Ein wankendes Gemüt begleitete den Braunhaarigen in sein Auto. Er steckte den Zündschlüssel ein, ehe er sich nochmals umsah, um nicht aus Versehen gegen etwas zu fahren. Denn das konnte er gerade an seinem ersten Arbeitstag nicht gebrauchen. Immerhin wollte er einen guten ersten Eindruck vermitteln. Und da brachte ihm ein Strafzettel sicher keine Pluspunkte ein.
Er schnaubte erleichtert, als alles frei zu sein schien. Er umgriff das Lenkrad, bevor er aufs Gaspedal drückte und somit die Kiste namens Auto losfuhr. Er war leicht am Zittern, da er ein bisschen nervös war. Seine Finger konnten sich nicht entscheiden, was sie machen sollten. Im Hintergrund lief seine Playlist, die aus den Lautsprechern des Autos dröhnte und ihn etwas runterbringen sollte.Heute würde er zum ersten Mal seine neue Arbeitsstelle angehen, so war er eben etwas aufgeregt. Klang für manche nicht nach sehr viel, doch für ihn war das eine große Sache. Er konnte so eine Art Neuanfang wagen. Er wurde nach Stohess, zu der dortigen Polizeistation, versetzt. Bisher leistete er seinen Dienstleistung in Trost ab, aber nicht besonders lange. Er hatte erst vor etwas mehr als einem Jahr die Akademie abgeschlossen und war aktiv am Arbeiten. Also alles in allem noch ein ziemlicher Grünschnabel, wie er sich selbst nannte. Deswegen war es Verwunderung, die sein Gesicht zeichnete, als ausgerechnet er ins Zentrum versetzt werden sollte.
Eine Beschwerde blieb aus, es gab keinen Grund. Nur in Stohess erwartete ihn etwas, was er vorher nur aus Erzählungen kannte. Die Scouting Legion war Gesprächsthema Nummer eins. Was er hörte, war nicht gerade schön. Es war eine große Gruppe, die für viele Morde im inneren Stadtteil verantwortlich war. Manchmal auch im Ausland. Bis jetzt war es noch niemanden gelungen, Spuren zu finden, die reichen würden, sie dingfest zu machen. Jeder arbeitete hart daran.Zum anderen war es für ihn eine gute Gelegenheit, um von seinem Vater wegzukommen. Er war Arzt, dazu noch ein sehr bekannter und äußerst gut in seinem Job. Somit zog er viel Aufmerksamkeit auf sich, und so auch auf seinen Sohn. Anhand seiner Reaktion konnte Eren daraus schließen, dass es seinem Vater nicht sonderlich gefiel, dass sein Sohn zur Polizeiakademie ging, anstatt zur Uni um Medizin zu studieren. Und er bereute es keine Sekunde. Klischeehafterweise jagte er lieber dem Verbrechen nach und fing Straftäter, denn das fand er schon als kleines Kind spannend. Und auch über die Jahre änderte sich nichts daran.
Nach seiner jahrelangen Ausbildung verließ er die Akademie und fing bei der Dienststelle in Trost an. Es war dort nie besonders viel los, weil es auch nicht viele Verbrechen gab. Und er war froh, dass er da weg war. Auch wenn er diesen Beruf sehr gerne ausführte, hatte er sich dort nie so richtig willkommen gefühlt. Von seinem Vater mal ganz zu schweigen.
Weniger Meter vor mir befand sich bereits das Gebäude, in dem er wohl die nächste Zeit verbringen würde. Viele Autos standen davor, darunter auch ein teuer aussehender schwarzer Audi, und einige Leute, die sich unterhielten oder eine rauchten. Es wunderte ihn, da sie bereits kurz nach 9 Uhr hatten.
Nachdem er sein Auto geparkt hatte, schnappte er sich seine Tasche und stieg aus. Neugierig wanderten seine Augen über das Gelände. Alles sah sehr neu und gepflegt aus. Das fand er nicht verwunderlich, immerhin befand sich die Dienststelle im Zentrum. Es würde seiner Meinung nach nicht aussehen, wenn die Gesetzeshüter eine nicht sehr ansehnliche Fassade hatten – ganz im Gegensatz zu der in Trost, diese glich einem Müllhaufen.Nachdem er die Eingangshalle betrat, ging er zur Rezeption, meldete sich an. „Guten Morgen. Mein Name ist Eren Jäger, ich soll mich bei Herr Smith melden", sprach er mit einem Lächeln. Die Dame hinter dem Tisch nickte mit gehobenen Mundwinkeln und fing sogleich an zu tippen. „Ah, da sind Sie ja. Sie müssen den Gang da durch und dann die fünfte Tür rechts", erklärte die Erdbeerblonde. Er nickte verstehend und wank ihr noch zu, ehe er ihrer Beschreibung nachging.
Er behielt Recht, es war einiges los. Würde man von außen schauen, würde man das gar nicht vermuten. In den Großraumbüros waren die meisten an ihren Computern beschäftigt, andere mit ihrem Telefon am rumrennen, andere sahen Akten durch. Dieses Bild kannte Eren nicht, in Trost sah es damals anders aus. Die Atmosphäre war ganz anders. Es war dort um einiges entspannter, da sie nicht kontinuierlich mit Fällen konfrontiert wurden. Das würde sich jedoch die nächste Zeit für ihn ändern.Als er an besagter Tür ankam, klopfte er. Ein „Herein" hörte er und trat ein. Ein großgebauter, blonder Mann – anscheinend der Boss – und ein schwarzhaariger Mann saßen bereits hier. Es wirkte alles auf Eren sehr geordnet und systematisch. Eben so, wie man es von einem Boss einer Polizeistation erwarten würde. Erwin war auch für seine Führungsstärke und seiner Scharfsinnigkeit bekannt. Da hätte es Eren etwas gewundert, wäre die Ausstrahlung anders.
Von dem anderen Mann konnte er noch nicht viel sagen. Er saß dort als hätte er nichts anderes zu tun. Seine Ausstrahlung wirkte recht dunkel, als könnte ihm niemand etwas. Sein Gesicht sprach genauso viel aus wie eine kahle Wand – nämlich nichts.„Sie müssen Eren Jäger sein, nehme ich an? Ich bin Erwin Smith, der Leiter der Station", kam es mit einem dezenten Lächeln auf den Lippen vom Blonden. Also hatte Eren sich diesbezüglich doch nicht geirrt. Er wäre doch sehr überrascht gewesen, wäre der Schwarzhaarige der Chef. Smith reichte Eren die Hand, die er sogleich begrüßend schüttelte. „Ja, das bin ich. Freut mich, Sie kennenzulernen", erwiderte der Braunhaarige etwas zaghaft. „Bitte setzen Sie sich doch", meinte der Blonde und weißte auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch – er besaß zwei davon. Unauffällig schielte Eren zu seiner rechten, wo der Schwarzhaarige saß. Und wieder fragte er sich: Musste ich ihn kennen? Wer war er? Der Mann schien zu Erens Pech die kurzen Blicke bemerkt zu haben, denn er schnaubte: „Levi Ackermann", er überschlug die Beine dabei. Eren vermutete, dass dieser Mann keiner der vielen Worte zu sein schien, eher genau das Gegenteil – wortkarg.
„Wie dem auch sei... Ich bin sehr erleichtert, dass wir hier etwas Unterstützung erhalten. Sie dürften bereits auf den Weg hierher bemerkt haben, dass es gerade nicht so leicht ist", fing Smith an, „Ein Mann mehr würde uns sicher helfen." Erens Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Das stimmt, scheint gerade wirklich nicht so ruhig zu sein. Ich werde mein Bestes geben, um Ihnen keine Last zu sein", seine Stimme klang etwas unbeholfen, denn das war er auch. „Ich bin mir sicher, dass Sie das nicht werden. Ich weiß, Sie sind noch nicht lange im Dienst. Daher werde ich Sie einer Person zuweisen, die Ihnen bei ihrem nächsten Fall helfen wird. Er ist zwar auch noch nicht sonderlich lange her, jedoch hat er bereits in den ersten Monaten beachtliche Erfolge hervorgebracht", Erwin schaute zu Erens Rechten. War es Ackermann, der Eren beistehen sollte? Dies konnte er sich schwer vorstellen.
„Levi? Wills du nicht auch noch etwas dazu sagen?", fragte der Blonde, nachdem er sich auffordernden Blickes räusperte. An der Tatsache, dass sie sich duzten, nahm Eren an, dass sie sich anscheinend sehr vertraut waren. Der Schwarzhaarige seufzte, setzte sich wieder richtig hin und drehte sich zu Eren. Was ihm erst jetzt auffiel – er hatte grau-blaue Augen. An sich empfand Eren sie als schön, jedoch wirkten sie genauso kalt und distanziert. Seiner Meinung nach passte es zu dem, was er bis jetzt mitbekommen hatte, auch wenn das nicht viel war.
„Damit das Ganze hier nicht noch länger dauert, fasse ich mich kurz: Wir werden uns hauptsächlich mit der Scouting Legion beschäftigen. Ich habe das Sagen, du machst nichts, ohne meine Zustimmung oder es mit mir besprochen zu haben. Mir ist egal, wer dein Vater ist. Erwarte aber nicht, dass ich dir eine Sonderbehandlung verpasse, sowas mache ich nicht. Also, alles verstanden?" Somit hatte Ackermann die Grenze klar gemacht. Unbewusst versteifte Eren sich etwas. Er nickte ein bisschen abwesend. Wer war dem denn über die Leber gelaufen? „Gut, dann wäre ja alles geklärt. Kann ich dann gehen, Erwin?" – „Wenn du willst." Und keinen Augenblick später war Ackermann auch schon aus dem Büro gelaufen.„Ich kann mir vorstellen, was Sie nun denken. Levi wirkt nicht sehr menschenoffen und freundlich. Aber seien Sie bitte nicht so voreingenommen und arbeiten Sie erstmal zusammen, dann wird alles besser. Er ist immer noch ein sehr fähiger Kollege. Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen", meinte der Blonde voller Zuversicht, welche ihm wie ins Gesicht geschrieben stand. Zugegeben machte es Eren etwas sprachlos. Da hatte er Recht. Ackermann wirkte nicht sehr nett auf dem ersten Blick.
Das konnte ja was werden...
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Personalities [Ereri/Riren]
Fanfiction•[Part 1 - 3]•[German]•[kann ohne Vorwissen gelesen werden]• Gerade erstmal ein Jahr im Dienst wird Eren Jäger nach Stohess versetzt. Dort bekommt er seinen ersten richtigen Fall zugewiesen, und mit ihm einen neuen Partner. Doch ist er nicht so, wie...