fifteen

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„Herr Arlert?", sprach eine Stimme durch den Gang. Sofort schaute der Blonde von seinem Handy auf und sah zur Tür. Schnell steckte er es weg und stand auf. In der ganzen Zeit, die er im Wartebereich saß, hatte er wie so oft versucht, seinen besten Freund zu erreichen. Doch egal wann und wie viele Male, es ging nur die Mailbox ran. Armin befürchtete Böses.
Er lief zur Tür, wo bereits der Boss, Erwin Smith, mit einem vielsagenden Blick auf ihn wartete. Sie setzten sich an den Schreibtisch. Im ersten Moment herrschte eine Stille, die der Student damit verbrachte, unruhig mit seinem Bein auf und ab zu wippen. Seine Gedanken spielten verrückt. Er konnte es nicht unterdrücken, er sorgte sich sehr um seinen Freund.

„Sie haben wegen Herr Jäger angerufen", begann Erwin, „Doch kann ich Ihnen nicht mehr sagen als die letzten zwei Tage auch. Wir haben leider immer noch keine Spur von ihm gefunden. Nicht mal einen Hinweis, wo er sich befinden könnte." Abwesend nickte er und umklammerte den Saum seines Pullovers fester. Er presste die Lippen zusammen und neigte den Kopf, seine Augenbrauen verzogen sich. „Verstehe...", kam es leise und mit einem Zittern von ihm. Erwin zeigte einen mitfühlenden Blick, da er genau wusste, wie sich sein Gegenüber fühlte. „Es ist nur... Eren war noch nie so lange unerreichbar. Ich mache mir nur so Sorgen, weil ich genau weiß, wie gerne er mal in Schwierigkeiten gerät. Und nun sind es schon beinahe fünf Tage, die er spurlos verschwunden ist. Ich... Ich..." – „Er kann echt froh sein, einen solch verlässlichen und gutherzigen Freund wie Sie zu haben. Ich will Ihnen nichts versprechen, weil ich selbst nicht genau weiß, was noch passieren wird. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich und die ganze Dienststelle nach ihm suchen werden." Armin sah auf, hatte bereits eine kleine Träne in seinem rechten Auge, die er augenblicklich wegwischte. Er musste abermals die Nase hochziehen.
„Und Ihnen ist an seinem letzten Arbeitstag nichts aufgefallen?", fragte der Jüngere. Doch gegen seine Hoffnung schüttelte Erwin den Kopf. „Nein, alles war so wie immer. Er hat mich nur bezüglich der Technik aufgesucht, weil ihm etwas komisch erschien." – „Was war das denn? Bezüglich des Fisher-Falls?", Hoffnung kam in ihm auf. Vielleicht war es ein Hinweis auf das, was mit Eren passiert ist. Erwin schmunzelte entschuldigend.

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. So gerne ich das auch tun würde. Aber, Herr Arlert, ich sage Ihnen Eines...", Armin sah in Erwins Gesicht, der sich ein Stück nach vorne lehnte. „Herr Jäger ist - auch wenn ich ihn nicht so lange kenne - ein starker Mann. Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht. Er besitzt einen starken Willen."

So sehr er auch wollte, konnte Armin einfach nicht dem folgen, was sein Gegenüber gerade gesagt hatte. Er würde es so gerne glauben, an Eren glauben. Doch zu diesen Umständen fiel es selbst ihn, dem wohl hoffnungsvollste Menschen, schwer. Bei einer Entführung waren die ersten 72 Stunden so mit am wichtigsten. Und nun waren es ungefähr 120 – beinahe das Doppelte.
Nachdem er Eren eine Zeit lang nicht erreichen konnte, hatte er angefangen zu recherchieren. Über den Fall, der Scouting Legion und noch vieles Weitere. Er verfolgte das zurück, war Eren ihm gesagt hatte. Und bei dem was er sah, überkam ihm eine Gänsehaut. Er konnte nur hoffen, dass Eren heil wiederkommen würde.
Doch Armin würde sicher nicht faul rumsitzen. Nein, er wollte helfen.

Eren... Bitte halte durch.

...

„Steh auf", hörte er es. Er spürte, wie etwas gegen seinen Rücken trat. Er öffnete seine Augen und richtete sich auf. Er musste ein paar Mal blinzeln, um eine scharfe Sicht zu haben. Eren sah den Schwarzhaarigen genau vor ihm stehen, mit demselben Gesicht wie immer.
„Was?", kam es von ihm mit rauer Stimme. Diese Nacht war – genauso wie die anderen davor – die Hölle gewesen. Die Matratze war so dünn wie Papier und sein Kopf ließ ihm keine Ruhepause. Ständig musste er daran denken. An seine Situation, an sein Versagen.
Levi schnalzte mit der Zunge. „Steh einfach auf." Eren brummte, kam dem widerwillig nach. Er wusste nicht, wie lange er hier war, es fühlte sich aber wie eine Ewigkeit an. Er verlor sein Zeitgefühl. Er versuchte einfach zu schlafen, wenn er die Möglichkeit dazu hatte, um seinen Gedanken nicht ständig ausgesetzt zu sein.

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt