Waves

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Inspiriert durch jemand besonderen und meine eigenen Gefühlswellen

Eine riesige Welle schlug über mir zusammen. Es war kein eisiges, salziges Wasser. Es waren auch keine tieftraurigen Gefühle, wie es sonst der Fall war. Ich kannte es von Gefühlen wellenartig überrollt zu werden. Nur dieses mal war es reine, warme Dankbarkeit, als wir nach der Probe im Studio saßen. Unser zweites Album war draußen, in ein paar Monaten stand die Akustiktour an und das wichtigste war, dass unsere Band noch existierte, obwohl Janne uns so viele Schwierigkeiten bereitet hatte. „Danke, Jungs, für alles", sagte ich und hatte sofort alle Blicke auf mich gezogen. Es dauerte nicht lange, bis Jukka mich hochzog und uns zu einer Bandumarmung zusammen zog. Ich drückte sie so fest wie möglich an mich. „Danke Riku", hauchte ich unserem neuen Gitarrist und meinem mittlerweile besten Freund ins Ohr, bevor wir uns voneinander lösten. Ich wusste, dass ich allen Jungs gleich zu danken hatte, doch ich hatte das Gefühl, als wolle ich gerade Riku nie wieder loslassen. „Darf ich noch mit zu dir?", fragte ich ihn, während wir uns auf den Weg nach draußen machten. Riku nickte grinsend. „Macht nicht zu viel rum, Jungs!", drehte Jukka sich kurz rufend zu uns um. Ich schüttelte lachend den Kopf. Es war eisig kalt durch den Winterwind, der durch die Straßen fegte und kleine Flocken mit sich trug. Wir stiegen in unsere Autos und fuhren nach Hause. Ich folgte Riku zu ihm. Während er die Haustür öffnete, sammelte ich einen Schneehaufen von der Vorgartenhecke. Dann schlich ich mich an ihn ran und stopfte ihm den Schnee in die Jacke. „Samu!", drehte Riku sich empört um, doch das Lachen in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich schob ihn in seinen Flur und schloss die Tür, ehe er sich an mir rechen konnte. „Alter, das ist kaaaalt", zischte Riku, als das Eis an seinem Rücken schmolz. Er tanzte auf der Stelle und versuchte sich aus der Jacke zu befreien. Lachend nahm ich ihm die Aufgabe ab, als meine Sachen ihren Weg an die Garderobe gefunden hatten. Schließlich zog ich ihm auch noch den Pulli über den Kopf und rubbelte damit seinen Rücken trocken. Von hinten schlang ich meine Arme um ihn. Seine Haut war wirklich kalt. „Tut mir leid", nuschelte ich grinsend, mein Kinn auf seine Schulter stützend. „Tut es dir nicht", lachte Riku, ließ sich aber gegen mich sinken. „Ich glaube, wir sind echt fast wie ein Paar", meinte er nach einer Weile und ich konnte das Lachen aus seiner Stimme hören. „Ich hätte kein Problem damit", erwiderte ich im gleichen Ton. Riku rührte sich nicht. Minuten standen wir einfach so da. Ich genoss die Nähe und die Wärme, die mittlerweile wieder von ihm ausging. Schließlich ließ ich ihn aber los, drückte ihm kurz einen Kuss auf die Wange und brachte sein nasses Shirt ins Badezimmer. Während Riku sich einen neuen Pullover holte, bediente ich mich an seinen Schränken und schob zwei Pizzen in den Ofen, deckte den Tisch. Ich hatte riesigen Hunger. Seufzend ließ ich mein Kinn auf meine Hände sinken, während ich aus dem Küchenfenster auf die immer weißer werdende Straße schaute. Ich wusste, dass ich mein Worte ernst gemeint hatte. Ich wusste auch, das sie der Grund waren, wieso ich Riku noch ein ganzes Stückchen dankbarer schien als den anderen Jungs. Ich mochte ihn wirklich gerne und würde ihn für nichts und niemanden der Welt im Stich lassen, niemals. Es sei denn, er wollte, dass ich ging, dann würde ich ihn lassen. Ich wollte, dass er glücklich war. Ich wusste, meine Gedanken waren unglaublich schnulzig, aber sie waren ernst und ich konnte das Ziehen in meiner Brust nicht ignorieren. „Samu?", fragte Riku. Als ich mich zu ihm drehte, standen die Pizzen auf dem Tisch, ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Mit besorgtem Ausdruck kam er auf mich zu und griff schließlich nach meinen Händen. „Ich hab dich auch lieb, ok?", sah er mir in die Augen. Ich nickte mit zusammengekniffenen Lippen und einem winzigen Lächeln, das an meinen Mundwinkeln zupfte. „Alles gut?", vergewisserte er sich. Ich nickte. Er ließ meine Hände los und setzte sich. Die Pizza hatte nicht so viel Geschmack wie sonst. Ich war nervös, wusste aber nicht so recht wieso. Riku würde mir niemals wehtun, über mich lachen, um mich damit zu kränken. Ich konnte ihm immer alles sagen. „Jetzt lach doch mal wieder, das ist ja nicht auszuhalten!", tat Riku, als würde er sein angefressenes Pizzastück nach mir werfen und brachte mich damit tatsächlich zum Grinsen. „Sorry", murmelte ich und schüttelte über mich selber den Kopf. „So war das nicht gemeint", griff er ein weiteres Mal nach meinen Händen. „Weiß ich doch", musste ich nun ehrlich grinsen, stand auf und zog ihn an mich. Leicht schob er mich weg, verunsicherte mich schlagartig. Doch seine Hände wanderten an meine Wangen, ehe er mich zu sich zog und mir einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Mein Herz überschlug sich. „W-was?", stammelte ich. Riku erhob sich, seine Daumen strichen über meine Wangen. „Ich hab dich lieb und du bist mir unglaublich wichtig, nicht nur als bester Freund", sagte er leise. Ich holte zittrig Luft. „Du mir auch", sagte ich mit kratziger Stimme. Auf meine Lippen trat ein Strahlen, dass ich so schnell nicht wieder loswurde. Vorsichtig zog ich ihn zu mir und küsste ihn zurück. Sanft und liebevoll. 

Siku-One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt