Der Raum war gefüllt mit Schweigen. Mit eisernem Blick sah er in des Blonden Gesicht, doch er verzog nicht eine Miene, sagte gar nichts. Er blickte nur auf den Metalltisch, auf dem wie jedes Mal, wenn der Schwarzhaarige kam, ein Blatt Papier lag. Nach dem Motto: Wenn du es nicht sagen willst, schreib es auf. Doch auch das tat er nicht. Tag um Tag saß er in seiner Zelle, sprach nicht, bewegte sich nicht. Levi könnte sagen, ein Toter säße vor ihm, doch das entspräche nicht der Wirklichkeit. Smith lebte, atmete, überlebte. Mehr konnte er hier auch nicht tun. Außerdem ging der Rest dem Schwarzhaarigen so ziemlich am Arsch vorbei.
Ihm gingen die Worte Hanjis durch den Kopf, als er mit ihr über Erwin gesprochen hatte. Zuvor war er der festen Überzeugung gewesen, dass der Blonde etwas ausheckte, doch so mehr Zeit verging, desto mehr zweifelte er daran. Sagte er wirklich nichts, weil er sein Leben nicht in Gefahr bringen wollte? Wie er es bereits sagte; es passte nicht zu Smiths Persönlichkeit, die Lippen versiegelt zu lassen. Das war der einzige Aspekt, der Levi an seiner Vermutung festhalten ließ. Das konnte doch nicht alles sein, es musste einfach mehr dranhängen!
„Weißt du... Ich komme alle paar Wochen hierher, und stelle dir jedes Mal diese eine Frage: Was steckt dahinter? Ich bin zwar ein Verräter, der euch zwei liebe lange Jahre lang verarscht hat. Aber trotzdem habe ich euch kennengelernt. Und, Oh Erwin, du weißt es selbst, was du hier veranstaltest passt überhaupt nicht zu dir. Es muss dich doch in den Fingern jucken, dir ist bestimmt langweilig. Du hast doch sonst immer so ein großes Maul, wo ist es abgeblieben? Außerhalb dieser vier Wände geht die Zeit weiter, aber hier drin... Ich sehe schwarz für dich, wenn du nicht endlich die Klappe aufmachst." Etwas sagte ihm, dass sich was in dem Blonden geregt hatte, denn dieser presste leicht die Lippen zusammen. Erwin sah auf und lehnte sich nach hinten. Doch es war nicht das ausdruckslose Gesicht, was Levi all die Wochen sah, nein, er lächelte süffisant.
„Ihr könnt mich solange einsperren, wie ihr wollt. Wenn ihr mich tötet, würde mich das nicht im Geringsten interessieren. Aber ich könnte euch nichts anderes geben als die Informationen, die ich schon genannt habe. Tut mir leid", sprach er, seine Stimme klang rau– lag wohl daran, dass er ewig nicht mehr diese benutzt hatte.
Natürlich war das das nicht, was Levi hören wollte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er blickte finster drein.
„Der Bart und die völlig zerzauste Frisur steht dir nicht", zischte er. Doch sein Gegenüber zuckte mit den Achseln. „Findest du? Ich habe Gefallen daran gefunden", brachte der Blonde hervor, schaute selbstsicher wie immer. Dem Schwarzhaarigen platzte bald der Kragen. Er würde sich als ein sehr geduldiger Mensch bezeichnen – hing von der Situation ab -, aber der Blonde legte es gerade genau darauf an.
„Ich habe dich am Anfang in Ruhe gelassen, weil ich dich eigentlich für schlauer gehalten habe. Ich meine, wer würde sein Leben opfern, für etwas, was einen selbst gar nicht erreicht? Ich dachte, du wärst nicht so hirnverbrannt und würdest reden, wenn ich dich nur weit genug bringen würde. Aber nein, all die Monate kam gar nichts. Und wenn sich das bald nicht ändert... wirst du dran glauben müssen." – „Ich habe es schon gesagt; mir ist es egal, wenn ihr mich tötet. Ich kann hier eh nichts anderes tun, als zu warten." Aber dass zu dem Zeitpunkt bereits etwas in Bewegung gesetzt wurde, wusste keiner von beiden.
Der Schwarzhaarige stand auf mit einem Seufzen, schaute auf die Uhr.
„Schade. Ich hatte eigentlich gedacht, mich noch länger mit dir unterhalten zu können. Aber die Pflicht ruft. Immerhin muss ich Eren in meine Arbeit einweisen, jetzt, wo er das erste Quartal geschafft hat."
Aus dem Augenwinkel heraus erkannte er, wie Erwin für einen Moment leicht aufzuckte. Gleich danach sein Blick aber nüchterner wurde.
„Er hat sich also wirklich auf dieses verkaterte Spiel eingelassen, ja?" Levi nickte und sagte sicher: „Du kannst es mir glauben. Er ist sogar Jahrgangsbester, unglaublich, was? Nichts anderes habe ich von meinem Eren erwartet." – „Dein Eren?", der Blonde verzog sein Gesicht, der Boss konnte aber nur leicht grinsen. „Ja, richtig. Mein Eren."
Danach lief er aus dem Raum.
...
„Und? Sag schon, wie war es!?", kam es von ihm aufgeregt. Die Braunhaarige schaute mit einem verlegendem Lächeln zu Seite. Ein angenehmer Schauer lief ihr den Rücken runter, als sie an vergangenen Abend dachte, konnte ihre roten Wangen nicht verstecken. Eren weitete die Augen mit einem breiten Grinsen und wackelte mit den Augenbrauen. „Wir... Wir haben uns geküsst." – „Hammer! Ich wusste doch, dass du es schaffst, Sasha!" Das Mädchen kicherte und rieb sich den Hinterkopf. „Das habe ich wohl meinem Lehrer zu verdanken! Ich habe vollkommen die Übung verloren, immerhin ist es schon lange her, seitdem ich ein Date hatte." Eren setzte sich mit einem zufriedenem Gesicht auf die weiße Couch und klopfte neben sich. Sashas Mundwinkel zuckten einen Moment nach oben, als der Braunhaarige ihr einen freundschaftlichen Kuss auf den Kopf gab. Was sollte sie nur ohne ihn machen? Er war ihr bester Freund.
„Und wie hat Niccolo es gestaltet?" – „Er hat gekocht, was auch sonst, und anschließend sind wir uns die Sterne ansehen gegangen." Eren neigte seinen Kopf und hob eine Augenbraue hoch. „Wie das denn?" – „Hanji hat uns die Erlaubnis gegeben, wir waren aber auch nicht weit weg. Es war wunderschön." Der Braunhaarige konnte Sashas Standpunkt durchaus verstehen. Er wusste noch ganz genau wie er sich gefühlt hatte, als er nach einer langen Zeit an der Oberfläche war. Seitdem ist nun einige Zeit vergangen, er war auch nicht nochmal oben. Aber wenn er ehrlich war, brauchte er das auch nicht. Er fühlte sich wohl hier, trotzdem hätte er nichts dagegen einzuwenden.
„Vielleicht nimmt Levi mich morgen mit an die Oberfläche. Er ist zwar der Boss, aber er ist immer noch ein Teil der Elite, zudem auch noch Abteilungsleiter. Ich bin schon gespannt darauf." Das Lächeln auf ihren Lippen wurde allmählich schwächer, als sie sich daran erinnerte, wer die Elite eigentlich war.
„Sag mal, Eren... Ist dir klar, dass du als Teil der Elite Menschen tötest?" Der Braunhaarige drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Nach einem Moment, wo er sich eine Antwort überlegt hatte, sagte er: „Natürlich weiß ich das. Ich habe schon mehrmals zugesehen, wie Menschen getötet wurden, ich selbst habe es auch getan, einmal. Am Anfang habe ich alle dafür gehasst, mich selbst auch, aber jetzt... kann ich sie verstehen." Das Mädchen weitete die Augen und ihr Atem stockte für einen Moment. Sie war doch sehr überrascht, dass sie sowas von ihrem besten Freund hörte. Aber dennoch... hatte sie irgendwie nichts anderes erwartet. Alles an diesem Ort veränderte einen. Wäre sie noch nicht all zu lange hier, neu in dieser Welt, wäre sie wahrscheinlich schreiend davon gelaufen. Doch jetzt... nahm sie es einfach hin. Man konnte sich darüber streiten, ob das jetzt gut oder schlecht war. Ihr war es egal, denn sie sah, wie glücklich Eren war. Sie wusste nicht, wie er vor der SL gewesen ist, aber sie wollte es auch gar nicht. Zu beängstigend der Gedanke daran, ihn danach hassen zu müssen - und das wollte sie nicht.
„Du redest echt offen darüber... Wow", sprach sie leise. Erens rechter Mundwinkel zuckte hoch. „Kann schon sein. Aber es gibt hier auch keinen, der dich dafür anmotzen würde. Denn hier ist jeder gleich, unabhängig von Geschlecht, Aussehen und Persönlichkeit." Sasha nickte mit einem sanften Lächeln. „Zudem... mir Levi gesagt hat, dass ich mich nicht schämen muss, egal für was, was ich getan habe. Er meint, dass jeder seine Leichen im Keller hätte, manche eben mehr als andere. Warum sollte ich mich also dafür interessieren, was andere über mich denken, wenn ich schon jemanden habe, der mir den Rücken freihält."
„Du redest echt viel über Levi. Man könnte meinen, du seiest in ihn verliebt." Sie erkannte das leichte Rot auf seinen Wangen, das leichte Lächeln, das leichte Funkeln in den grünen Augen.
„...Kann schon sein."
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Personalities [Ereri/Riren]
Fanfiction•[Part 1 - 3]•[German]•[kann ohne Vorwissen gelesen werden]• Gerade erstmal ein Jahr im Dienst wird Eren Jäger nach Stohess versetzt. Dort bekommt er seinen ersten richtigen Fall zugewiesen, und mit ihm einen neuen Partner. Doch ist er nicht so, wie...