1. Kapitel

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Toby blinzelte. Ihm fehlte jegliche Orientierung.
Etwas fiel in sein Auge. Ein Wassertropfen. Der Grund auf dem er lag war hart und matschig, vom Regen aufgeweichte Erde. Irgendwas stach in sein rechtes Ohr, ein Grashalm. Er stöhnte.
"Alles okay?." Hellblaue Augen bückten sich über ihn, blendeten ihn geradezu. Sie erhellten die Dunkelheit um ihn herum. Er sah in ihnen den Himmel, klar und unendlich weit. Alles schien möglich, wenn er in diese funkelnden Augen blickte. Für einen kurzen Moment verlor er sich in ihnen und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Dann fiel ihm plötzlich wieder ein wer er war und er stiess einen hysterischen Schrei aus.
Unwillkürlich richtete er sich auf:" Wer bist du?!"
„Ich bin Danny", antwortete der Junge. Die blauen Augen kamen Toby auf einmal kalt und durchdringend vor. Hastig wandte er den Blick ab.
„Wo bin ich? Wie bin ich hierher gekommen?", Toby blickte nervös umher und atmete erleichtert auf, als er erkannte, dass sie sich auf der Wiese vor seinem Zuhause befanden. Ihr Haus stand nur einige Meter entfernt.
"Wir sind geflogen", meinte der Junge, der ihn aufmerksam beobachtete.
Toby war entsetzt. Das musste bedeuten, dass seine unmenschliche Gestalt wieder einmal besitzt von ihm ergriffen hatte. Verzweifelt durchkämmte er sein Gedächtnis, nach ein paar brauchbaren Informationen. Doch er konnte sich nur noch an ein paar wenige schwach beleuchtete Höfe und dutzende hochaufragende Tannen erinnern, die in der Dunkelheit vorbeizogen.
„Wer bist du?", unsicher wandte er sich erneut dem schmächtigen Jungen zu, dessen dünne, blonden Haare ihm nass im Gesicht klebten.
„Ich bin Danny", seine blauen Augen leuchteten wie Diamanten.
„Ja, das sagtest du bereits. Aber woher kommst du? Wie bist du hierher gekommen?"
„Du hast mich gerettet. Unser Baum ist lebendig geworden und wollte mich mitnehmen, aber du hast mich gerettet", der Junge lächelte ihn an, als wäre ein lebendiger Baum völlig alltäglich.
Toby war verwirrt. Er selbst wusste von nichts mehr.
Vermutlich hatte er seine Gestalt gewechselt. Dies passierte ihm leider öfters, auch wenn er es eigentlich nicht wollte.
Da erhob der Junge seine glockenhelle Stimme:" Du bist ein Mensch."
"Ich...also...."Toby war überfordert. Er war nicht gut im Kontakt mit anderen Menschen, dazu war er zu ungeübt. Der stete Blick des Jungen machte ihn nur noch nervöser.
Ein plötzlich aufleuchtender Blitz erhellte die Umgebung. Toby zuckte zusammen.
Der Junge neben ihm stand auf:" Wollen wir nicht ins Trockene gehen?", er zeigte auf das kleine Haus, nur wenige Meter entfernt. Toby hatte sie direkt auf der Wiese davor abgeladen.
Toby seufzte. Ihm grauste davor nach Hause zu gehen. Seine Mutter würde ihm bestimmt die Hölle heiss machen. Sie hatte ihm strikt verboten, seine Gestalt zu wechseln. Dazu hatte sie auch allen Grund, denn schon mehrmals war er von Zuhause abgehauen. Doch er konnte nichts dafür. Seine unmenschliche Gestalt übernahm Besitz von ihm, egal wie sehr er sich wehrte.
Was würde seine Mutter nun wohl sagen, wenn er einen wildfremden Jungen mitbringen würde?
Zögerlich stand er auf und sie gingen nebeneinander zum Haus.
Als sie vor der Tür standen wurde Toby trotz seiner nassen Kleider ganz heiß.
Gerade als er zögernd die Hand hob um zu klopfen öffnete sich die Tür. Seine Mutter stand da, völlig verheult und zog ihn in ihre Arme
Dann fiel seiner Mutter der blonde Junge auf, der hinter ihm stand und sie wich zurück.
"Wer ist das?", in ihrem Gesicht lag blankes Entsetzen
Toby stand nur unnütz da und suchte nach den den richtigen Worten.
"Meine Name ist Danny, Fräulein. Ich komme aus dem Schattental." erhob der Junge seine liebliche Stimme.
Seine Mutter sagte lange nichts und starrte ihn bloss an. Dann wandte sie sich Toby zu:" Wo warst du?!"
„Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich im Schattental.", hilflos zuckte er mit den Schultern.
„Und wie kommt dieser Junge hierher?!"
„Das weiss ich auch nicht so recht. Ich glaube er hatte einen Unfall und ich hab ihn gerettet, oder so ähnlich", er sah seine Mutter entschuldigend an.
Diese schien keineswegs überzeugt.
Danny blickte von ihr zu ihm:" Verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht belästigen. Aber ich komme von weit her und weiss nicht, wohin ich gehen soll. Ich habe keine Familie mehr. Ihr Sohn, war so nett mir seine Hilfe anzubieten. Aber ich werde natürlich gehen, wenn sie das möchten", die Aufrichtigkeit mit der er das sagte war herzzerreissend.
Das fand offenbar auch Toby's Mutter, denn als sich Danny zum gehen wandte, hielt sie ihn zurück.
"Warte! Deine Kleider sind ganz nass und du bist sicher hungrig. Komm rein, wir haben genug Platz.
Toby konnte es nicht glauben, als Danny ihm voran ins Haus spazierte.
Während sich seine Mutter, um Danny kümmerte. Ihm Badewasser einließ, frische Anziehsachen bereit machte, beachtete Sie ihn kein kein einziges Mal. Toby hatte noch nie gesehen das sich seine Mutter um jemand anderen sorgte. Er besaß keine Geschwister.
Insgeheim war er froh, von ihrer Standpauke vorerst noch verschont zu werden. Denn ihm war klar, er würde nicht ungeschoren davon kommen.
Doch wenigstens hatte sie Danny nicht abgewiesen. Danny, der Junge mit den eisblauen Augen.

Bloody Legend - ColdbloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt