Ilan und Elea hatten es aus der Stadt und bis zum Dulrof Wald geschafft. Ilan war heilfroh, es bis hierhin geschafft zu haben. Elea war so kraftlos, dass sie oft hatten inne halten müssen, damit sie nach Luft schnappen konnte. Sie hatte versuchten ihn davon zu überzeugen sie zurückzulassen, doch er liess sich nicht beirren und hatte für keine Sekunde ihre Hand losgelassen.
Nun wären sie bald bei ihrem Lager angekommen. Ilan freute sich seine beiden Jungs wiederzusehen. Er war mehr als erleichtert, die zwei in Sicherheit zu wissen. Doch noch war die Gefahr nicht gebannt. Wenn die Mauern von Haneyra gefallen waren, würden die Halbblüter mutmassen, dass Ähnliches auch für die grosse Mauer galt. Das bedeutete, sie würden früher oder später hier vorbeikommen.
Ilan konnte bereits die Bäume sehen, um die er ihren Schutzwall gezogen hatte. Er sah Elea sanft an:" Gleich wirst du zwei meiner Freunde teffen. Du musst keine Angst haben, sie sind total nett."
Elea verzog das Gesicht.
„Komm", Ilan schritt freudig voran.
Die Feuerstelle war erloschen und die Schlafsäcke leer:" Danny? Toby? Wo seid ihr?", rief Ilan lachend.
Niemand antwortete.
„Hey, ihr zwei kommt raus! Ich will euch jemanden vorstellen."
Doch keiner reagierte.
Ilan stutze. Wo konnten die beide denn sein?
Er sah zu Elea, die ihn seinerseits bloss unsicher ansah.
Ilan bekam es mit der Angst zu tun. Was wenn etwas passiert war?
„Danny? Toby?", schrie er erneut.
Verzweifelt begann er das Areal ihres Lagers abzulaufen, doch er entdeckte keinerlei Hinweise auf den Verbleib seiner Freunde.
Ratlos raufte er sich die Haare. Es war alles seine Schuld. Er hätte die beiden nie allein lassen dürfen.
„Bitte tut mir das nicht an", flehte er.
Da sah er, dass sein Notizbuch ungeschützt auf einem der Rucksäcke lag, wie um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
Besorgt kniete er sich davor hin und öffnete es. Auf der letzten Seite hatte jemand hastig etwas hingeschrieben. Es war bloss ein einziger Satz:Deine Familie ist immer bei dir.
Es war Danny's Handschrift. Tränen traten in Ilans Augen:" Nein, bitte nicht", flüsterte er.
Entmutigt erhob er sich. Das Buch fiel zu Boden, doch es kümmerte ihn nicht.
Durch einen Tränenschleier wandte er sich in die Richtung in der Haneyra lag. Er wusste, was die Botschaft bedeutete.
Danny war es gewesen der ihn in Haneyra zu Elea geführt hatte. Er war die innere Stimme gewesen, die Ilan vernommen hatte. Toby und er mussten ihm gefolgt sein. Der Junge hatte gewusst, wie viel ihm Elea bedeutete.
Ilan kam sich so dumm vor. Danny hatte geahnt, dass Haneyra sie auseinanderreissen würde. Der Junge musste schon lange gewusst haben, dass sich Elea in Haneyra befand. Es konnte kein Zufall, dass die Mauern genau heute gefallen waren.
Ilan dachte an seinen innigen Wunsch, einer wahrhaftigen Familie. Er hatte sich seine Familie nicht ohne Elea vorstellen können. Nun hatte er sie zwar gefunden, doch zu welchem Preis?
Er hätte wissen müssen, dass die Anziehungskraft von Haneyra zu mächtig für Danny. Es musste noch mehr dieser Augen, wie das in Larea geben. Sie mussten eine besondere Bedeutung für den Jungen haben. Seine Mächte waren stärker geworden.
Azura hatte ihm gewarnt und ihm aufgetragen gut auf Danny aufzupassen. Doch er hatte versagt.
Dabei hatte er es Danny doch versprochen. An seinem ersten Abend bei ihm, hatte er dem Jungen geschworen alles in seiner Macht stehende zu tun, um ihn und Toby zu beschützen.
Er konnte sie doch jetzt nicht einfach im Stich lassen.
Von weit her dröhnte plötzlich lautes Stimmengewirr. Die Halbblüter waren auf dem Weg zur Mauer und den Stimmen nach, waren es viele von ihnen.
Ilan schluckte. Es war ihm unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Kopf war bleischwer.
Plötzlich spürte er etwas kaltes an seine Haut dringen. Er blickte hinauf und sah die Schneeflocken die tanzend umher wirbelten. Tränen liefen ihm übers Gesicht.
Es war, als ob Danny ihm damit sagen wolle, dass es okay war wenn er losliess. Er musste sich jetzt um jemand anderen kümmern.
Ilan sah zu Elea die zitternd und verloren in der Kälte stand und sein Herz hüpfte. Danny hatte ihn verstanden. Er hatte gewollt, dass er Elea rettete.
„Es tut mir leid", flüsterte er entschuldigend. Seine Worte vermischten sich mit dem eisigen Wind und wurden von ihm davon getragen.
Ilan hob traurig sein Notizbuch vom Boden auf und trat dann zu Elea. Er fasste erneut beschützend nach ihrer Hand, die ganz kalt war:" Komm, wir müssen hier verschwinden."
Mit bleischwerem Herzen, wandte er sich zur grossen Mauer. Seine andere Hand fest, um seinen Zauberstab geballt.
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Bloody Legend - Coldblood
FantasyDanny, der intelligente Junge mit den Eisblauen Augen. Toby, der Junge der fliegen könnte, wenn er wollte. Ilan, der mit jedem Pinselstrich vergangenes verarbeitet. Ihre Begegnung wird alles verändern. Der neunjährige Danny wächst abgeschottet von d...