„Komm schon, Mikasa! Wir müssen Armin abholen!", rief der Braunhaarige mit einem weiten Strahlen im Gesicht zu der Schwarzhaarigen. „Ich beeile mich ja schon! Lauf nicht so schnell, Eren. Sonst fällst du noch hin." – „Du bist nicht meine Mutter, Mikasa! So sind wir einfach schneller da!", entgegnete er gegen den Wind, lief nur noch schneller. Das Mädchen seufzte und rannte Eren einfach weiter hinterher. Da konnte sie nichts machen. Die Drei wollten zu ihrem Lieblingsplatz – ein Baum auf einer Lichtung. Und sie meinten, dass sie den Blonden abholen würden. Aber da sie so lange draußen bleiben wollten wie es nur ging, war Eile geboten.
Sie wollten gar nicht daran denken, wie sauer ihre Eltern sein würden, wenn sie sich wieder verspäten sollten.
Als sie am Haus Armins ankamen, klingelte Eren sturm, bis die Mutter die Tür aufmachte. Zuerst zeigte sie ein genervtes Gesicht, bis sie Eren und Mikasa vor ihrer Tür stehen sah. Mit einem warmen Lächeln sprach sie: „Ach ihr zwei seid das! Armin kommt sofort. Er muss nur noch eben seine Schuhe anziehen." Der Braunhaarige nickte verstehend, während Mikasa ihre Jacke zurechtzupfte. Es war Mitte Herbst und deswegen etwas kälter. Aber das hielt die Kinder nicht ab, draußen zu sein. Ganz und gar nicht – es machte ihnen nur noch mehr Spaß. Ein Grund waren die Laubhaufen am Straßenrand oder in den Gärten.Nach einer Minute kam auch schon der kleinste von den dreien mit seinen selbst gebundenen Schuhen zur Haustürgelaufen. „Kann's losgehen?", fragte Eren ungeduldig. Armin nickte und wollte gleich los, als er aber am Arm von seiner Mutter festgehalten wurde. „Moment mal, Armin. Das Schuhe-Binden musst du aber noch mal üben. Die Schleife wird sicher nicht halten", kam es von ihr, kniete sich runter und machte sich sogleich an den Schuhen ihres Sohnes zu schaffen. Er verdrehte nur die Augen und sagte: „Ach, Mama!" Eren und Mikasa konnten dabei nur kichern.
„So, du bist startklar!", die Worte der Mutter waren das Startsignal für einen aufregenden Tag. Mit einem weiten Lächeln im Gesicht ging es los.„Nicht so lange, okay?" – „Alles klar!", rief der Blonde seiner Mutter hinterher.
...
Mit einem langsamen Augenaufschlag öffnete er die Augen. Er musste erst ein paar Mal blinzeln, um eine scharfe Sicht zu haben. Mit einem müden Seufzer richtete er sich auf, rieb sich den Nacken. Er spickte zu der Uhr an der Wand – 4.29 Uhr. Mit einem Müden Ton ließ er sich wieder nach hinten fallen. Legte sich die Hände aufs Gesicht und rieb sich die Augen.
Es kam in letzter Zeit selten vor, dass der Braunhaarige auch nur eine Nacht komplett durchschlief. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wo der Schwarzhaarige Eren mit einer unfreundlichen Geste aus dem Land der Träume zog.
Er sah an die Decke des Raumes und ließ den Traum von eben nochmal Revue passieren. Es war eine Seltenheit, dass Eren auch mal gute Träume hatte. Denn seitdem er hier war, seitdem dieser ganze Scheiß angefangen hatte, träumte er überwiegend schlecht. Das half nicht gerade viel, um sich von einem harten Trainingstag wieder zu erholen.Er verzog die Augenbrauen überlegend. Mikasa... Es war wohl mehr eine Erinnerung gewesen als ein richtiger Traum. Eren erinnerte sich noch genau daran. Es war der Tag, bevor Mikasa einfach verschwand – umzog. Sie wollten noch einen schönen Tag zusammen erleben, bis die Schwarzhaarige die beiden verließ. Also wollten sie zu ihrem Lieblingsort gehen. Es war ein Baum bei einer Lichtung nahe des Waldes. Eren und seine Freunde wuchsen relativ außerhalb der Stadt auf, weshalb sie meistens draußen waren. Eigentlich schade, dass dieser Drang der Natur nahe zu sein in den Jahren immer mehr abnahm. Aber desto älter er wurde, desto mehr nahm der ganze Druck zu, den Eren von Grisha auf die Schultern gesetzt bekam. Es fühlte sich so an, als sei es gestern gewesen.
...Selbst in der Schule ließen sie den Braunhaarigen mit dem Thema nicht in Ruhe. Auch dort wurde dauernd über ihn getuschelt oder er über seinen Vater ausgefragt. Und genau solche Ereignisse – jeden Tag – gingen auf Erens Nerven. Irgendwann konnte er nicht mehr. Aber Armin war da, das machte so einiges leichter. Hätten die drei noch Kontakt gehalten, wäre Mikasa sicher auch da gewesen. Sie wären zusammen auf eine Schule gegangen, hätten ihre ganze Freizeit miteinander verbracht und sich alles gegenseitig erzählt. Schade, dass das Schicksal es anders mit ihnen meinte.„Jäger, wach werden!", die Worte Levis holten den Braunhaarigen aus seinen Gedanken. Er blinzelte mehrere Male. Eren hatte gar nicht gemerkt, dass er so abgedriftet war – eine halbe Stunde war vergangen. Er schaute zu Levi auf, der mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Eren runter sah, dabei den Laptop auf seinem Arm hatte. Er brummte, richtete sich wieder auf. „Steh auf! Ich habe keine Lust auf dein Gejammer!", zischte der Schwarzhaarige. Sich den Rücken reibend kam der Braunhaarige Levis Worten nach. „Was willst du?!", kam es von Eren mit einem bissigen Ton. Levi zog beide Augenbrauen hoch.
„Wie war das? Was ich will? Die Frage ist doch eher, warum du so unhöflich bist. Ich hätte dich schon längst töten können, also zeige etwas mehr Respe-" – „Warum hast du mich am Leben gelassen, wenn du so oft etwas an mir zu meckern hast?! Du betonst so oft, dass du mich schon längst hättest umbringen können. Warum hast du es dann nicht schon getan? Deine Worte verlieren an Bedeutung, Ackermann!", unterbrach Eren Levi mit aufgebrachten Ton, hatte die Augen warnend aufgeschlagen. Der Schwarzhaarige hielt inne, krampfte seine Hände. Es waren nur wenige Sekunden, ehe sich die Augenbrauen Levis zusammenzogen, er den Laptop weglegte. Im nächsten Moment hatte er den Größeren gegen die Wand gedrückt, hielt ihm das Messer an die Kehle.
Erens Atem wurde zunehmend unruhiger, seine Augen vor Schock geweitet. Aus Reflex umgriff er Levis Handgelenkt, versuchte die Hand dort wegzubekommen. Doch natürlich passierte nichts. Auch wenn er mit voller Kraft zupackte.„Warum? Nah, ganz einfach... Ich mag diesen Ausdruck in deinen Augen, wenn ich genau das tue. Genauso gut könnte ich dir meine Knarre an den Kopf halten – es würde sich nichts ändern, der Effekt wäre derselbe. Allerdings mag ich Schusswaffen nicht sonderlich gerne, die sind zu schnell." Er drückte Eren weiter runter, bis sie auf einer Augenhöhe waren. Das Gesicht des Schwarzhaarigen befand sich unmittelbar vor dem Erens. Wieder konnte er Levi nur in die Augen schauen und sich wieder darin verlieren. Verlieren im Nichts. Verlieren in Kälte. Und während er sein Leben schon an seinen Augen vorbeiziehen sah, konnte Levi sich sein leichtes Grinsen auf seinen Lippen nicht verkneifen. Er beugte sich noch ein Stück weiter nach vorne, ehe er mit bedrohlichem Ton von sich gab: „Ein Messer allerdings hat ein kleines Extra. Man hat die komplette Kontrolle über den Körper seines Opfers. Man kann es damit quälen, foltern, zu bestimmten Sachen zwingen – oder die Sache mit einem Schnitt beenden. Und das Beste: Man kann die einzelnen Emotionen in ihren Augen sehen. Die Aufkommenden Ängste, Reue... Schock.... Sie zeigen mir, wer sie wirklich sind... je weiter es sich dem Ende zuneigt." Der Braunhaarige schluckte schwer, war sprachlos. Es war, als hätte man ihm die Stimme genommen. Er spürte nur, wie die Panik in ihm aufstieg und sein Herz begann zu rasen.
„Es tut mir leid, Jäger. Aber mir gefällt dieser Ausdruck in deinen Augen zu sehr, als dass ich ihn einfach auslöschen könnte. Zu warten macht alles viel interessanter." Mit einer ruckartigen Bewegung ließ er Eren los, worauf dieser Kraftlos nach unten sank. Seine Augen waren außer Atem geweitet, versuchte sich zu beruhigen.Er warf dem Schwarzhaarigen einen entsetzten Blick zu, der diesen jedoch nur mit einem belustigten Schnauben kommentierte. Dann erklang ein Klingeln, weshalb der Schwarzhaarige sein Handy aus der Hosentasche holte. Levi schnalzte mit der Zunge, als er den Namen der Anruferin sah.
Er kam auf Eren zu, schob ihm den Laptop entgegen.„Hier, such dir neue Klamotten raus. Du brauchst neue, eigene", sprach er beiläufig und ließ Eren mit einem verwunderten Gesicht im Raum zurück. Er lief in sein Schlafzimmer, wo er sich aufs Bett setzte.
„Was gibt's?" – „Er hat die Grenze überschritten, Corporal", hörte er es von einer weiblichen Stimme. Levi seufzte und hielt sich den Nasenrücken. Er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren. Momentan ging alles drunter und drüber, auch wenn es von außen vielleicht nicht so aussah. Und wenn jetzt genau das passiert war, was Levi vermutete, war das kein gutes Zeichen. Absolut nicht. „Wie schlimm?", fragte er weiter, machte sich auf alles gefasst. „Er hat vertrauliche Informationen über Eren herausgefunden. Ich weiß nicht, ob er noch welche hat. Was soll ich jetzt tun, Corporal?" Er rieb sich einmal durchs Gesicht, ehe er mit einem überlegenden Ton sagte: „Sorge dafür, dass diese Informationen verschwinden. Mache es so unauffällig wie's geht." – „Verstanden." Er war schon im Begriff aufzulegen, als ihm noch ein Gedanke kam. Er konnte sich schon genau vorstellen, was er machen wollte. „Leonhardt." – „Ja, Sir?" – „Bring Arlert mit – lebend", sprach er als letztes ins Telefon, ehe er mit einem böswilligen Grinsen auflegte.
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Personalities [Ereri/Riren]
Fanfiction•[Part 1 - 3]•[German]•[kann ohne Vorwissen gelesen werden]• Gerade erstmal ein Jahr im Dienst wird Eren Jäger nach Stohess versetzt. Dort bekommt er seinen ersten richtigen Fall zugewiesen, und mit ihm einen neuen Partner. Doch ist er nicht so, wie...