25. Kapitel

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Als sich die Türen hinter ihm schlossen, wurde Toby sich erst richtig bewusst, was Alan gerade gesagt hatte.
" Was meinst du mit: Wir müssen verschwinden?"
Alan schaute bedauernd:" Jetzt wo die Mischblüter wissen wo ihr zu finden seid, werden sie euch ununterbrochen verfolgen. In Larea seid ihr nicht mehr sicher. Ich werde euch von hier wegbringen", es klang wie ein Versprechen.
Toby wollte noch etwas erwidern, aber da fuhr der Lift plötzlich ruckartig an und er strauchelte. In halsbrecherischem Tempo, raste der Lift quer durch die Dunkelheit. Verzweifelt klammerte Toby sich an eine der Halterungen.
Als seine Finger schon ganz steif waren, wurde der Lift immer langsamer. Gleissendes Licht drang von unten herauf und blendete Toby. Er schloss für einen Moment die Augen.
Als er sie wieder aufschlug, eröffnete sich unter ihm eine gigantische Bibliothek. Erstaunt richtete er sich auf und trat an die Scheibe. So etwas hatte er noch nie gesehen. Jetzt bereute er es früher nie mitgekommen zu sein.
Da viel ihm seine Höhenangst wieder ein und er trat abrupt zurück. Dabei rempelte er Alan an. Dieser lächelte ihm bloss gutmütig zu:" Schön nicht?"
Toby konnte nur sprachlos nicken. Es viel ihm schwer, zu glauben was er da sah.
Gemächlich, schwebten sie zu Boden, auf eine der steinernen Plattformen zu.
Tobys Beine fühlten sich wackelig an, als er wieder festen Boden unter den Füssen hatte.
"Danny, geht schon mal vor und holt die Besen aus der Kammer, ich werde nachkommen!", wies Alan den blondhaarigen Jungen an, der sich sogleich auf den Weg begab.
Toby sah noch, wie Alan begann den Lift zu demolieren. Er schluckte. Die Angreifer schienen eine grosse Gefahr zu sein.
Stolpernd folgte er Danny. Der strebsame Junge kam ihm bereits mit drei Besen entgegen. Grosszügig streckte er ihm einen entgegen.
Toby war schleierhaft, was das nun wieder sollte:" Für was denn die Besen?"
" Na, zum fliegen natürlich", Danny lachte als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
Perplex blinzelte Toby. Er würde sein Leben bestimmt nicht diesem dünnen, zerbrechlichen Stiel anvertrauen. Ausserdem war da immer noch seine Höhenangst.
"Alles okay, Toby?", Alan war von hinten herangetreten.
"Na ja, ich glaube nicht das ich mit so einem Ding umgehen kann", befangen zeigte er auf den Besen in seiner Hand.
Alan lächelte ihn verständnisvoll an:" Keine Sorge, dafür gibt es eine Lösung", er bedeutete ihm einen Schritt zurückzutreten. Dann bückte er sich nach einem der mottenzerfressen Teppiche und schüttelte ihn erstmal kräftig aus. Jahre alter Staub, verpestete die Luft.
Hustend legte ihm Alan den Teppich vor die Füsse. Dieser blieb tatsächlich, wenige Meter über dem Boden schwebend stehen.
" Der Teppich steuert sich von selbst. Du musst überhaupt nichts machen. Er wird uns folgen", Alan zog seinen Rucksack ab und deponierte ihn auf auf dem Teppich, das gleiche tat er mit Dannys Rucksack. Dann klopfte er Toby aufmunternd auf den Rücken.
Entsetzt starrte Toby auf den, schon mehrmals geflickten Teppich. Das Ding war ja noch viel schlimmer, als die Besen. Doch ihm blieb keine Zeit für Protest. Durch das Loch in der Decke, durch das normalerweise der Lift fuhr, drangen Stimmen. Die Leute mit den farbigen Tätowierungen, seilten sich nach unten ab.
Danny und Alan standen bereits startbereit und schauten ihn erwartungsvoll an.
Also atmete er tief durch, warf seinen Rucksack zu den anderen und setzte sich zaghaft auf das wackelige Gefährt.
"Wartet, wo fliegen wir eigentlich hin?", wollte er noch fragen. Aber ihm blieb die Luft weg, als eine Kugel haarscharf an seinem Kopf vorbei flog.
Einige der Angreifer, hatten es bis auf die Platform geschafft.
Der Teppich stürzte sich sogleich, den Besen nach in den Abgrund .
Toby schrie laut, als der Teppich im letzten Moment wieder aus seinem Sturzflug auftauchte. Gewehrkugeln flogen ihm um die Ohren. Angsterfüllt krallte er seine Finger in den Stoff.
Alan und Danny vor ihm, kauerten sich über ihre Besenstiele.
Berauschend schnell jagten sie um die Regale. Der Gewehrhagel versiegte. Anscheinend hatten die Tätowierten die Verfolgung aufgegeben.
Als sie schliesslich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich anhielten, war Toby kotzübel.
Torkelnd erhob er sich
"Bei euch, alles in Ordnung?", besorgte musterte Alan, Danny und ihn.
Beide nickten.
Dann folgte Toby, Alan und Danny staunend, in eine besonders farbige Abteilung.
Die Regale waren von hier unten noch mächtiger. Toby fühlte sich neben ihnen winzig.
Sie schienen in der Kinderabteilung gelandet zu sein. Alles hier, war hell und leuchtend, plüschig und weich, sogar der Boden.
Alan hielt auf ein alleinstehendes, rundes Regal zu. Es war vergoldet und besass einen Hut, mit einer Schreibfeder drauf. Seine einzelnen Regalbretter, schienen individuell drehbar zu sein.
Toby wollte eines der Bücher herausnehmen, aber es rührte sich keinen Zentimeter. Auch die anderen sassen fest, wie einbetoniert. Verdutzt kratzte sich Toby am Kopf.
Als Alan begann, das vergoldete Regal zu kreisen, ertönte Musik. Danny und Toby lauschten hingerissen, während Alan weiter drehte. Er wirkte konzentriert, als ob er versuchte ein Zahlenschloss zu knacken.
Die Musik endete abrupt, als ein klickendes Geräusch ertönte.
Alan bat sie, zurückzutreten.
Plötzlich, drehte sich das Regal von ganz allein. Es entspiralisierte sich. Langsam versank es im Boden.
Als nur noch der Hut herausragte, trat Danny näher und blickte in das entstandene Loch.
"Eine Treppe", ein entzücktes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Alan nickte zufrieden:" Sie führt uns tiefer hinab, in die unterirdischen Gänge."
"Noch tiefer hinunter?!", Toby erfüllte diese Nachricht mit grauen. Er fühlte sich nicht wohl in der Dunkelheit und schon gar nicht, in engen Gängen.
Alan sah ihn entschuldigend an:" Es ist der einzige sichere Weg, hinaus aus Larea. Die Michblüter wissen davon nichts, sie werden uns also nicht folgen können."
Toby seufzte ergeben. Misstrauisch betrat er als Letzter die Treppe, die sich endlos lang hinunter zu winden schien.

Bloody Legend - ColdbloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt