In Between (Let me apologize)

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Samu scrollte durch die Fotos auf seinem Handy. Auf dem einen stand er Arm in Arm am Strand mir Vivienne, auf einem anderen saßen sie gemeinsam in einem Restaurant und tranken Wein und auf dem letzten gab er ihr einen Kuss vor blauem Wasser und strahlendblauem Himmel. Alles Vergangenheit. Er schloss die App und klickte auf den grünen Hörer in der rechten unteren Ecke des Displays. „Samu", meldete sich seine Freundin kaum eine Minute später. „Vivi, können wir uns treffen? Ich muss mit dir reden", fragte er mit einem leisen Seufzen. Seine Hand zitterte so sehr, dass er kaum den Hörer halten konnte. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange hinunter und zerrann in einem salzigen Geschmack auf seinen Lippen. „Ja, das klingt ernst, soll ich zu dir kommen?", fragte Vivienne. „Nein, schon gut, ich komme zu dir, wenn das für dich geht", murmelte Samu und fuhr sich über das Gesicht. „Wie du meinst", erwiderte Vivi. „Dann bis gleich", legte sie auf. „Bis gleich", steckte Samu das Handy weg, rappelte sich auf und griff sich seine Autoschlüssel von der Ablage, um nach unten zu gehen und dort in seinen Wagen zu steigen. Die Straße zog als einziger grauer Schutt an ihm vorbei, bis das Haus, in dem Viviennes Wohnung lag, weiß hervorstach und er abbremste. Er fummelte den Schlüssel von seinem Schlüsselbund und klingelte, dann stieg er mit wackligen Knien die alte Holztreppe hinauf. Vivienne wartete in der Tür auf ihn und sah ihn mit besorgtem Blick an. Sie konnte den Schmerz, der auf ihm lastete, geradezu sehen. „Hey", zog sie ihn in ihre Arme. „Hey", nuschelte Samu und löste sich eilig. „Was ist denn los, hm?", fragte Vivi, als sie sich gegenüber auf den Sofas in ihrem Wohnzimmer saßen. „Ich", setzte Samu an, nur um die Worte in seinem Kopf noch einmal über den Haufen zu werfen. „Also, es tut mir unfassbar leid, Vivi. Du bist so ein liebevoller, wundervoller Mensch und ich weiß nicht, wie ich dich je verdient habe und das, was ich jetzt ... sage, liegt wirklich nicht an dir, ok?", sah er auf. Seine Hände lagen verkrampft in seinem Schoß. Vivienne nickte, ihr Blick war weiterhin besorgt, doch nun lag auch etwas ängstliches darin. Samu holte tief Luft, öffnete seien Mund und schloss ihn wieder. Er nahm einen weiteren Anlauf, doch er brachte die Worte nicht über seine Lippen. „Samu, sag bitte nicht, dass du fremdgegangen bist", hauchte Vivi, die Angst zeichnete sich nun deutlich in ihrem Gesicht ab. „Bin ich nicht", schüttelte Samu den Kopf. „Ich", setzte er ein weiteres Mal an. „Du magst eine andere, oder?", fragte Vivienne geknickt. Er konnte sehen, wie nun auch ihre Hände zitterten. „Hm", nickte Samu und senkte den Blick. „Wann? Woher kennst du sie?", wollte Vivi wissen. „Das erste Mal gesehen, das war 2005 auf einer Veranstaltung mit der Band", murmelte er. „Und ihr hattet die ganze Zeit Kontakt?", schillerten Tränen in Vivis Augen, als er wieder zu ihr aufsah, ängstlich. Er nickte. „Kenne ich sie wenigstens?", fragte sie mit bebender Stimme. Samu nickte, seine Lippen aufeinander gepresst. „Ich wollte das nie, ich hab dich doch unglaublich lieb", schluchzte er auf. „Ist gut, Samu, es ist jetzt nun mal so", meinte Vivi kraftlos. Eine Weile herrschte betretenes, betrübtes Schweigen. „Wen kenne ich denn, du hast nie wirklich längeren Kontakt zu anderen Frauen gehabt, während wir zusammen ... waren", hob Vivi schließlich den Blick. Samu holte tief Luft und begann wieder seine Hände zu kneten. „Es gibt auch keine Frau, Vivi. Ich stehe auf meinen besten Freund", schluchzte er und konnte nun nicht mehr verhindern, dass die Tränen aus seinen Augen sich immer schneller ihren Weg hinab über seine Wangen suchten. „Er weiß nichts davon", fügte er flüsternd hinzu. „Oh Samu", erhob Vivi sich und nahm ihn in den Arm, klammerte sich an ihn und schien zu versuchen, nicht den Boden unter ihren Füßen zu verlieren, sich an ihm festzuhalten, als wäre bei ihn beiden noch alles ok. „Es tut mir so leid", nuschelte Samu in ihr Haar und nahm sich seinerseits den Halt, den er brauchte.

Sie waren im Frieden auseinandergegangen, doch Kontakt würde es nun keinen mehr geben. Und so sehr es ihn auch schmerzte, Samu hatte es selber vorgeschlagen, hielt es für besser. Mit einem schweren Stein in der Brust drückte er die Tür zum Studio auf. Die anderen saßen bereits zusammen auf den gemütlichen Sofas. „Hey", hob er die Hand zur Begrüßung. Die Blicke der Jungs verrieten, das ihm seine Stimmung sofort anzusehen war. „Samu, ist was passiert?", fragte Jukka besorgt. „Lasst uns einfach anfangen, bitte", flehte Samu, doch die Jungs waren nicht nur seine Kollegen, sondern eben auch Freunde. Freunde, die sich kümmerten. „Nein, erzähl, wir haben keine Eile", nahm Riku seine Hände und zog ihn neben sich auf das Sofa. Samu musste schluckend wegsehen, als ihm die Tränen wieder in die Augen schossen. Er hatte nur nicht sich, seine Beziehung und Vivi zerstört, er würde auch seine Band zerstören. „Ich kann nicht", brachte er flüsternd über die Lippen. „Es bleibt alles in diesem Raum und Samu, wir verurteilen dich nichts, egal, was es ist", sah Sami ihn fest an. Samu hatte das Gefühl, dass ihm das Herz aus der Brust sprang, als er ansetzte. „Ich hab mich von Vivi getrennt", hauchte er. „Was? Wieso?", war Unglauben in die Gesichter der Jungs geschrieben. Samu wischte sich die Tränen von den Wangen, jedoch erfolglos. Er schüttelte den Kopf. „Hat sie einen anderen?", fragte Raul, in seiner Stimme schwang Wut mit. „Nein, Vivi hat nichts falsch gemacht", schüttelte Samu noch immer den Kopf, konnte den Blick nicht von dem Boden unter seinen Füßen wenden. „Du bist aber nicht", stockte Osmo. „Nein, nur, nur verliebt", murmelte Samu. „Oh", machte Osmo. Samu seufzte. „In wen denn?", wollte Sami vorsichtig wissen. Samu schüttelte erneut den Kopf. „Hey, das wird schon. Du hast das Richtige getan, in dem du ehrlich zu Vivi warst, egal wie sie reagiert hast", legte Riku ihm einen Arm um die Schultern und drückte ihn. „Sie war unheimlich verständnisvoll, das ist ja das Probleme, wieso kann sie mich nicht anschreien oder so, nein, sie nimmt mich in den Arm und tröstet mich", schluchzte Samu. „Du bist ein genauso toller und liebevoller Mensch wie Vivienne, keiner von euch hat es verdient so traurig zu sein, aber das Leben geht weiter", sah Sami ihn fest an, als Samu den Blick hob. Seine Augen waren vom Weinen gerötet, doch gerade wirkte er nicht mehr ganz so niedergeschlagen. „Weiß die Person es denn?", wollte Raul wissen. Samu schüttelte heftig den Kopf. „Dann sag es ihr", lächelte Raul ihn aufmunternd an. „Nein, das würde alles kaputt machen", seufzte Samu. „Wenn du es nicht versuchts, weißt du doch gar nicht, woran du bist", meinte auch Osmo. „Ich weiß es aber", beharrte Samu und warf einen ganz kurzen Seitenblick zu Riku, dessen Arm noch immer um ihn lag. „Können wir bitte einfach proben", bat Samu. Die Jungs sahen einander an, während sie nickten.

„Samu, magst du noch zu mir kommen?", fragte Riku, als sie die Instrumente wegstellten. Samu schluckte, nickte aber. Er hätte sich ohnehin nicht herausreden können. In gemächlichem Tempo ging es hintereinander durch die volle Innenstadt Helsinkis bis ans andere Ende der Stadt, wo Riku ein kleines Häuschen in einer Nebenstraße hatte. „Magst du schonmal Bier holen? Ich mache eben den Kamin an", fragte Riku und ging ins Wohnzimmer. Samu bog in die Küche. Sein Blick blieb an dem Kühlschrank hängen, den er eigentlich öffnen wollte. Daran hingen die verschiedensten Bilder von der Band, aber auch nur von ihm und Riku. Seufzend strich er über eines, auf dem er Riku neckisch einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann zog er eilig die Tür auf und holte zwei kalte Bier aus dem Kühlschrank. „Samu?", trat Riku zu ihm. „Hm?", sah Samu auf. „Wollte schauen, ob alles ok ist. So lange braucht normalerweise keiner um ein paar Flaschen zu holen", meinte er lächelnd. „Hm", machte Samu erneut, während sein Blick zurück zum Kühlschrank glitt, als hätte er ihn das erste Mal gesehen. „Komm jetzt", nahm Riku ihm lachend die Flaschen aus der Hand und verschwand zurück ins Wohnzimmer, wo der Kamin zu knistern begann, so dass es bald schön warm sein würde. „Samu ließ sich zu ihm auf das Sofa fallen und nahm sich ein Bier. Eine Weile starrten sie schweigend in die immer größer werdenden Flammen. Irgendwann verirrte sich Rikus Hand in Samus blondes Haar und strich immer wieder hindurch. Verwirrt sah Samu zu ihm herüber. „Sorry", zog Riku eilig die Hand zurück und senkte den Blick. „Ist schon ok", lächelte Samu. „Nein, du bist verliebt und", stammelte Riku. „Wie?", fragte Samu erschrocken. „Und wir sind beste Freunde, ich muss mich damit abfinden", redete Riku einfach weiter. „Was? Du bist in mich?", stammelte Samu perplex. „Vergiss es einfach", winkte Riku eilig ab. „Bist du verrückt, niemals", wiedersprach Samu und griff nach Rikus Händen. „Ich liebe dich", hauchte er ihm einen Kuss auf die Lippen. „W-was?", war nun Riku sprachlos. „Ich liebe dich", wiederholte Samu leise, plötzlich nicht mehr ganz so sicher. Auf Rikus Lippen schlich sich ein Grinsen. „Und Ich dachte ... Oh, Samu, ich hab dich auch lieb, so sehr", zog er ihn zu sich und vergrub lachend sein Gesicht an dessen Schulter. Nach einer Weile musste auch Samu in das Lachen mit einsteigen und schlang seine Arme um Riku. Seine eine Hand verirrte sich in das braune Haar, ehe sie in einem innigen Kuss versanken. 

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