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Es war der stechende Schmerz in seinem Nacken, der ihn aus seiner Bewusstlosigkeit holte. Er kniff die Augen zusammen und hielt sich die Stelle, versuchte sich langsam aufzusetzen. Doch dabei wurde ihm nur schwindelig, weshalb er nach etwas suchte, um sich selbst zu stützen – die Couchlehne musste reichen. Er fuhr sich durchs Gesicht, ehe er sich noch mit halboffenen Augen in seiner Umgebung umzusehen versuchte.
Doch das Bild, was sich ihm zeigte, kannte er nicht. Er saß auf einer Couch in einem ihn unbekannten Raum, dass bemerkte er als erstes. Was ihn wunderte, es gab keine Fenster. So konnte er nicht bestimmen, wie spät es ungefähr war.
Eren verstand gerade gar nichts. Wo war er? Er konnte sich nur noch daran erinnern, wie er das Revier verlassen hatte und- Levi! Er wollte Levi verfolgen. Aber was war daraus geworden? Offensichtlich befand sich dieser hier nicht im Raum, nachdem Eren sich umgesehen hatte.

Aber das beantwortete immer noch nicht seine Frage. Eren versuchte aufzustehen, es gestaltete sich als eine wackelige Angelegenheit. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Raum eher spärlich eingerichtet war, dunkle Töne. Eren konnte keine richtig persönlichen Gegenstände finden, die ihm bei seiner Frage helfen könnten.
Er lief um den Couchtisch rum, lief zu der erstbesten Tür, die ihm ins Auge sprang. Er legte seine Hand auf die Klinke, also er wollte es – aber diese Tür besaß keine! „Was ist das denn?", fragte Eren mehr als verwundert. Welche Tür besaß keine Klinke? Offensichtlich diese. So langsam stieg in ihm die Panik hoch. Er verzog die Augenbrauen und sah sich hastig um, ob er nicht doch etwas übersehen hatte. Dann entdeckte er noch eine weitere Tür, doch als er sie öffnete, fand er nur ein Badezimmer vor. Und egal wie oft Eren durch die Räumlichkeiten lief, er fand keinen Ausgang. Und durch die Klimaanlage passte er sicher nicht, wollte es auch gar nicht ausprobieren.

Er atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen. Er setzte sich einfach irgendwo auf den Boden, legte sein Gesicht in seine Hände, dachte nach. Er wiederholte die letzten Erinnerungen in seinem Kopf. Es war gerade das einzige, was Eren einfiel und sinnvoll klang. Vielleicht hatte er etwas vergessen oder nicht bemerkt. Nur schwer konnte er das Zittern seiner Hände unterdrücken. Ihm wurde allmählich kälter, obwohl der Raum gut beheizt war.
Er verfolgte Levi. Sie fuhren in den Wald. Und ab den Zeitpunkt fehlten Eren die Erinnerungen. Wurde er ausgeknockt? Jetzt kam ihn der Schmerz wieder in den Sinn. Dem Anschein nach hatte Levi ihn K.O geschlagen. Er war es, der Eren hierhin gebracht hatte. Das konnte doch nur eines bedeuten... Eren fühlte sich schrecklich. Er fühlte sich nicht miserabel, weil er hier war, sondern weil er sich in Levi getäuscht hatte. Dabei hatte er so fest daran geglaubt, dass der Schwarzhaarige sowas nicht bringen würde. Fehlanzeige. Er ballte Fäuste, presste die Zähne aufeinander. „Scheiße...Scheiße!", fluchte er immer wieder vor sich hin, legte seinen Kopf auf seine Knie. Wie konnte er nur so naiv sein?! Wie konnte er nicht sehen, dass Levi Dreck am Stecken hatte? Jetzt, wo er darüber nachdachte, war es doch offensichtlich gewesen. Er verfluchte sich selbst dafür, einmal nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Hätte er nur früher geschaltet, wäre dieser ganze Mist vielleicht nie passiert.
Eren konnte es einfach immer noch nicht so recht glauben, dass es wahr war.
Sein eigener Partner hatte ihn und so viele andere hintergangen. Sie belogen, betrogen und Sophie ermordet. Da war er sich sicher. Levi hatte einfach einen Menschen getötet und die Rolle als Polizist perfekt weitergespielt. Als wäre nichts gewesen. Da fragte Eren sich, wie lange der Schwarzhaarige das wohl schon machte, dass er diese Maske so gut aufrechterhalten konnte. Hatte er bereits mehrere Personen auf dem Gewissen? Mit Sicherheit.
Und, egal wie lange Eren hier rumspekulierte, es brachte nichts.

Er wusste nicht, wie lange er hier auf dem Boden hockte und in Selbstzweifel und Selbstmitleid versank. Er bekam nur nebenbei mit, wie etwas ‚klackte'. Es war die Tür. Augenblicklich sah Eren auf, schaute in die Richtung. „Hallo? Eren, bist du wach?", hörte er eine Stimme, dem Klang nach weiblich. Aber warte... Eren verzog überlegend die Augenbrauen zusammen. Ihm kam diese Stimme bekannt vor. Hatte er sie von irgendwoher schon mal gehört? Vielleicht konnte die Person ihm ja helfen – nein, wo dachte er hin? Ohne Zweifel befand er sich bei der Scouting Legion. Hier würde ihn wohl keiner helfen wollen.
Er blieb an seinem Platz sitzen, beugte sich aber um die Ecke.
Hervortrat eine Frau mit braunen Haaren, die in einem unordentlichen Zopf gebunden waren. Ihre Brillengläser glänzten im Licht und ein Grinsen zeichnete sich auf ihren Lippen, als sie Eren auffand. Doch im Gegensatz zu ihr, brachte Eren kein Wort heraus. Unbewusst rutschte er ein Stück nach hinten, wollte Abstand gewinnen. Doch sein Gegenüber kam immer näher, hatte dabei die Hände oben. „Ganz ruhig. Ich will dir nicht wehtun!", sagte sie beschwichtigend und setzte sich vor Eren hin. Er konnte nicht mehr weiter rutschten, da er soeben mit dem Rücken an der Wand angekommen war. Seine Atmung ging unregelmäßig, da er nicht wusste, was passieren würde. Doch dem Anschein nach wollte die Frau wirklich nichts Böses. Dazu wirkte ihr Lächeln viel zu echt. Doch darauf konnte Eren nicht vertrauen. Er hatte Dinge über die SL (Scouting Legion) gehört, die einem nur erschaudern ließen.

Er sah auf die Hand, die sich keine Sekunde Später auf seiner Stirn befand. Er zuckte auf. Doch die Frau legte ihren Kopf schief und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Gut, Fieber hast du nicht. Also echt, dass Shorty dich einfach hier abgeladen hat." Eren sah auf, weitete die Augen. „Shorty?", kam es leise von ihm. Die Braunhaarige nickte. „Ja. Levi hätte dir wenigstens eine Decke überlegen können. Aber der Eisblock rafft das wieder nicht", meinte sie, legte ihre Hände auf den Oberschenkeln ab. „Verzeihung... Aber irgendwie kommt mir Ihre Stimme bekannt vor", sprach Eren als nächstes, sein Ton wurde etwas fester. Er glaubte nicht, dass jemand mit bösen Absichten sicher gehen würde, dass Eren kein Fieber hatte. Also konnte er sich wohl etwas locker machen. Levi war nicht hier, das beruhigte ihn. Sein Gegenüber lachte auf. „Achso! Das hatte ich komplett vergessen. Wir haben vor ein paar Stunden telefoniert", stellte sie klar. Jetzt ging Eren ein Licht auf. „Ich bin übrigens Hanji Zoe! Hanji reicht aber!" Eren nickte etwas in Gedanken. Aber wenn Hanji... „War Levi an dem Abend wirklich bei dir? Oder war das eine Lüge?", fragte er als Nächstes.
„Na ja... So halb. Irgendwer musste ja seine blutige Kleidung einsammeln", entgegnete sie wie das Normalste der Welt. Eren schluckte schwer und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. „Also... ist es wahr." Eren wusste es, aber es nochmal bestätigt zu bekommen, war etwas anderes. Hanji schnaubte mit einem schiefen Lächeln. Sie sagte jedoch nichts dazu, da sie wusste, sie konnte Eren nicht daran hindern, so zu denken.

„Weißt du, Eren... Das mag jetzt alles ziemlich viel auf einmal sein, aber es wird leichter. Es dauert nur etwas", sprach sie mit einem Seufzen und stand auf, reichte Eren die Hand. So zog sie ihn hoch. Sie nickte in Richtung des Badezimmers. „Komm. Du fühlst dich doch bestimmt dreckig, oder? Du bist komplett eingesaut", kam es von ihr, „Mich wundert es, dass Shorty dich so gelassen hat." Eren zog eine Augenbraue hoch und schaute an sich runter. Die Braunhaarige hatte Recht, Erens komplette rechte Seite war von Dreck und getrockneten Schlamm überzogen. Er hatte das durch den ganzen Stress gar nicht gemerkt. „Aber was soll's. Ich geb dir einfach was neues zum Anziehen, dann kannst du dich duschen."

Eren fühlte sich unwohl dabei, noch länger in diesem Raum zu bleiben. Er wollte hier raus. „Sag mal, Hanji... Wo bin ich und wann kann ich gehen?" Gefragte sah über ihre Schulter. „Du befindest dich hier in Levis Zimmer. Und wann du rauskommst, weiß ich nicht. Geh aber von nicht sehr bald aus-" Noch bevor die Braunhaarige hätte weiterspreche können, wurde wieder die Tür geöffnet. Als Eren die Person sah, die soeben den Raum betreten hatte, blieb er ruckartig stehen. Seine Augen weiteren sich minimal, presste die Lippen aufeinander.

„Hey Shorty! Wo warst du denn so lange? Das waren mit Sicherheit drei Stunden!", rief sie aus und ging auf den Schwarzhaarigen zu. Eren blieb, wo er war, konnte sich nicht bewegen, war wie versteinert. Der Schwarzhaarige sah kurz zu ihm, dann wandte er wieder seinen Blick zu Hanji. Nebenbei holte er seine Waffe – eine Pistole – aus seiner Jackeninnenseite und legte diese auf die Kommode daneben. Eren verfolgte unbewusst alle Bewegungen mit den Augen, die Levi machte.
„Kenny hat mich aufgehalten", sagte der Schwarzhaarige monoton. Hanji machte einen verstehenden Laut. „Und? Was habt ihr besprochen?", fragte sie weiter. Doch Levi lief an Hanji vorbei, ging auf Eren zu. Des Braunhaarigen Augen waren geweitet, er konnte nicht wegschauen, musste weiter ins das kalte grau-blau blicken, eine Gänsehaut überkam ihn. Sein Gegenüber blieb stehen, sah Eren wie immer ohne einen Hauch von Emotionen im Gesicht an.
Doch auf die folgenden Worte, war selbst Eren nicht gefasst. Er weitete geschockt die Augen.

„Sieht wohl so aus, als würdest du noch ein Weilchen hierbleiben, Jäger."

Personalities [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt