EIGHTTEEN

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Inzwischen waren drei Tage vergangen. Und in dieser Zeit kam Eren die Scouting Legion besonders still vor. Egal, wann er durch die Gänge lief, egal wo, es war immer leise. Als wäre keiner da, dabei war das nicht der Fall. Die Gesichter der Leute waren blank, zeigten noch weniger Emotionen als sonst. Er hatte das Gefühl als würde er mit Leichen sprechen, dabei sorgten sie sich nur um ihren Anführer. In den letzten drei Tagen war Levi immer noch nicht aufgewacht. Er hatte noch Fieber, aber seine Haut war nicht mehr all zu blass. Sein Körper erholte sich, wenn auch nur in kleinen Schritten. Jeder wartete gespannt darauf, wann er wieder aufwachen würde und somit alles regeln konnte. Man merkte deutlich, dass den Leuten etwas an ihm lag, denn sie bereiteten sich darauf vor. Sie wussten, wenn sie sich nicht anstrengten, würde Levi ihnen eine Predigt halten, dass sie in seiner Abwesenheit nur auf ihrem Arsch gesessen und keine Arbeit geleistet hätten. Sie empfanden tiefsten Respekt zu dem Schwarzhaarigen.

Und so auch Eren. Er saß die letzten Tage, wann immer er konnte, neben Levis Bett und wartete. Was sollte er auch sonst tun? Er sorgte sich sehr um Levi. Zudem er kein offizielles Mitglied war und somit keine Aufgaben zu tun hatte. Er übernahm manchmal Hanjis Wachdienst, sie musste auch mal schlafen. Denn sie war es, die sich die ganze Zeit um Levi kümmerte, niemand anderes, nur sie. Es sollten so wenige Personen wie möglich miteinbezogen werden, meinte die Braunhaarige dazu. Und Eren verstand es. Er würde es ebenfalls nicht mögen, wenn rund um die Uhr andere Leute hier stehen würden. Das würde Levis Gesundheitszustand mit Sicherheit nicht fördern. Denn auch wenn man schlief, fühlte man Stress. Und das war das, was der Schwarzhaarige gerade am wenigsten brauchte.

Er war sich gerade am fertig machen, weil er gleich wieder zur Krankenstation wollte. Wieder einmal hatte er nicht besonders gut geschlafen. Die letzten Nächte brachte irgendetwas ihn dazu, ständigen nachzudenken. Zum Teil war es auch wegen dem Brief, den er von Armin erhalten hatte. Er fragte sich immer noch, wer ihn dort hingelegt hatte, denn Annie war es nicht, die Eren diesen Brief überreichte. Oder lag er da schon, als er die Wohnung betrat? Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, war jetzt auch nicht wichtig. Er würde sich später damit auseinandersetzen, da er gerade nicht den Kopf dazu hatte.

Gerade als er seine letzten Sachen packen und somit das Zimmer verlassen wollte, ging die Tür auf. Eren drehte seinen Kopf zur Seite und erkannte Sasha, die mit einem sanften Lächeln in der Tür stand. „Ich habe gute Neuigkeiten..."

Minuten zuvor

Die Brillenträgerin krempelte sich die Ärmel ihres Kittels hoch und nahm sich ihr Klemmbrett zur Hand. Damit setzte sie sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Sie drehte den Bildschirm des Monitors etwas in ihre Richtung, damit sie die Werte ablesen konnte. Es war wichtig, dass sie das alle paar Stunden machte. So konnte schneller herausgefunden werden, wenn etwas nicht stimmen sollte oder Unregelmäßigkeiten vorgebeugt werden.

Es war das Piepen der Maschine und das Kratzen des Kugelschreibers über dem Papier, welche den Raum erfüllten. Konzentriert huschten ihre Augen von Bildschirm zu Blatt. Man könnte meinen, sie wäre in ihrem Element, dabei war das nicht ganz gelogen. Doch dann hörte sie ein leises, tiefes Einatmen, was sie ihren Kopf heben ließ. Mit geweiteten Augen sah sie zu ihrer Linken, wo der Schwarzhaarige langsam die Augen öffnete. Augenblicklich legte sie das ganze Zeug weg und rutschte mit ihrem Stuhl bis zu Bettkante, dabei nie den Monitor aus dem Blick verlierend.

„Levi? Du bist wach", sagte sie mit einem gehobenem Mundwinkel. Dann waren seine Augenlider ganz geöffnet, er sie somit anschaute. „Ich fühle mich richtig... scheiße", sprach er aus, worauf die Braunhaarige kurz kichern musste. Sie freute sich, dass ihr Freund wieder bei Bewusstsein war. „Ich kann dir gleich etwas gegen die Schmerzen geben, wenn du möchtest. Versuche dich aber bitte erstmal nicht all zu viel zu bewegen." Ignorierend, was sie so eben gesagt hatte, rückte er ein Stück nach oben, womit er mehr oder weniger in seinem Bett saß.

Erst dann merkte er, dass er sich gar nicht in seinem Zimmer befand. „Was ist passiert?", fragte er verwundert und blickte auf seine verbundene Brust, die etwas pochte. „Als ihr nach der Sache mit Annie wieder zurückfahren wolltet, bist du plötzlich umgekippt. Hätte Eren nicht schnell Hilfe geholt, hätte weitaus Schlimmeres passieren können." – „Wo ist er?", brachte er mit einem erschöpften Ton hervor. „Eren? Na ja-" – „Nein, nicht er. Wo ist Erwin?" Hanjis Augen weiteten sich in Fassungslosigkeit. „Er ist der erste, der dir einfällt? Ernsthaft?... Aber keine Sorge, der Obermacker sitzt in einer Zelle und wird rund um die Uhr bewacht." Levis Augenbrauen zogen sich zusammen, ehe er die Decke zur Seite schob. Hanji fuhr auf und hielt ihn fest. „Warte! Was hast du vor?! Du musst dich ausruhen!" Doch der Schwarzhaarige sah mit einem finsteren Blick nach hinten. „Was wohl? Ich will mit ihm sprechen und ihm klar machen, was Sache ist!" – „Das kannst du später machen, jetzt bleibst du aber hier!", damit zog sie ihn wieder aufs Bett. Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf in den Nacken und kniff die Augen ein Stück zusammen, als etwas in seinem Brustkorb zog.

„Siehst du? Du bist noch gar nicht in der Lage dazu. Dein Körper ist immer noch geschwächt, also beruhig dich wieder. Smith rennt dir nicht weg", Bestimmtheit lag in ihrer Stimme. Sie wusste, was Levi am liebsten jetzt tun würde, doch das konnte sie nicht zulassen. Sein Körper war noch zu mitgenommen von der Explosion, als dass er einfach weitermachen könnte. Vom letzten Mal wussten sie, dass das nicht gut geendet ist. Denn schlussendlich geriet der Schwarzhaarige in Lebensgefahr. Da musste er es eben aushalten und sitzen bleiben. Sie zog eine Augenbraue nach oben, ihre Gläser blitzen wissend auf. Sie ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen.

„Na schön. Aber sobald es mir möglich ist, werde ich mich darum kümmern", brummte er widerwillig, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Wir haben uns schon gewundert, warum du solange auf den Beinen bleiben konntest. Als du hier ankamst, hätte man beinahe den Totenschein ausfüllen können." – „Du übertreibst. Und was heißt wir?" – „Erstens: Ich übertreibe nicht. Und zweitens: Eren und ich natürlich! Wir haben uns die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht, weil wir nicht wussten, wann oder ob du überhaupt aufwachst. Aber besonders er. Er hat stundenlang hier gesessen und auf dich aufgepasst. Du kannst dich später bei ihm bedanken, wenn er vorbeikommt." Levi schnalzte mit der Zunge, zeigte jedoch ein klein wenig Verwunderung. „Er ist wirklich nur hier gewesen und hat mich... beim Schlafen beobachtet?" – „Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Ich musste ihn zwingen, damit er mal selbst schlafen geht. Wann immer er konnte, ist er hierhin gekommen." In Gedanken nickte der Schwarzhaarige langsam, schnaubte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, unbewusst.

„Ich werde Sasha beauftragen, ihm Bescheid zu sagen. Ich habe ihm versprochen, dass er es sofort erfährt." Und nur wenig später war das Mädchen auch schon unterwegs.

„Wie viel Zeit ist vergangen?", fragte er in die Stille hinein. Sie rückte sich ihre Brille zurecht, ehe sie antwortete: „Ungefähr vier Tage." – „Wie es ihm wohl geht...", murmelte er kaum hörbar, doch Hanji bekam es mit und verzog ihre Lippen zu einem Schmunzeln. Diesmal war es nicht Erwin, den Levi meinte...

...

Mit schnellen Schritten lief er zur Krankenstation, sein Blick war stur gerade aus. Dabei merkte er nicht, wie er Sasha schon längst abgelegte. Er hatte gerade nur ein Ziel vor Augen.

Und als er dann nach einer gefühlten Ewigkeit durch die Metalltüren schritt und in das grau-blaue Augenpaar blickte, verschwand die Last auf seinen Schultern, die ihm die letzten Tage all die Kraft kostete. Man sah ihm die Erleichterung und die Freude an, als er zum Bett hinüberlief.

„Levi! Wie-Wie geht es dir?", ging er es stürmisch an. Seine Augen wanderten schnell über den Körper Levis, ihn absuchend. Doch der Schwarzhaarige murrte: „Mach mal halblang, Eren."

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt