Kindermädchen

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Kalter Wind wehte um das Haus der Rajamaas. Sami parkte seinen Wagen in einer Parklücke davor und trat zu Jukka und Raul, die schon warteten. Jukka drückte abermals auf die Klingel. Endlich öffnete Riku. Er wirkte gestresst, dabei hatten sie sich nur zu einem Nachmittag mit anschließendem Eishockeyabend vor dem Fernseher verabredet. „Ist Laura immer noch nicht wieder aufgetaucht?", fragte Raul besorgt. Riku schüttelte eilig den Kopf. Im Wohnzimmer trafen die Jungs auf Samu, der bei Rikus Töchtern auf dem Boden hockte und mit ihnen an der Holzeisenbahn spielte. Samu war oft bei Riku, seit Laura nicht mehr da war. „Na, wie macht sich dein Kindermädchen?", witzelte Jukka. Samu verzog den Mund, ging aber nicht darauf ein, Riku genauso wenig. „Die Mädchen waren noch nicht draußen, außer dass wir heute Morgen ewig beim Arzt gestanden haben. Habt ihr ein Problem damit, wenn wir noch etwas auf den Spielplatz gehen?", fragte Riku. „Nein, kein Problem", lächelte Raul. „Beim Arzt?", hob Sami besorgt die Augenbrauen. „Nur U-Untersuchung", winkte Riku ab und brachte das erste Mal an diesem Tag ein ehrliches Lächeln zustande. Die Jungs setzten ihre Mützen wieder auf, während die kleinen Mädchen Matschhosen und dicke Wintermontur anbekamen. Auch Samu und Riku packten sich warm ein, dann ging es los zum Spielplatz um die Ecke. Helmi und Nuppu, Rikus Kinder verschwanden auf dem Klettergerüst, während die Jungs sich zusammenstellten und über die neusten Ereignisse sprachen. Sie hatten sich nur im Studio zum Arbeiten gesehen, wo nicht viel Platz für lange Privatgespräche blieb, zumal Riku meist schnell wieder nach Hause musste. Samu schob die Hände in die Taschen, um sie vor der Kälte zu schützen. Immer wieder lag sein Blick auf Riku. Es gefiel ihm gar nicht, dass er so gestresst war. Sie wollten einen entspannten Abend haben und gerade er sollte nach dem Stress der letzten Wochen endlich wieder herunterkommen können. „Papi!", rief Nuppu, gerade als Samu ihn in den Arm nehmen wollte, in der Hoffnung, dass es ihn irgendwie beruhigte. Riku seufzte und ging zu dem Häuschen hinüber, in dem seine Tochter stand. „Nein, Papi Samu!", schüttelte die Kleine heftig den Kopf. Die Jungs sahen sich grinsend an. „Na, Papi", lachte Sami und boxte seinem Bandkollegen in die Seite. Samu verdrehte die Augen und ging zu den beiden herüber. „Was ist denn?", beugte er sich zu Nuppu. Das Mädchen sah abwartend zu ihrem Vater bis dieser mit einem resignierten Seufzen ging. „Papi, ich hab eingemacht", nuschelte Nuppu. Samu krabbelte zum Eingang des kleinen Spielhäuschens und streckte Nuppu die Hände hin. „Komm her", lächelte er und hob sie hoch. „Nicht zu Papa", begann die Kleine zu strampeln. Samu seufzte. „Jungs, wir gehen schonmal vor, Nuppu ist kalt, ihr könnt ja dann nachkommen", rief Samu also den Jungs zu und machte sich auf den Weg zurück. Riku sah den beiden hinterher. In seinen Augen glänzten Tränen.

Samu setzte Nuppu ab und zog ihr ihre Sachen aus, die nasse Hose folgte, ehe er sie kurz sauber machte und neue Sachen aus ihrem Schrank suchte. Nuppu zog sich schweigend an. Als sie ins Wohnzimmer zurückkamen, waren auch die Jungs und Helmi da. „Rik", zog Samu Riku beiseite auf den Flur. Er strich ihm die von der Mütze verstrubbelten Haare aus der Stirn und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Was ist los? Du steckst die Kleinen mit deinem Stress an. Und nein, das ist absolut kein Vorwurf, ich mache mir nur Sorgen", sagte er leise. „Ich hab Angst. Heute Morgen, die Ärztin hat uns so komisch angesehen, als Nuppu dich Papi genannt hat, die Jungs reißen ja schon lange Witze. Aber noch weniger will ich ewig darüber schweigen", murmelte Riku. Samu strich mit seinem Daumen über Rikus Wange. „Ich glaube, die komischen Blicke sind, weil wir nichts sagen und uns als beste Freunde ausgeben, nicht weil irgendwer etwas gegen ein Männerpärchen hat. Die Ärztin wollte schließlich nur Familienangehörige dabei haben. Und du kennst doch unsere Jungs, Rik. Bitte sprich aber vor allem mit Nuppu. Sie ist deine Tochter und sie soll dir vertrauen können", erwiderte Samu flüsternd. „Unsere Tochter", verbesserte Riku. „Aber ja, du hast recht und es tut mir leid", fügte er leise hinzu. „Muss es nicht, ich versteh dich", drückte Samu ihm lächelnd einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Und jetzt sind wir einfach wir selbst, egal, was die Jungs dazu sagen." Mit einem letzten warmen Blick trat Samu zurück ins Wohnzimmer und gab Riku etwas Zeit sich zu sortieren. Nuppu rannte auf ihn zu und streckte die Arme aus. Lächelnd hob Samu sie hoch und setzte sich mit ihr auf das Sofa zu den Jungs. „Papa hat dich ganz doll lieb, ok? Er ist nur gerade etwas gestresst, aber wenn du etwas hast, ist er immer für dich da", erklärte Samu ihr. Nuppu sah zu ihrem Vater, der gerade das Wohnzimmer betrat und nickte. Nach einer Weile stand sie zögernd von Samus Schoß auf und lief zu ihrem Papa, um zu ihm auf den Arm zu können. Rikus Augen strahlten Samu an. „Wollen wir essen?", fragte er in die Runde. „Ja, aber bleib du mal bei deinen Kindern, wir machen das", grinste Sami und stand auf. Nuppu kuschelte sich an Rikus Brust, während dieser sich zwischen Jukka und Raul auf Samis Platz setzte. „Darf ich auch Mal Kindermädchen sein?", fragte Jukka und sah sowohl Riku als auch Nuppu fragend an. Samu erhob sich und folgte Sami in die Küche, wo sie die Pizzen vorbereiteten. Für die Kinder gab es extra Minipizzen. „Sami, du hast mal gesagt, ich kann mit dir über alles reden?", sah Samu unsicher von dem Ofen auf. „Klar, immer!", nickte Sami. „Riku macht sich Sorgen wegen euch. Also ... weil ich, klar ich bin nicht der leibliche Papa, das sind er und Laura, aber irgendwie ... sind die zwei schon meine Kinder", stammelte Samu und traute sich nicht so rechte seinen besten Freund anzusehen. „versuchst du mir damit gerade zu sagen, dass ihr zusammen seid?", grinste Sami. Samu nickte unsicher. Sami schlug ihm lachend auf die Schulter. „Wieso so kompliziert? Du weißt, ich freu mich!"

Etwas später brachten die zwei die Pizzen ins Wohnzimmer und setzten sich zurück auf das große Sofa. Helmi saß mittlerweile auch zwischen den Jungs. „Samu, kannst du wieder das Kindermädchen übernehmen? Du machst das besser als ich", sah Jukka auf. „Erstens versteht Nuppu dich und zweitens ist Samu Papa und kein Kindermädchen", schnaubte Riku. Samu grinste ihn an. Seufzend ließ er sich neben ihn fallen und suchte nach seinen Lippen, um ihn in einen verlangenden Kuss zu verwickeln. „Und das kann Nuppu sehen", kommentierte Jukka lachend. „Ja, du auch Onkel Jukka, also darf ich auch gucken", erwiderte Nuppu. Sami und Raul bedienten sich kopfschüttelnd an der Pizza. „Hier", streckte Helmi ihrer Schwester eine der Minis hin, ehe sie sich selbst bediente. „Was ist eigentlich mit Laura?", fragte Raul. „Die macht Karriere in Amerika", schnaubte Riku. Noch immer saß er dicht bei Samu. „Aber es sind doch auch ihre Kinder", schüttelte Jukka den Kopf. „Sie ist gegangen, einfach so, noch bevor zwischen mir und Samu irgendetwas klar oder ansatzweise ersichtlich war", verzog Riku den Mund. „Das hätte ich ihr nicht zugetraut", murmelte Sami. Riku hob die Schultern und drückte Samu einen weiteren Kuss auf die Lippen. Mittlerweile war es ihm egal, wo sich Laura rumtrieb. Er hatte Samu und seine Kinder, das war alles, das zählte. Außerdem wusste auch die Band jetzt Bescheid. 

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