TEN

168 17 13
                                    

„W-Was?", stotterte Eren ungläubig und blickte zu Levi, der sich bereits die nächste Sache auf dem Computer ansah. Er verzog das Gesicht und zischte: „Scheiße! Dieses Miststück hat die Kameras ausgeschaltet." Mit weit geöffneten Augen stand Eren da, hatte den Mund ein Stück geöffnet. „Was soll das heißen? Annie hat die Bombe gelegt?" – „Ja, verdammt nochmal! Wie oft willst du es denn noch hören, Eren?" Er senkte den Kopf und schaute auf den Boden.
Nein, das konnte nicht stimmen. Wenn es wahr war, dass Annie tatsächlich so weit ging, und den Boss der Scouting Legion tötete, hätte sie sich alle zum Feind gemacht. Jetzt würde die Hetzjagd auf die Blondine ausbrechen. Und so wie Levi gerade aussah, schien er sich nicht davon abbringen zu lassen wollen, das war offensichtlich.

Das würde heißen, dass Eren wieder jemanden verlieren würde, der ihm auch nur ein Stück weit friedlich gesinnt war, denn das ganze Jahr über verstand er sich mit der Blondine eigentlich ganz gut. Und genau das war es, was er nicht glauben konnte. Wie würde denn Armin jetzt darüber denken? Würde er es einfach zulassen, weil er alles an diesem Ort abstoßend fand? Oder würde er sie davon abbringen, noch mehr Fehler zu machen? Eren wusste es nicht, und das machte ihn nervös. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er stand wie angewurzelt da.

„Schalte mal eben die Wärmebild-Kameras an", meinte dann plötzlich Levi, der sich zu einem seiner Untergebenen herüberlehnte. Dieser schaute konzentriert auf den Bildschirm und beobachtete genau, was dort ablief. Sie hatten Glück, dass Annie nicht die Wärme-Kameras entdeckt hatte – sonst hätten sie jetzt gar nichts, mit dem sie auch nur im Ansatz den Stützpunkt durchleuchten könnten. Aber nur, bis das Technikteam den Schaden wieder behoben hatte. Und diese Sekunden könnten entscheidend sein. Denn in dieser Zeit könnte die Verräterin schon längst über alle Berge sein.
„Nichts", murmelte der Mann und kniff die Augen angesäuert ein Stück zu. Mit einem Seufzen lehnte sich Levi in den Stuhl zurück und legte die Hände auf die Augen.

„Mist... Die kostet mir noch den Verstand", er schnaubte gehässig. Er stand schnell auf, wodurch er einen Moment nach hinten schwankte. Eren wollte sofort zur Hilfe eilen, als Levi jedoch die Hand hob und mit gefassten Ton meinte: „Mir geht es gut." Dass das nicht komplett stimmte, war offensichtlich. Es würde jeden wundern, wenn der Schwarzhaarige nach einer derartigen Explosion überhaupt noch geradestehen konnte. Doch so sehr sie versuchten, Levi zur Ruhe zu bringen, wehrte er sich mit allem was er noch an Kraft übrighatte. Das konnten sie vergessen. Bis diese verräterische Schlange ihren letzten Atemzug getan hatte, würde Levi sich nicht auch nur eine Sekunde ausruhen. Das hatte für ihn jetzt oberste Priorität. Was war denn so falsch daran?

Er lief weiter zu einem anderen Tisch. „Wann und wo war das letzte Mal, als Leonhardt durch irgendeine Tür gegangen ist? Der Chip muss doch irgendwo registriert worden sein." Die Rothaarige ließ sofort ihre Finger über die Tasten wandern. Sie drehte den Bildschirm zu Levis Richtung, der sich alles nochmals genau ansah. Doch er schloss tief einatmend die Augen, spannte den Kiefer an. „Na schön... dann eben so", sagte er und stellte sich in die Mitte des Raumes. „Alle mal Klappe halten!", augenblicklich wurde alles still und die Aufmerksamkeit zu Levi gerichtet. „Leonhardt taucht auf keinem unserer Radare oder in den Scans der Wärmebildkameras auf. Und wir alle wissen, was das heißt; sie ist nicht mehr hier. Deswegen werde ich... Protokoll 9 ab sofort in Kraft setzen." Ein wissendes Raunen ging durch die Reihen, Eren wiederrum verstand gar nichts. „Aber da ich nicht Kenny bin... werde ich es etwas abändern. Ich möchte es ein bisschen versüßen. Aber das Ziel bleibt das Gleiche: Annie Leonhardt finden. Sie wird nach oben geflüchtet sein. Und wer weiß? Vielleicht ist sie auch schon aus der Stadt. Die anderen sind bereits kontaktiert und suchen nach ihr. Deshalb... Wie wäre es, wenn wir eine kleine Schnitzeljagt machen? Ihr alle gegen mich!", die Menge jubelte auf. „Und wer sie vor mir findet, bekommt, was auch immer er sich wünscht. Das verspreche ich." Mit entschlossenen Blicken standen sie da, hatten im Kopf bereits die ersten Pläne erstellt.

„Und es geht los!", rief er und gab somit den Start bekannt. Augenblicklich stürmen die meisten aus dem Raum raus. Die waren jetzt erstmal beschäftigt.

Eren verzog die Augenbrauen und trat zu Levi ran. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Sie werden Annie sicher sofort umbringen, wenn sie gefunden wird", sprach er kleinlaut und sah den anderen hinterher. Levi verdrehte die Augen, ehe er aus seiner Jackentasche einen Schlüssel hervorkramte. „Was anderes habe ich auch nicht vor." Der Braunhaarige zuckte auf. Auf den Blick Erens erwiderte Levi verständnislosen Tones: „Sie hat es nicht anders verdient, Eren. Ab der Sekunde, wo die Bombe gezündet ist, hat sie sich dazu entschieden, es mit der Scouting Legion aufzunehmen. Und wer es mit ihr aufnimmt, sollte sich nicht wundern, wenn man ihm nach den Tod trachtet."

Sachte nickte der Braunhaarige. Ja... was Levi gerade sagte machte schon Sinn. Sie hatte es nicht anders verdient.

„Und jetzt komm. Wir wollen doch nicht den anderen den ganzen Spaß überlassen, oder?", er ergriff den Unterarm des anderen und zog Eren hinter sich her. Noch schnell verneinte Eren diese mehr oder wenige rhetorische Frage mit einem Kopfschütteln. „Kannst du auch noch was anderes, außer nur zu nicken oder den Kopf zu schütteln?", sprach er mit einem gehobenem Mundwinkel. „Ja", erwiderte Eren darauf. Der Schwarzhaarige entgegnete darauf nichts weiter und lief einfach weiter.

Nach wenigen Augenblicken kamen sie an der Tiefgarage an. Wie immer war diese besetzt mit den vielen Autos, die die anderen Mitglieder benutzten. Jedoch konnte man gut erkennen, dass die ersten bereits los waren, weil ein paar der Fahrzeuge fehlten. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr tat Eren Annie leid. Jeder würde nach ihr suchen und nichts unberührt lassen. Und das alles nur, weil sie Spaß daran hatten. Aber natürlich auch, weil sie ihren alten Boss rechen wollten. Aber... was sollte Eren schon ausrichten? Er war nichts weiter als ein kleiner Teil in diesem Spiel, der nichts zu bedeuten hatte. Vielmehr würde er sterben, als dass er etwas Sinnvolles vollbringen könnte. Und ganz ehrlich, es störte ihn nicht. Schließlich wurde man an diesem Ort jeden Tag mit dem Tod konfrontiert. Mit dem Rechtssystem und den verschiedensten Menschen. Und auf Dauer konnte das alles einfach nur anstrengend und ermüdend sein. Da durfte man mal aus der Haut fahren.

Sie blieben vor einem großen Garagentor stehen. Es öffnete sich automatisch, worauf die beiden auch sofort eintraten. Als Eren die ganzen verschiedenen Autos und andere Fahrzeuge sah, versprach es ihm die Sprache. Der Schwarzhaarige rechts neben ihn schnaubte amüsiert über Erens Gesicht. „Glaubtest du echt, ich würde nur den schwarzen Audi fahren? Heh, na dann pass mal auf." Sie liefen weiter, aber Eren schaute sich weiterhin die ganzen anderen Autos an. Und er musste sagen, mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit sowas. Schon absurd, dass er nicht daran gedacht hatte, dass Levi mehrere Autos besitzen könnte. Schließlich konnte er nicht mit demselben Auto durch die Gegend fahren, wenn er dadurch eventuell erkannt werden könnte.

Doch im Gegensatz zu dem was Eren gedacht hatte, blieben sie vor einen Motorrad stehen. Fragend sah er zu Levi, der aus dem Metallschrank zwei Jacken und Helme hervorholte, eine davon jeweils Eren gab. Dieser zog sie sofort an. „Ich dachte..." – „Bist du schon mal Motorrad gefahren?", fragte der andere in Erens Satz hinein. Er schüttelte den Kopf. „Ich mag es nicht, wenn du mir nicht in vollen Sätzen antwortest", sprach Levi ernster, zog die Augenbrauen zusammen. „Nein, bin ich nicht", erwiderte der Braunhaarige schnell. „Also gut..."

In nur wenigen Minuten hatten sie das Fahrzeug bereit gemacht. Levi setzte sich den Helm auf und setzte sich, machte den Motor an. „In den Helmen sind Mikrofone, mit denen wir miteinander sprechen können", meinte er beiläufig. Aber als er dann sah, dass Eren immer noch unbeholfen dort stand. „Na los, setzen!", Eren zuckte auf und bewegte sich auf das Motorrad zu. Nahm Platz auf das schwarze Leder. „Halt dich an mir fest, ich fahre schnell." Und noch bevor der Braunhaarige das hätte in die Tat umsetzen können, war Levi auch schon losgefahren.

______________________
Vermutlich werde ich dieses Kapitel die Tage nochmal überarbeiten. Ich hatte keine Zeit, nochmal drüber zu gucken.
Der Inhalt wird aber derselbe bleiben (*'∇`*)

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt