A place to stay

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„Man, Samu, ich hab keinen Bock darauf!", fauchte Riku seinen Kumpel an. „Sie ist aber meine Mutter!", giftete Samu zurück. „Ja. Und deine Mutter ist ein homophobes Arschloch, sorry, aber ist so!", schnaubte Riku. „Riku", mischte sich nun Sami ein und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir können uns das eine Hotel nicht leisten und das andere hat nicht mal den einen Stern verdient. Lieber wohne ich bei meiner Mum, als in so einer Bruchbude", fuhr Samu zurück. „Von mir aus, aber nur weil es um die Band geht", schnappte sich Riku seine Jacke und stapfte zur Tür. „Ach ja, bestell ihr bloß keine schöne Grüße von mir, wenn du sie gleich anrufst", drehte er sich kurz um, bevor er ging. Samu verdrehte kopfschüttelnd die Augen und fuhr sich durch das blonde wuschelige Haar. „Ich hau dann auch mal ab, bis dann", verabschiedete sich Sami. Jukka, Raul und Osmo schlossen sich an. Seufzend ließ sich Samu auf das Sofa im Studio fallen und schloss seine Augen.

Mit quietschenden Reifen bremste Sami auf dem Hof vor dem Haus von Samus Mum. Sie wohnte ländlich, die Gegend war schön und gleich in der Nähe gab es ein Studio, das normalerweise für hohen Musikbesuch aus dem Zehn-Sterne-Hotel gedacht war. Jukka hatte bei dem Typen etwas gut, dem das Studio gehörte und es vermietete, also quartierten sich die Jungs bei Samus Mutter ein, um ein paar Tage dort zu arbeiten. Sie stiegen aus dem Auto, holten ihre Sachen und klingelten. Eve öffnete den Jungs lächelnd und zog sie nacheinander in eine Umarmung. Die Stimmung war trotz der langen, anstrengenden Fahrt ausgelassen. Samu half den Tisch zu decken, während seine Freunde schon am Tisch lümmelten und sich über irgendwelche Witze schlapp lachten. „Warte, der ist gut", kichert Jukka. „Sitzt ein Vater vorm Fernseher und wartet auf die Lottozahlen, nur um dann festzustellen, dass er wieder falsch lag. Kommt seine Tochter zu ihm und sagt: nicht traurig sein, Papa, geht mir in Mathe auch immer so." Die anderen Jungs schüttelten schmunzelnd die Köpfe. „So gut nun auch wieder nicht", meinte Samu. Eve brachte das Essen und setzte sich dazu. Jukka und auch Osmo fielen immer wieder weitere Witze ein, die sie mal mit vollem, mal mit leerem Mund in die Runde warfen. „Wie bekommt man vier Schwule auf einen Barhocker?", grinste Osmo. „Den Stuhl umdrehen", gackerte Jukka, doch außer den beiden lachte keiner so wirklich. Samu warf ihnen einen vernichtenden Blick zu, während Eve die Gesichtszüge entglitten. „Wie könnt ihr solche Worte in den Mund nehmen? Und das beim Essen?", schnaubte sie. „Samu, was hast du dir für widerliche Freunde eingefangen?", sah sie dann zu ihrem Sohn. Samu biss sich auf die Lippe und atmete tief durch. „Sie sind nicht wegen so einem Spruch widerlich, Mum", sagte er. Jukka und Osmo beobachteten die beiden in sich zusammengesunken. „Ich dulde solche Leute in meinem Haus nicht!", fuhr Eve ihn an. „Solche Leute?", schüttelte Samu auflachend den Kopf. „Homosexuelle", zischte Eve. „Mum, Osmo, hat ne Freundin, ok?", erwiderte Samu im gleichen Tonfall. „Dann will ich nicht wissen, wie oft die beiden das arme Mädchen schon betrogen haben", fauchte Eve. „Mum!", rief Samu. Sein Blick huschte zu Riku, der mit dem Anhänger seiner Kette spielte. Wüsste er nicht, dass Riku sie von ihm hatte, hätte er gesagt, dass es ein Geschenk von seinem Freund war – oder war Riku wohlmöglich ...? „Die beiden sind einfach nur Kumpel, ok? Und wenn es nicht so wäre, hätte ich absolut kein Problem damit! Das einzige Problem bist du! Was geht dich das an, wen andere Lieben? Und was zur Hölle ist der verfickte Unterschied?!", schrie Samu sie an. Er war auf gestanden, hatte sich vor seiner Mutter aufgebaut. „Der Unterschied, Samu?", lachte Eve auf. „Nein, fang jetzt nicht wieder mit Gott an! Wenn es ihn gibt, dann wollte er das so, weil Liebe hier", er tippte auf seine Brust, wo das Herz war, „drinnen ist. Und die kommt von deinem Gott!" Er stieß seinen Stuhl um, holte sich seine Tasche und verließ das Haus. Er wusste nicht, was er sich dabei gedacht hatte. Bei allem. Die Jungs, Riku hierher zu zwingen, seine Mutter so anzuschreien, sie andererseits die ganzen Jahre ihren Schwachsinn labern gelassen zu haben. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und bremste ihn in seinem Tempo. „Samu", sagte Riku. Kurz sah er seinen besten Freund an. „Wieso hast du das gemacht? Jetzt will deine Mum dich nie wieder sehen", stammelte Riku. Samu fiel auf, dass auch dieser seine Tasche in der Hand hatte. „Wieso?", blieb Samu und drehte sich zu ihm. Seine Tasche landete auf dem Ackerweg. „Weil du mir tausendmal wichtiger bist als meine verkorkste Mutter", legte er vorsichtig seine Hände an Rikus Hüfte und zog ihn näher. „Du", stammelte Riku. Schmunzelnd ließ Samu seine Hände tiefer wandern und ließ sie auf Rikus Hintern ruhen. „Rik, ich bin selber schwul", legte er seine Lippen auf Rikus. „Aber?", nuschelte Riku in den Kuss und brachte Samu dazu sich wieder etwas zu lösen. „Du küsst mich nicht einfach nur so, oder?", blickte er zu Boden. „Nur weil ich schwul bin, mach ich nicht mit jedem Typen rum. Solltest du eigentlich wissen, Rik. Ich liebe dich", schmunzelte Samu. Woher er den Mut und das Selbstbewusstsein nahm, war ihm ein Rätsel. „Ehrlich?", sah Riku auf, in seine meerblauen Augen. Samu nickte unsicher. „Ich dich auch", hauchte Riku und verschloss ihre Lippen zu einem erneuten, innigen Kuss. 

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