thirtytwo

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Er sah dem Blonden mit einem irritierten Blick hinterher, als dieser überlegend durch den Raum lief. Seine Augen sahen zu Boden, sein Gesicht in nachdenklichen Falten gelegt. Er hob eine Braue, ehe er von der Coach aufstand und zu seinem Freund lief. Mit einem fragenden Gesicht kam Eren neben ihn zum Stehen und wollte gerade etwas sagen, als er von dem anderen unterbrochen wurde. Armin hatte die Augen geweitet, als ihm etwas in den Sinn kam.
Sobald Eren neben ihm stand, griff er sich dessen Handgelenk und hielt es hoch.

„Das GPS-Signal! Wir- Wir müssen es unterbrechen oder umleiten!", sprach er mit einem entschlossenen Ton. Eren legte den Kopf schief. Es war ihm bewusst, dass in den Armbändern etwas stecken musste, das seinen Standort verriet. Sonst hätte Levi ihn wohl kaum in dieser Zeit gefunden. Er wusste auch, dass sein Freund gut in sowas war, weil er sich schon als Kind damit dauerhaft beschäftigt hatte. Doch wie sollte er das machen, ohne dass Levi das mitbekommen würde?

„Wie willst du das machen? Auch noch ohne, dass Levi es merkt? Der weiß doch sofort, dass etwas nicht stimmt, wenn er das Signal nicht mehr sieht", sprach er seinen zu vorigen Gedanken aus. Armin hielt für einen Moment inne, ehe sich seine Mundwinkel kurz hoben. „Wer sagt denn, dass er es nicht mehr empfangen soll? Wenn wir das Signal nicht unterbrechen können, dann müssen wir es einfach kopieren!" Eren verstand nur Bahnhof. Armin sah in des Braunhaarigen Gesicht und musste kurz lächeln und seufzen. „Ich meine, wir müssen die Armbänder abbekommen und das Signal einfach weiterlaufen lassen. So sind wir nicht mehr davon überwacht und können weiter." – „Angenommen das funktioniert. Wie willst du durch die Tür? Das schafft man nur mit einem Chip, und der ist in den Handgelenken der Mitglieder. Ich bezweifle, dass einer von uns den auch implantiert bekommen hat", meinte der Braunhaarige und zeigte demonstrierend auf die Tür. „Wir nehmen den Magneten, der in unseren Armbändern ist und unterbrechen für eine Augenblick die Verbindung. So können wir schnell durch die Tür."
In den Augen des Blonden schlief ein winziges Funkeln, was Eren eine gewisse Sicherheit gab. Er wollte wirklich glauben, dass Armins Plan funktionieren würde. Doch hegte er was das angeht auch Zweifel. Es fiel ihm schwer, dem sein ganzes Vertrauen entgegenzubringen. Er hatte in den letzten Wochen einen guten Einblick in Levis Charakter bekommen. Und er konnte ausschließen, dass dieser es bei einer Sache beließ. Er war ein Mensch, der für seine Ziele nicht vor widersprüchlichen Taten zurückschreckte. Eren wusste, würden sie erwischt werden, so war das ihr Ende. Er hatte beschlossen, mit Armin zu gehen. Ihm sein Leben in die Hand zu geben. Doch stand Eren da voll und ganz hinter? Konnte er so einfach den Schritt wagen, der den Rest seines Lebens bestimmen würde? Ein falscher Schritt und es wäre vorbei. Er wäre tot. Doch wer konnte ihm sagen, dass, wenn er hierblieb, nicht auch bald sterben würde? Bei Levis Methoden keine Frage der Zeit.

Nein, er wollte nicht hierbleiben und später bereuen, nichts unternommen zu haben. Auch wenn er damit das Leben seines besten Freundes aufs Spiel setzte. Aber in ihm war diese Gefühl, dass ihn in seinen Gedanken immer wieder zu diesem Ort zurückzog.

„Ich brauche einen Kugelschreiber", haute der Blonde plötzlich raus. Eren hob eine Braue und sah sich im Raum um. Auf dem Schreibtisch war einer, den er Armin augenblicklich gab, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Er war sich nicht sicher, ob dieser Weg so eine gute Idee war.

Er sah dabei zu, wie Armin an Erens Handgelenk, an dem Armband, herumbastelte und alles um sich herum zu vergessen schien. Man sah ihm seine Konzentration an. Und je mehr Zeit verging, desto mehr kam in Eren das Gefühl auf, beobachtet zu werden. Er konnte es sich nicht erklären, aber es ließ ihn sich unwohl fühlen. Ihm schwebte immer wieder der eine Gedanke ihm Kopf rum.

Er entzog Armin sein Armband und sah ihn warnend an. Der Blonde blickte irritiert in Erens Gesicht und fragte aufgebracht: „Eren, was ist los? Warum hast du-" – „Ich habe ein ganz mieses Gefühl, Armin. Wir sollte nicht-", er wurde von Armin scharf unterbrochen, als dieser finster reinschaute und wieder Erens Handgelenkt umgriff. Und es war das erste Mal, dass Eren seinen besten Freund nicht wiedererkannte.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein?! Warum hegst du immer noch Zweifel daran? Eren, er hat dich entführt, dich verletzt und dich zu seinen Gunsten ausgenutzt! Ist dir das denn nicht Grund genug, von hier zu verschwinden?! Jetzt haben wir die Möglichkeit. Levi ist nicht da und wir sind allein. Und die anderen sind auch nicht da! Was hält dich also auf?" Seine Stimme war eindringlich und stark, ließ Eren verstummen. Er nickte langsam. Armin hatte Recht. So musste es sein. Sie mussten hier weg.

Mit einem skeptischen Blick ging der Blonde wieder seinem Tun nach und machte an Erens Armband weiter.
„Ich werde jetzt die Kugelschreibermiene benutzen, um für einen kurzen Moment den Stromfluss zu unterbrechen, damit du deinen Arm daraus ziehen kannst", sprach er in Gedanken. Wieder nickte Eren nur und ließ den Blonden machen. Wenige Sekunden später fiel das Metall auf den Boden und somit war Erens Handgelenk befreit. Er rieb sich über die Haut, da diese etwas aufgerieben war. Es war ein ungewohntes Gefühl.
Dann machte der Blonde mit seinem Armband weiter, was auch nach wenigen Augenblicken seinen Weg zum Boden fand. „Das Signal sollte jetzt wieder durchkommen. Wir lassen die Armbänder hier. Wir haben nicht viel Zeit, also müssen wir uns beeilen." Sein Ton war bestimmend. Ließ Eren schlucken. Seit wann war er selbst so passiv geworden? – fiel es ihm auf. Er merkte, er war nicht mehr er selbst. Er fühlte sich aber nicht fremd in seinem Körper.

Vor seinen Augen lief Armin mit dem Magneten zur Tür und hielt ihn gegen die Schaltfläche. Der Braunhaarige schritt heran und beobachtete, wie sich die Metalltür mit einem ‚Klack' öffnete. Der Blonde wies Eren durch diese, womit beide so schnell sie konnten den Raum verließen. Sein Herz raste vor Aufregung, die ersten Schweißtropfen liefen seinen Hals hinunter.
Erens Blick ging schnell durch die Gänge, weil er sich nach anderen Personen umschaute – doch niemand war zu sehen.

Da er nicht noch mehr Zeit verlieren wollte, griff er den Braunhaarigen beim Handgelenk und lief los. Er hoffte, dass er sich an die Richtung erinnern konnte, aus der er damals mit Annie gekommen war. Und wenn alles nach Plan verlaufen würde, konnten sie womöglich schon morgen bei sich Zuhause auf dem Sofa sitzen. Für Eren jedoch war dies nur Wunschdenken. Denn er sah mit Zweifel auf die vorbeiziehenden Wände. Es verging wie in Zeitlupe. Egal wie schnell sie rannten, sie trafen auf niemanden. Egal wie laut sie waren, keiner war in ihrem Blickfeld.
Eren verzog die Augenbrauen. Da stimmte doch was nicht. Noch nie war es so ruhig. Niemals, da konnte etwas nicht stimmen.

„Armin, warte mal! Ich glaube-" – „Wir sind gleich am Tor! Wir haben es fast geschafft, Eren!", rief er nach hinten, und konnte sich das sich auf seinen Lippen bildende Lächeln nicht verkneifen. Doch Eren war gar nicht wohl zu mute. Er hatte aufgehört, sich von irgendetwas überraschen zu lassen. Nicht hier. Hier gab es ein System und wer es nicht einhielt, wurde bestraft. Es ergab für Eren keinen Sinn, dass es bei einer Anzahl von rund 3.500 Mitgliedern hier so ruhig war. Dabei war das hier das Hauptquartier.

Doch gerade als er lauten Tones Armin etwas sagen wollte... hörten sie einen Schuss. Augenblicklich blieben die beiden stehen und hatten ihre Augen geschockt geweitet. Ihre Beine bewegten sich keinen Millimeter mehr. Mit stockendem Atem drehte Eren seinen Kopf nach hinten.

Der Schwarzhaarige stand dort mit finsterer Miene und hatte die Waffe in Richtung Decke gerichtet. Mit einem diabolischen Grinsen sprach er:

„Wollt ihr schon gehen? Dabei... hat der Spaß noch gar nicht richtig angefangen."

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt