twentyfife

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„Schon mal mit Messern gearbeitet?", sprach der Schwarzhaarige mit tiefer Tonlage und stellte mit einem lauten Geräusch die Kiste auf dem Tisch ab. Doch Eren schüttelte darauf den Kopf, sein Blick blieb bei der Kiste. Sie war bis zum Rand mit scharfen Gegenständen gefüllt. Es vermittelte Eren einen gewissen Respekt, wenn er die Form mancher betrachtete. Von klein, dünn, lang und breit war alles dabei. Wie sollte man denn damit klarkommen?
„Dann ist es eben dein erstes Mal", brummte Levi und lehnte sich an den Tisch. Der Braunhaarige sagte darauf nichts weiter, sondern schaute auf den Boden. Gestern, als Eren Levi gegenüber laut geworden war, brachte es – natürlich - Folgen mit sich. Er fragte sich, ob seine Seite schon blau war. Dieser Schlag war seit längerem der stärkste gewesen. Die Stelle pochte noch immer. Doch Levi interessierte das nicht. Solange Eren nicht bewegungsunfähig war, kümmerte es den Schwarzhaarigen nicht ein bisschen.

„Na schön, dann lass uns mal keine Zeit verschwenden. Such dir eins aus, egal welches." Levi deutete auf die Kiste. Er beobachtete, wie der Schwarzhaarige gezielt eines der Messer aus der Kiste pickte und damit zur Matte lief, die sich in der Mitte der Halle befand. Unbeholfen wanderte sein Blick über die einzelnen Stücke. Er wusste nun wirklich nicht, was er nehmen sollte und was am besten für ihn geeignet war. Sie hatten auf der Akademie zwar die Grundlagen gelernt, aber richtig angewandt hatten sie es nicht. Zudem es auch schon länger her war, seitdem das Thema war. Und das machte Erens Selbstsicherheit natürlich nicht besser. Er griff einfach eines derer und ging damit zu Levi rüber.
Der Blick des Schwarzhaarigen fiel auf Erens Auswahl. Er zog eine Augenbraue hoch und sah in Erens Gesicht. „Sicher? Das ist kein Anfängermesser. Das ist schwer zu führen", meinte er und ließ währenddessen sein eigenes Messer in seiner Hand kreisen. Er schaute nicht mal hin, sondern sah Eren an. Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern. „Ob das bei mir genauso ist, werden wir dann ja sehen." – „Wenn du meinst. Mein Arsch ist es nicht, der alles abkriegt." Und schon ging es los.

Eren schluckte, als er das gefährliche Aufblitzen in den Augen Levis sah. Er hatte schon oft mitbekommen, was das bedeutete. Man musste ihn nicht lange kennen, um zu wissen, dass er Spaß daran hatte, andere zu seiner Belustigung auszunutzen. Eren war da keine Ausnahme.
Er nahm eine Position ein und hoffte, dass diese für den Anfang gut genug sei, um wenigsten einen Angriff von Levi abzuwehren. Nur wenige Augenblicke vergingen, ehe der Schwarzhaarige einen Schritt nach vorne wagte, Eren aber sogleich einen zurück ging. Das Messer oben, den Blick stur auf seinen Gegner gerichtet, versuchte Eren Levis Schritte vorauszusehen. Er schluckte schwer. Er wusste nicht, was er machen sollte.
Auf einmal überkam ihm so ein Gefühl. Seine Glieder waren steif, sein Kopf leergefegt. Wie eingefroren stand er da, bewegungsunfähig. Er konnte nur dabei zusehen, wie Levi Eren immer näherkam.

Der Schwarzhaarige hob sein Bein und trat Erens Beine weg, somit er hinfiel. Nun lag er auf den Rücken, stöhnte kurz auf vor Schmerz. Sein Blick glitt wie von selbst in die grau-blauen Augen seines Gegenübers. Eren schluckte und zog die Augenbrauen zusammen. Er stand auf, da er sich das nicht gefallen lassen wollte. Es konnte doch nicht sein, dass er schon auf dem Boden lag. Wozu war er Polizist geworden, wenn er sich nicht mal selbst verteidigen konnte? Es war eine Schande. Sein Entschluss stand fest. Er ging in seine Ausgangsposition zurück. Er war es diesmal, der auf den Schwarzhaarigen zulief. Levi beobachtete die Situation still, wollte herausfinden, was der Braunhaarige vorhatte. Es war nur ein kurzer Augenblick. Aber er konnte es genau sehen. Für einen kurzen Moment konnte er das entschlossene Feuer in den Augen Erens sehen. Und es sorgte dafür, dass er etwas grinsen musste.
Eren trat mit dem Bein in die Kniekehle des anderen, weshalb dieser nach vorne einknickte. Er umgriff den Arm Levis und drehte ihn nach hinten, damit dieser auf den Boden fiel. Wenn Eren ihn jetzt richtig festhalten würde, dann hätte er es geschafft – Levi wäre auf dem Boden. Doch leider musste er Eren enttäuschen. Levi hatte nun wirklich nicht vor, jetzt schon Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Zudem er sich gerade zurückhielt, Eren machen ließ, weil er wissen wollte, was der Braunhaarige tun würde. Zugegeben, es enttäuschte ihn etwas. Er dachte echt, Eren hätte mehr drauf. Besonders jetzt, da sie die letzten Wochen so intensiv trainiert hatten.

Er kickte im Fall mit seinem linken Bein ebenfalls in Erens Kniekehle, drehte sie um, befestigte die Hände des Braunhaarigen neben dessen Kopf. Er hatte die Augen zusammengekniffen, vor Schmerz, da Levi auf seine Seite getroffen hatte. „Überschätz dich nicht, Jäger. Im direkten Kampf bin ich es, der gewinnt. Und das wird sich auch nicht ändern, egal wie sehr du es versuchst", sprach der Schwarzhaarige, „Ich habe dir doch gesagt, dass das Messer für dich nicht passend ist." Eren schnaubte abfällig und versuchte aufzustehen, aber Levi ließ ihn nicht, drückte ihn nur weiter nach unten. Um es Eren noch schwerer zu machen, setzte er sich auf dessen Becken. „Halt doch die Klappe, Arschloch!", presste Eren mit angespanntem Kiefer hervor. „Na, na! Nicht frech werden. Oder willst du das gleiche wie gestern nochmal? Diesen Wunsch kann ich dir gerne erfüllen. Aber...Vielleicht..., wenn du brav bist... bekommst du eine Belohnung." Eren verzog entgeistert die Lippen und drehte seinen Kopf zur Seite. Doch nur einen Moment später quickte er auf, als er etwas Kaltes an seinem Hals spürte. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie Levi die Messerspitze langsam über seine Haut wandern ließ. Auch wenn es keine sonderlich tiefe Schnittwunde war, weitete Eren die Augen, als er das allmählich aufkommende Brennen an der Stelle spürte. Sein Puls wurde schneller, als der Schwarzhaarige seine Hand dazu nahm und den Hals Erens umgriff. Er verstärkte den Druck immer ein bisschen mehr, bis Eren beinahe keine Luft mehr bekam. Panik kam in ihm hoch, der Blick immer verschwommener werdend. Er versuchte den Schwarzhaarigen wegzudrücken, doch blieb dies ohne Erfolg. Er konnte nur in das amüsierte Gesicht Levis sehen. Er verstand ihn nicht. Wie konnte ein Mensch nur gefallen daran finden, jemand anderen Schmerzen zuzufügen? Das war eine Grausamkeit.

„Was habe ich denn gerade gesagt? Brav sein heißt nicht, meine Worte zu ignorieren. Ich fände es viel schöner, wenn du mir mit vollen Sätzen antworten würdest. Du solltest dankbar sein, dass ich dir diese Möglichkeit überhaupt anbiete. Die vor dir hatten nicht das Glück." Ruckartig ließ er vom Braunhaarigen ab, ehe er aufstand. Sobald die Hand Erens Hals losließ, keuchte er vor Luftmangel, umgriff seinen Hals. Er versuchte seine Atmung zu regulieren, runterzukommen.
Er wäre fast gestorben. Nur einen Moment mehr und er wäre weg vom Fenster. Er wäre tot, einfach so. Und Levi hätte es einen Dreck interessiert. In Erens Augen war er schon lange kein Mensch mehr. Er war ein Monster ohne ein Gewissen. Unmenschlichkeit war der ständige Begleiter des Schwarzhaarigen.

„Was habe ich gerade gesagt?!", kam es mit Druck von Levi, der Eren einmal gegen das Bein trat. Noch immer neben sich brachte Eren schwach hervor: „Ich habe es verstanden. Ich... Ich werde brav sein."

Er konnte selbst nicht glauben, was er da eben gesagt hatte.

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt