Fairytale Gone Well

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Der Wald des Königreichs von Mikko dem Ersten, lag ruhig da. Ein Eichhörnchen hüpfte agil von Baum zu Baum. Ein Hirsch röhrte in der Ferne und ein Wildschwein ging gemächlich seines Weges. Doch jäh wurde die Stille gebrochen, als Prinz Samu und seine Leibgarde Osmo auf hohem Ross über den von Wurzeln durchzogenen Waldboden galoppierten. „Hooo", brachte Prinz Samu sein Pferd auf einer Lichtung zum Stehen und sprang von dessen Rücken. Sanft landete er auf der Wiese. Auch Osmo stieg ab und band sein Ross neben Samus an einen der Bäume. „Was plant Eure Hoheit?", fragte Osmo, seinen Schützling musternd. „Hör auf mit den Formalitäten, wir sind doch Freunde", lachte Prinz Samu und klopfte ihm auf die Schulter. „Na gut, was hast du vor?", wiederholte Osmo seine Frage. Samu deutete ans andere Ende der Lichtung. Im Sonnenschein glitzernd lag dort ein großer, seerosenbewachsener Teich. „Ein paar Züge schwimmen", machte er sich auf den Weg über die Blumenwiese der Waldlichtung, um sich am Ufer geschwind die Kleider vom Leib zu streifen. „Komm", drehte er sich zu seinem Leibwächter. Osmo trat näher, zögerlich. „Komm schon, das Wasser ist schön warm", machte Samu die ersten Schritte in den See. Plötzlich wurden Osmos Augen groß, starr blickte er hinter den Prinzen. „Was?", drehte Samu sich um. Erschrocken stolperte er rückwärts. Neben ihm dümpelte ein Wassergeist in weiblicher Gestalt. Ihre blaue Haut glitzerte wie das Wasser im Licht der Sonne. Glattes, schwarzes Haar fiel über ihre Schultern und ein Oberteil aus Seerosenblättern. Ihre langen Finger legten sich um Samus Handgelenke und zogen ihn zu sich. Als Osmo sich näherte, blies sie ihm ihren Atem entgegen und ließ ihn rückwärts fallen. Ihre glänzenden schwarzen Augen machten deutlich, dass er auf Abstand bleiben sollte. „Man wird versuchen ihn zu töten", flüsterte sie. „Wen? Osmo?", sah Samu verwirrt zu seinem Freund. Sie schüttelte den Kopf. „Deinen Freund", wisperte sie. Während sie sprach schien das Wasser des Sees zu zittern. „Ich habe nur Osmo", verzog Samu verwirrt das Gesicht und versuchte sich zu befreien. „Ich kann dir helfen, doch das hat seinen Preis", zischelte sie. „Ich brauche deine Hilfe nicht", entzog Samu schließlich seine Hände. „Wenn er stirbt, stirbst du", warnte sie, ließ ihre schlanken Finger über seinen Unterarm fahren. Blau leuchtende Linien erschienen, formten eine Seerose. Samu schüttelte den Kopf und kämpfte sich durch das plötzlich eisige Wasser ans Ufer, wo Osmo ihn noch immer erschrocken ansah. „Was ist passiert?", fragte er. „Nichts, lass uns zurück zum Schloss", packte Samu seine Sachen und stolperte über die Lichtung, den Blick auf der pulsierenden Seerose auf seinem Unterarm.

Die Monate strichen ins Land und es wurde Herbst. Die Blätter färbten sich rot und braun und legten sich über den Schlossgarten am Hofe von König Mikko. „Prinz Samu, geht doch etwas hinaus. Es ist wunderschön, sie Sonne scheint", klopfte Samus Diener Sami an der Tür zum Gemach des Prinzen. Der so offene junge Mann verhielt sich nun schon seit einiger Zeit merkwürdig zurückhaltend und niedergeschlagen. Grummelnd richtete sich der Prinz auf und kletterte aus seinem Bett, um sich anzuziehen und Sami einen Gefallen zu tun. Vor der Tür warteten sowohl Sami als auch Osmo auf ihn. Flüsternd hatten sie die Köpfe zusammen gesteckt und schreckten aus ihrem Gespräch, als der Prinz die Tür öffnete. „Lästert ihr über mich?", fragte Samu scherzhaft. Eilig wurden die Köpfe geschüttelt. Wieder ernst seufzte Samu. „Es ist alles ok, macht euch keine Sorgen. Und jetzt lasst uns das schöne Wetter genießen", sah er seine Bediensteten an und machte sich auf den Weg, die Treppen des imposanten Gebäudes hinab und durch die weiten Flügeltüren in den Schlossgarten, wo ihn die kühle Herbstluft empfing, ebenso wie die goldenen Strahlen der Mittagssonne. Sami und Osmo traten hinter ihm auf den dunklen Kiesweg und begleiteten ihn in formeller Haltung durch den großen Garten. Vom Springbrunnen drang Gelächter herüber und als sie daran vorbei gingen, traf Samu eine gewaltige Wasserfontäne. „Jukka!", starrte ein graues Augenpaar den geduschten Prinzen erschrocken an und danach zu einem aschblonden Jungen im Gauklerkostüm, der die Drüse des Brunnens mit seinen Händen auf den Prinzen gerichtet hatte. Jukka watete durch das Wasser, hinter der wieder geraden Fontaine hervor, um sein Werk zu begutachten. Als er Samu erblickte, wurde seine blasse Haut noch eine Spur bleicher. „Eure Hoheit! Verzeiht mir, es war bloß ein dummer Scherz!", fiel er auf die Knie und faltete die Hände. Doch Samu schüttelte nur das nasse Haar zurück, kletterte über die Steinmauer zu den zwei Jungen in den Springbrunnen und legte seine Hände um die Drüse, um Jukka zurück zu treffen. Lachend registrierte er die Verwunderung des Gauklers und seines Freundes, wie auch die seiner Diener. „Kommt", rief er letzteren zu und lenkte den Strahl auf sie. Danach schwenkte er ihn auf den braunhaarigen Jungen, der ihn noch immer verdutzt anstarrte. Prustend hielt er sich die Hände vors Gesicht und versuchte dem Wasser auszuweichen, stolperte dabei und landete in dem knöcheltiefen Wasserbecken. Augenblicklich nahm Samu seine Hände herunter und lief zu ihm, um ihm aufzuhelfen. „D-danke", stammelte er. „Kein Problem", lächelte Samu, verfing sich eine Sekunde zu lang in den grauen, warm leuchtenden Augen. „Wie heißt du?", fragte er, als er seine Hand aus der des Jungen löste. „Riku, eure Hoheit", erwiderte dieser. „Samu", deutete der Prinz eine knappe Verbeugung an. Seine Lippen zierte ein breites Grinsen. Überfordert nickte Riku.

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