi schnaubte mit einem Schmunzeln. „Das Kätzchen ist also neugierig, huh? Pass auf, sonst verbrennst du dir noch deine Zunge", er zeigte einen schelmischen Blick, der Eren schlucken ließ. Armin sagte in dieser Situation nichts, da er nur beobachten wollte.Dieser Augenblick war ein guter Beweis dafür, dass Eren nicht mehr er selbst war. Nie würde er so schnell und so sehr sein Wesen ändern oder unterdrücken, wenn er nicht einen triftigen Grund dazu hätte. Er war einst eine starke Persönlichkeit, die bei manchen Sachen keine Grenzen kannte. Der Corporal hatte diese Veränderung mit Gewalt erzwungen und Eren manipuliert. Und es war kein Geheimnis, dass er das sicher schon bei einigen anderen Leuten getan hatte.
Menschen, die sich für etwas besseres hielten, konnten sich nicht verändern. Sie veränderten die Menschen um sich herum, damit alles nach ihren Vorstellungen verlief. Und so ein Mensch war Levi. Ein mieses Schwein, dachte Armin.„Ich muss dich leider enttäuschen, Eren. Momentan habe ich nicht die Zeit, mich dauerhaft um dich zu kümmern. Es gibt Dinge, die haben Vorrang." Als Armin zu Eren blickte, konnte er in seinen Augen eine Spur von Enttäuschung sehen. Der Blonde blinzelte ungläubig. Was...? „Auch wenn ich das gerne tun würde. Immerhin... ist es recht amüsant", gab der Schwarzhaarige mit einem Hauch von falscher Freundlichkeit im Unterton von sich. Erens Blick erhellte sich für einen kurzen Moment, was auch dem Blonden ins Auge fiel. Und wiederum wurde er nicht schlau daraus. So weit war es schon?
Hatte er Eren schon da, wo er ihn haben wollte?
...
„Ich muss noch etwas arbeiten. Nur ein Mucks von euch und ihr wünscht euch, niemals geboren worden zu sein." Danach schloss er die Tür und lief in den anderen Teil seiner Wohnung. Er ließ die beiden somit allein. Aber da sie die Tür nicht öffnen konnten, machte sich Levi gar nicht erst die Sorgen, dass sie eventuell irgendeine Dummheit anstellen könnten. Wie gesagt, er spielte nicht gerne. Doch wenn sich einer der beiden dazu entschied, seinen Gedultsfaden überzustrapazieren, würde dieser schon sehen, was er davon hatte.
„Eren, was war das vorhin?", sein Ton war eindringlich und ein stechender Blick begleitete ihn. Der Brauhaarige legte nicht wissend, was er meinte, den Kopf schief und setzte sich auf die Coach. „Ich weiß nicht, was du-" – „Du weißt es echt nicht? Hat er dich schon so unter Kontrolle, dass du es nicht merkst?!", seine Stimme wurde lauter, worauf Eren überfordert die Augen weitete. „Was?... Wie- Er hat mich nicht unter Kontrolle!", widersprach er standhaft, „Was soll das, Armin?" Verständnislos zog er die Augenbrauen zusammen und forderte somit den Blonden auf, ihm das alles zu erklären. Doch er achtete gar nicht darauf und ließ sich neben seinem Freund auf der weißen Couch nieder. Armin legte das Gesicht in die Hände und seufzte tief, dachte nach.
Nach einem kurzen Augenblick sah er auf, ein neuer Ton lag in seinen Augen. Er ließ Eren bereits etwas vermuten, was ihn sich mulmig fühlen ließ.
„Es reicht. Wir können nicht mehr hierbleiben. Wir verschwinden, so schnell wir können. Am besten sofort."
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Personalities [Ereri/Riren]
Fanfiction•[Part 1 - 3]•[German]•[kann ohne Vorwissen gelesen werden]• Gerade erstmal ein Jahr im Dienst wird Eren Jäger nach Stohess versetzt. Dort bekommt er seinen ersten richtigen Fall zugewiesen, und mit ihm einen neuen Partner. Doch ist er nicht so, wie...