Vorfall in der Bar

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„Wo bleiben Samu und Riku wieder?!", regte Mikko sich auf. Osmo zuckte mit den Schultern und auch Raul und ich hatten keine Antwort. Es dauerte noch ganze zehn Minuten bis die beiden am Bus ankamen. Wie immer waren sie am lachen und scherzen. Wenn man es nicht besser wusste, konnte man es necken nennen. „Los jetzt", scheuchte unser Manager uns auf. Wir ließen uns im unteren Teil de Busses an die Tische fallen. Ich nahm am Fenster platz. Samu ließ sich mir gegenüber in die Polster sinken und legte seine Beine auf Rikus, der neben ihm saß. Frech grinste er ihn an. Ich schüttelte den Kopf und sah wieder aus dem Fenster.

Als wir abends in der nächsten Stadt ankamen, schnappten wir uns kurzer Hand unsere Jacken und gingen durch die kühle, nächtliche Luft in die nächste Bar, an der wir vorbeikamen. Bei guter Stimmung kippten wir ein Glas nach dem anderen. Ich lehnte mich zurück. „Waren Samu und Riku nicht eben noch da?", wunderte sich Osmo, der vom Klo wiederkam. Ich nickte an die Theke, wo die zwei bei einer hübschen Blondine standen und sich unterhielten. Osmo zog anzüglich die Augenbrauen hoch. „Auf wen setzt ihr? Wer kriegt sie?", grinste er. „Samu", meinte ich und Osmo nickte zustimmend. „Nein, Riku", schüttelte Raul den Kopf. „Mir wäre lieb keiner", murrte Mikko, bekam daraufhin aber nur einstimmiges Augenrollen.

Irgendwann waren wir wieder auf dem Rückweg, inklusive Samu und Riku, die sich feindlich anschwiegen. „Geht das jetzt die ganze Zeit so?", fragte ich, mittlerweile auch am Ansatz der schlechten Stimmung. „Frag Riku", maulte Samu. „Wieso mich? Du diskutierst doch die ganze Zeit", schnaubte Riku. Ich seufzte. „Ihr macht euch jetzt nicht echt wegen dieser blöden Tussi die Freundschaft kaputt, oder?", drehte Osmo vor uns sich um und sah die beiden Streithähne entgeistert und verständnislos an. „Freundschaft", schnaufte Samu und schüttelte den Kopf. Osmo sah mich verwirrt an, doch ich konnte auch nur mit den Schultern zucken.

„Ich habe nichts getan, also was ist dein Problem?", knurrte Riku. „Eben dass du nichts getan hast", erwiderte Samu ruppig. „Hätte ich auf den beschissenen Flirt eingehen sollen, oder wie?", meinte Riku. Samu stieß die Luft aus. „Du weißt genau, was ich meine", knurrte er. „Man, komm mal runter! Sie hat nicht meinen Schwanz gelutscht und ich hab sie nicht mal geküsst, nichts. Ich hab sie ignoriert, also was willst du?", fauchte Riku zurück. Die beiden starten sich an wie zwei Boxer im Ring. „Schalt dein verficktes Hirn an, dann", setzte Samu an, doch Raul unterbrach ihn. „Wow Jungs, kommt mal runter!", hob er beschwichtigend die Hände. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass wir stehen geblieben waren. Es war still, doch der Blickkampf war noch lange nicht beendet. „Ruhe und vorwärts jetzt", wurde Mikko ungeduldig.

Der Rest der Nacht war merkwürdig. Noch immer lag Spannung in der Luft. Irgendwann wachte ich aus meinen wirren Träumen auf. Es war gespenstisch ruhig im Bus. Leise schälte ich mich aus meiner Decke und tapste die Stufen nach unten, um Kaffee zu machen. Beinahe schwappte mir das heiße Getränk über die Hand, als ich abrupt vor der Sofaecke stehen blieb. Ich schüttelte den Kopf und sah noch einmal auf die eng umschlungenen Körper unter der Bettdecke. Überfordert drehte ich wieder um und setzte mich stattdessen an einen der Tische.

So langsam kam Leben in den Bus und nach einer Weile polterten auch die anderen die Treppe runter. „Schon wach?", begrüßte Raul mich verwundert. Ich nickte und nahm einen Schluck Kaffee. Ein Rascheln gefolgt von einem leisen „Autsch" durchbrach die verschlafene Stille. Rikus Kopf tauchte über den Sofas auf. „Komm wieder her", grummelte Samu mit seiner rauen Morgenstimme, doch Riku hatte uns bemerkt und starrte uns an. „Was?", murmelte Samu und richtete sich auch auf. „Fuck", entfuhr es ihm. Eine ganze Zeit starrten wir uns nur gegenseitig an, bis Riku sich als erster wieder fing, Samu demonstrativ einen Kuss auf die Lippen drückte und dann, nur in Boxershorts bekleidet, die Treppe rauf verschwand. Samu starrte ihm mit roten Wangen hinterher. Auf Rauls Lippen schlich sich ein Grinsen. „Unseren Haber hat's erwischt", meinte er lachend. „Seit wann ...?", schüttelte Osmo den Kopf, während Mikko unseren Frontmann anschaute und dann mit angespannter Miene nach draußen verschwand. So langsam fing auch Samu sich wieder und fuhr sich durch die verwuschelten Haare. „Seit wann was?", fragte er. „Jungs? Riku?", meinte Osmo mit hochgezogenen Augenbrauen. Auch Raul und ich sahen ihn mehr als interessiert an. Samu hob die Schultern. „Juckt das", stand er auf und zog sich die Jeans über, die am Boden lag, um sich dann an der Kaffeemaschine zu bedienen. „War noch nie anders. Sechs Wochen", meinte er, als er sich zu uns setzte und wir immer noch abwartend zu ihm sahen. „Was?", rutschte es mir raus. „Sorry, ich freu mich für euch, aber das war gerade mehr als überraschend", schob ich schnell versöhnlich hinterher. Die anderen nickten, inklusive Mikko, der mit wesentlich ausgeglichenerem Gesichtsausdruck wieder reinkam und sich zu uns setzte. Samu zuckte erneut mit den Schultern, während er seine Tasse zwischen den Händen drehte. „Hier", warf Riku, der angezogen die Treppe herunter kam, ihm einen Hoodie zu und setzte sich neben ihn. Er legte ihm den Arm um die Schulter und ließ seine Hand in den blonden Haaren verschwinden. Samu seufzte, lehnte sich gegen ihn und ließ seine Lippen kurz über Rikus Kinn streichen. „Ich bin froh, dass ihr euch wieder vertragen habt", grinste ich bei dem Anblick. „Ich auch", meinte Samu, während Riku lächelnd nickte. Keine Sekunde später waren sie in einem liebevollen Kuss versunken. 

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