fourteen

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Erens Lippen begannen zu beben, seine Augen waren getränkt von Ungläubigkeit und Schock. Er sollte hierbleiben? Was hatte das zu bedeuten? Wieder einmal war sein Kopf komplett leer und er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Wie... Wie meinst du das?", fragte er kleinlaut. Seine rechte Hand begann abermals leicht zu zittern. Sein Gegenüber verdrehte die Augen und schnaubte. „Das, was ich gerade gesagt habe. Du wirst wohl oder übel noch eine Zeit unsere Gastfreundschaft ausnutzen müssen", entgegnete Levi. Hanji zeigte ein etwas überraschtes Gesicht. „Habt ihr einen Plan? Ist es durchgegangen?", fragte die Braunhaarige weiter, holte dabei die Klamotten, die sie bereits für Eren mitgenommen hatte. Es waren welche aus dem Lager der SL, denn sie glaubte nicht, dass Eren Levis Kleidung passen würde, gar anziehen wolle. Der Schwarzhaarige drehte sich zu seiner Kollegin. „Ja, alles ist geregelt. Jetzt muss der Fisch nur noch anbeißen." Hanji nickte verstehend. Nur Eren hatte keine Ahnung, was gerade vor sich ging. Er sah mit fragendem Gesicht zu Hanji, die aber nur lächelte. „Alles gut, mach dir keine Sorgen. Wir werden uns gut um dich kümmern", sagte sie, schaute  zu Levi, „Und jetzt geh duschen. Dann fühlst du dich besser." Eren senkte seinen Kopf und nickte sanft. „Gut, dann gehe ich jetzt." Das waren die letzten Worte, die Hanji an Eren wandte, ehe sie die Räumlichkeiten verließ.

Danach herrschte eine beklemmende Stille, die Eren begann Angst zu machen. Oh Gott, was war er? Ein Kind? Eren verstand sich selbst nicht mehr. Levi währenddessen drehte sich um und lief zu seiner Coach, holte sein Handy hervor, schrieb eine wichtige E-Mail. Doch als auch nach weiteren Minuten nichts passierte, sah er auf. Eren stand immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle wie vorher und schaute gebannt zur Tür, aus der Hanji verschwunden war. Levi seufzte genervt. „Wolltest du nicht duschen? Das Badezimmer ist dahinten", sagte der Schwarzhaarige mit fester Stimme und zeigte zur Tür, wohinter sich das Badezimmer versteckte. Eren nickte hastig und lief zu besagtem Raum.

Er fühlte sich überhaupt nicht wohl, alleine mit Levi zu sein. Eren wusste nicht, was der Schwarzhaarige vorhatte und das machte ihn nervös. Wenn er wirklich so war, wie Eren sich das vorstellte, dann war seine Sorge berechtigt. Levi war ein Mitglied der SL und somit gefährlich, sehr gefährlich. Er war mit Sicherheit weit oben in der Liste der Straftäter. Auch wenn man die richtigen Namen der Mitglieder nicht kannte, standen Nummern anstatt dieser in der Fahndungsliste, nachdem die Behörden vorgingen. Leider beweist sich das sehr häufig als zu schwer, sie zu fangen – wenn nicht sogar unmöglich.
Eren stieg mit einem schweren Schlucken unter die Regendusche und begann zaghaft seinen Körper zu waschen. Er schwebte in Gedanken. Was sollte er tun? Warum war er hier? Und wie konnte er hier weg? Schon allein, dass Eren sich auf nichts konzentrieren konnte, ließ seine Ideen, die er sich ausdachte, sehr leicht scheitern. Er verstand vor Schock die Situation nicht.

Als er dachte, dass er schon zu lange unter der Dusche war, ging er raus, trocknete sich ab. Er schaute in den Spiegel und erkannte sich selbst nicht wieder. Er war nicht mal einen Tag hier und hatte schon einen anderen Ausdruck in den Augen. Und wenn er die neue Kleidung auf seiner Haut betrachtete, konnte er nicht anders, als sich selbst zu hassen, dafür, dass er all die Wochen nichts gemerkt hatte. Er trug nun die Kleidung seines Feindes. Es ließ ihn sich unwohl fühlen, sich damit im Spiegel zu sehen. Würden seine Freunde ihn jetzt sehen, würden sie sicher enttäuscht von ihm sein. Und das schmerzte. Der Gedanke daran, seine Engsten vielleicht nie wiederzusehen, schmerzte sehr. Aber er durfte nicht aufgeben, noch war nichts entschieden. Wenn er seinen freien Willen nicht verlor, war es noch nicht vorbei.

Als er aus dem Badezimmer trat, sah er Levi, wie dieser gerade eine Matratze auf den Boden ausbreitete, Kissen und Decke dazulegte. Mit langsamen Schritten trat der Braunhaarige heran. Levi sah auf, schaute Eren an, dabei begann er leicht zu schmunzeln. „Wer hätte gedacht, dass der Bulle mal in den Klamotten eines Verbrechers steckt", witzelte er abfällig. Eren ballte seine Hände zu Fäusten. „Denkst du etwa, ich hätte es mir ausgesucht, hier zu sein?!", kam es gezischt von ihm. Levi zog eine Augenbraue hoch und seufzte. „Das hab ich nicht gemeint. Wie auch immer, finde dich damit ab, ändern kannst du es eh nicht." Erens Adern an seinen Händen begannen hervorzutreten, er biss die Zähne zusammen. So langsam hatte er die Grenze überschritten. „Wie kannst du einfach so tun, als wäre nichts gewesen?! Du hast einen Menschen getötet, wenn nicht sogar mehr! Wie kannst du das mit deinem Gewissen ausmachen?...", kam es von Eren mit einem wütenden, aber auch verzweifelten Ton. Levi drehte seinen Kopf zur Seite. „Dieses Problem hat man nicht, wenn man kein Gewissen hat, das man damit belasten könnte", entgegnete er kalt. Eren weitete die Augen. „Heißt das, du hast gar nichts gefühlt, als du einem Menschen - Sophie - das Leben genommen hast?! Wie kann man einfach über das Leben eines anderen Menschen bestimmen!?", rief er aus, warf Levi einen entsetzten Blick zu. Eren hatte gehofft, etwas in Levi ausgelöst zu haben – doch Fehlanzeige. Der Schwarzhaarige hatte genau dasselbe Gesicht auf, wie sonst auch. Einfach kalt und nichtssagend. Es machte Eren rasend... aber auch enttäuscht. Er hatte sich mit einem Mörder abgegeben, ohne es zu wissen. „Es war nötig", erwiderte der Schwarzhaarige kurz, sah wieder auf sein Handy. Eren lief von Wut gepackt nach vorne. Doch egal, wie nah er vor Levi stand, der andere schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. „Das ist sie? Das ist deine Antwort?! Du... Du Monster! Mörder! Wie kannst du sowas machen?!" Es ging mit Eren durch, sein Gesicht zeigte pure Verständnislosigkeit und Wut. Sein Innerstes brodelte.
„Egal wie oft du es wiederholst, es wird sich nichts daran ändern. Also finde dich damit ab und halt die Klappe", sagte Levi dazu. Erens Hand zuckte gefährlich. Und im nächsten Moment landete die Faust Erens in Levis Gesicht. Geschlagener flog nach hinten. Er wischte sich mit seiner Hand über die aufgeplatzte Lippe und verzog die Augenbrauen. Er stand auf, strich sich seine Kleidung.

„Ich wollte eigentlich nett sein. Aber anscheinend lässt du mir gerade keine andere Wahl, Jäger!", brummte der Schwarzhaarige. Eren erstarrte, als er das Gesicht von Levi sah, wie er auf ihn zulief. Sogleich landete der nächste Schlag, aber bei Eren im Bauch. Vor Schmerz krümmte er sich, sank auf den Boden. Levi zischte. „Was ist los? Ich dachte du wärst von Kämpfernatur! Jetzt auf einmal deine große Klappe verloren, Jäger? Wie erbärmlich." Eren biss die Zähne zusammen. Er hielt sich den Bauch und stand wieder auf. Levi verfolgte Erens Bewegungen, wie er wütend aufsah. Der Schwarzhaarige legte den Kopf schief. „Hör zu... Ich habe für dich die Verantwortung. Aber wenn du demnächst gerade gehen möchtest, würde ich vorschlagen, besser über deine Worte und Taten nachzudenken. Denn ich habe kein Problem damit, dem entgegenzuwirken. Sei schlau und denke an dich selbst", Levi lief an Eren vorbei und ging zu seinem Bett. Er ließ sich darauf nieder und begann, als wäre nichts passiert, ein Buch zu lesen, was auch seinem Nachttisch lag.

Eren sank sprachlos auf den Boden. Er hielt sich immer noch den Bauch, atmete schwer. Der Schlag hatte ganz schön gesessen. Levi hatte Kraft, das wusste Eren nun. Der Braunhaarige musste aufpassen. Eher wäre er tot, als dass er hier lebendig rauskommen würde, wenn er unaufmerksam wäre. Aber das hielt ihn noch lange nicht ab, alles in seinem Kopf durchzugehen.

Keine Sorge, Levi... Ich habe auch kein Problem damit.

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt