Epilog

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Als er ausatmete erschien vor ihm eine kleine Wolke, die bewies, wie kalt es gerade war. Mit nichts weiter als die für ihn bereitgestellte, mehr oder weniger warmhaltende Jacke stand er da in Handschellen und wartete darauf, dass sein Transporter einfuhr. Mitsamt drei Wächtern um ihn herum befand er sich vor dem hinteren Tor des Gefängnisses. Er begann mit dem Fuß auf den Boden zu tippen, da er nun schon mehr als eine halbe Stunde wartete. So, wie er bereits mitbekam, war der Wagen durch die glatten Straßen verhindert worden und würde nun länger brauchen. Nicht, dass es Levi stören würde. So hatte er mehr Zeit, in der er über seinen Plan nachdenken konnte, wie er Eren befreite. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ihm die Leute dort erzählten, denn mit Sicherheit war sein Vater auch da. Und dieser war, nach seiner Aktion, nicht gut auf Levi zu sprechen.

Und so, wie Levi den Arzt einschätze, würde er alles tun, damit das Ansehen der Jäger-Familie nicht noch weiter in den Dreck gezogen würde. So ein Mann wie Grisha Jäger empfand keinerlei Rückhalt dabei, also würde er alles in die Wege leiten, um Erens Anschuldigung – die Morde – nichtig zu machen. Er wollte Eren wieder zu sich holen. Aber Levi war sich sicher, er würde den Braunhaarigen wie schon in den Jahren zuvor nicht eines Blickes würdigen. Und so, wie er Eren kannte, würde dieser es ebenfalls nicht tun. Doch der Braunhaarigen wird sich sträuben, er wird dabei nicht freiwillig mitmachen. Der Schwarzhaarige sagte es bereits, Eren wollte nicht zu seinem alten Leben zurück.

Für die Öffentlichkeit wäre es ein Segen, dass der Sohn Grisha Jägers, Eren, zurückkäme. Das würde die Türen für die Presse offenreißen und so dem Arzt die Vorteile entgegenbringen – und das konnte Levi ihm nicht geben. Nicht nach dem, was er Eren antat.

Und nachdem noch weitere Minuten in der Kälte vorübergingen, sah der Schwarzhaarige, wie sein Wagen in den Hof rollte. Er kam vor ihm zum Stehen und im nächsten Moment spürte er bereits, wie einer der Wärter ihn mit der Hand nach vorne drückte. Darauf verzog Levi die Lippen angesäuert. Doch würde er sich jetzt irgendwie auflehnen, so sehr es auch verlockend schien, durfte er jetzt nichts unternehmen. Das würde alles nur noch weiter verzögern, als es ohnehin schon war. Er konnte sie, besonders ihn, nicht warten lassen.

„Hinsetzen, Ackermann!", sagte einer der Männer mit gefährlicher Stimme und drückte den Schwarzhaarigen in den Sitz, machte ihn fest und schnallte ihn an. Levi gab ein „Tch" von sich und blickte aus dem Fenster. Dort erblickte er Erwin, wie er am Fenster stand und mit einem siegessicheren Grinsen zu Levi sah. Dadurch hoben sich auch die Mundwinkel des Bosses der SL und er schaute ihm mit einem selbstgefälligen Lächeln entgegen. Nach dem Motte „Warte nur ab, das Beste kommt zum Schluss". Man musste nicht mal zu Smith sehen, um zu wissen, dass er es genauso verstanden hatte. Darauf zog der Blonde beide Augenbrauen zusammen und griff nach der Kaffeetasse, die direkt neben ihm stand. Levi schnaubte und schaute wieder nach vorne.

Und ab da, ging es los. Der Sinn hinter dieser kleinen Reise war es, ihn zu einem neugebauten Hochsicherheitsgefängnis zu bringen. Und dort würde er bis zu dem Tag, an dem sein Leben ein Ende finden sollte, in einer Isolationszelle verrotten – so der Plan von Dawk und Smith. Aber ob das auch genauso passieren würde, war eine andere Sache. Immerhin war es Levi Ackermann, von dem hier die Rede war. Hätte er nicht die Fähigkeit, sich selbst immer durch die schwierigsten Situationen zu bringen, sogar den Tod, dann müssten sie sich gar nicht die Mühe machen, ihn irgendwo zum Sterben hinzufahren. Denn dann wäre er schon längst tot.

Und gleich danach würde er alles in Bewegung setzen, um Eren zu holen.

Es war schon ungewöhnlich... Zu Anfang war Eren nichts weiter als ein kleiner Zeitvertreib. Levi hatte es mit vollen Zügen genossen, jeden Tag Eren ein Stück weiterzutreiben. Er nutzte diese Unterlegenheit aus und machte ihn zu dem, was Levi wollte. Für andere war der Braunhaarige ein Monster, aber für Levi war er mehr als das. Er war zu der Person geworden, an die er am meisten denken musste, wenn er nicht bei ihm war. Ganz im Gegensatz zu dem, was er am Anfang für den Braunhaarigen übrig hatte. Er merkte relativ schnell, dass es mehr als nur platonische Gefühle waren, er konnte sie nur nicht so richtig benennen. Und hätte er Hanji nicht, hätte er wahrscheinlich noch einiges länger im Trüben fischen müssen. Doch nun war es ihm klar.

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt