Letzte Chance

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Für @linerajamaa und @diana.hanz

„Vielen Dank!", rief Samu in die Menge, über dem Kopf in die Hände klatschend. Dann, während die anderen noch auf dem Catwalk standen, und den Applaus feierten, drehte er sich um und eilte von der Bühne. Im Backstagebereich sank er auf einen Stuhl und stützte das Gesicht in die Hände, die Zähne wütend aufeinander gepresst, den Tränen nah. „Samu?", kamen die anderen nacheinander die Bühne hinab. Erschrocken sah Samu auf und wischte sich über die Augen. „Was ist los? Bereust du es?", fragte Sami einfühlsam. „Nichts, was sollte ich bereuen?", murmelte Samu. „Das Band-Aus", sagte Sami vorsichtig. „Nein", sagte Samu, während sein Blick mit verengten Augen zu Riku ging. „Was hab ich jetzt mit deiner schlechten Laune zu tun?", fauchte dieser. „Du weißt doch genau was! Verdammt Riku! Ich kann das nicht!", fauchte Samu. „Ich. Kann das nicht. Du würdest es ja jeder Sau erzählen", erwiderte Riku genervt. „Ja, verdammt, weil ich glücklich bin, weil es nichts, ist wofür man sich schämen muss. Und wir wären Vorbilder. Es. Ich kann das nicht, aufpassen, verstecken, das kann ich nicht", stieß Samu die Luft aus. „Jungs, Jungs. Kommt mal wieder runter. Können wir vielleicht helfen?", fragte Osmo beschwichtigend. „Nein", schnaubte Riku und bekam erneut einen vernichtenden Blick zugeworfen. „Als ob die Jungs was dagegen hätten. Das sind unsere Freunde!", regte Samu sich auf. „Wogegen?", fragte Sami verwirrt. „Sie nicht, aber ich", erwiderte Riku, ohne auf Sami zu achten. „Du hast was gegen uns?", lachte Samu auf. „Ich will's verdammt noch mal nicht sagen, klar!", schnaufte Riku. „Gut, dann gibt's auch nichts zu sagen. Bin ich froh, dass ich nicht mehr mit dir in einer Band spielen muss. Und such dir ne andere Wohnung, bei mir schläfst du sicher nicht!", keifte Samu. „Du machst Schluss?", sah Riku ihn entgeistert an. „Was?", entfuhr es den anderen. „Ach das, das kannst du sagen? Naja, dann viel Spaß beim Erklären, ich bin raus, meine Unterstützung hättest du oft genug haben können", schnappte Samu sich seine Sachen und stapfte aus der Halle. „Ihr seid, ward zusammen?", fragte Raul noch immer verwundert. „Ja", schnaufte Riku, dann schnappte auch er sich seine Sachen und eilte Samu hinterher. „Samu!", rief er flehend. Seufzend blieb Samu stehen und drehte sich zu ihm um. „Wofür kommst du mir nach, hm?", schnaubte er. „Ich", setze Riku an, machte dann einen Schritt auf Samu zu und küsste ihn, fiel ihm um den Hals, während alle Securities und Menschen der Arena, die sonst noch herumliefen sie, sehen konnten. Außer Atem löste Samu sich. „Rik", begann er ernst, wurde aber unterbrochen. „Wir sagen es, ok? Jedem, egal wem. Bitte, ich brauche dich doch. Ich liebe dich", schluchzte er auf. Seine Hände zitterten. Sein Anblick brach Samu das Herz. Tief Luft holend nahm er Rikus Hände und drückte sie. „Ich dich auch", hauchte er, ehe er nach seinen Lippen suchte und ihn sanft küsste. „Danke", nuschelte Riku. „Heißt nicht, dass ich nicht mehr sauer bin, oder das so einfach vergessen kann. Ich verstehe, dass du Angst hast, nervös bin ich auch, aber du hast immer abgeblockt, mich sofort angemeckert, wenn ich das Thema angesprochen habe. Du hättest mit mir reden können", sagte er und sah ihm in die regenblauen Augen. „Ich liebe dich", schluckte er und küsste ihn erneut. Er wollte den Gedanken los werden, dass er fast ohne Riku hätte leben müssen. Ein Schauer rann ihm den Rücken hinab, verwandelte sich aber schnell in ein angenehmes Kribbeln, als Riku ihm über den unteren Rücken strich und sich ihre Lippen immer intensiver gegeneinander bewegten. Jemand räusperte sich und ließ sie wieder etwas Abstand gewinnen. Sami sah sie mit einem fetten Grinsen an, während er mit dem Daumen Richtung Bus deutete, der auf sie wartete. „Geht weiter", sagte er. „Ja, ähm, ja", stammelte Samu und fuhr sich durch das lange Haar. Unsicher nahm er Rikus Hand, um ihn mit sich zu ziehen.

„Jetzt steht nicht da, wie frisch verliebte Teenager", lachte Raul, als sie endlich im Bus waren und nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten. Nervös lachend löste Riku seine Hand aus Samus und ließ sich neben Raul auf die Sitzbank fallen. „Darf ich neugierig sein?", fragte Osmo, klang dabei ebenso wie ein hibbeliger Teenie. „Ja", setzte auch Samu sich endlich und sah ihn herausfordernd an. „Seit wann?", fragte Osmo aufgeregt. Samu und Riku sahen sich an. „Seit der Pressekonferenz, aber keine Sorge, deswegen war die Bandauflösung nicht, die Gründe kennt ihr ja", antwortete Samu dann. „Wollt grad schon sagen", meinte Raul erleichtert. „Aber ihr wusstet es vorher schon, oder?", wollte Osmo wissen. „Schon, aber wir haben halt erst nach der Konferenz drüber gesprochen. Erneut öffnete Osmo den Mund, doch Riku unterbrach ihn. „Das reicht. Du bist viel zu neugierig", meinte er. „Ich wollte doch nur wissen, ob ihr schon mal ... hattet", grinste Osmo. „Mann, Osmo", schlug Samu ihm spielerisch gegen den Hinterkopf.

Die Halle war fast ausverkauft. Riku schluckte, doch dann, ehe Samu den letzten Song anstimmen konnte, räusperte er sich. „Bevor wir gleich gehen, müssen wir euch etwas sagen", sprach er zittrig ins Mikro. Samu sah ihn mit großen Augen an. Riku nahm sein Mirko aus der Halterung und ging über die Bühne zu ihm herüber. „Es könnte sein, dass ihr mich und Samu bald öfters so seht", drückte er dem überraschten Samu einen Kuss auf die Lippen. „Und damit dann keine Fragen aufkommen, wir sind zusammen. Das ganze hat aber rein gar nichts mit der Bandauflösung zu tun, um die nächste Frage gleich mit zu klären", fuhr er fort. Eine Welle des Jubels schwappte durch die Arena und ließ Samu seufzen, ehe er Riku zu sich zog und ihn in einen kurzen Kuss verwickelte, dann begann er langsam die Töne von Hollywood Hills anzustimmen. 

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