„Du! Was hast du mit mir gemacht?!", Toby konnte sich nur mit Mühe beherrschen. Er war so verwirrt und wütend, dass er nicht mehr klar denken konnte.
„Toby, ich wollte nicht..."Dannys stand bewegungslos da, ohne zurück zu weichen.
„Was wolltest du nicht?! Sag mir was du getan hast? Warst du das der mich da oben gesteuert hat?!"
Danny antwortete nicht. Toby fühlte sich dadurch in seiner Annahme bestätigt.
„Sag etwas! Sag mir, dass du nicht in meine Gedanken eingedrungen bist!", Tobys Verzweiflung brach unkontrolliert hervor.
Danny schwieg, doch in seinen Augen konnte Toby die ganze Wahrheit erkennen. Die Wut erfasste seinen gesamten Körper und löschte jeden noch so kleinen Funken der Zuneigung , die er je für Danny empfunden hatte.
„All die Jahre, in denen ich meiner Mutter nicht erklären konnte, wieso ich immer abgehauen bin. Die Jahre in denen ich von mir selbst dachte ich sei verrückt. Das warst du!",Toby konnte es nicht fassen.
Danny einfach nur da.
„Und dann hab ich dich gerettet, obwohl eigentlich hast du dich vielmehr selbst gerettet, nicht wahr?! Plötzlich war alles anders, du hast mich scheinbar verstanden, aber eigentlich hast du mich manipuliert, oder!? Damals, als du unbedingt nach Larea wolltest, als du mich zu Alan geführt hast und ich dabei beinahe draufgegangen wäre. Die ganze Zeit habe ich meinen Kopf für dich riskiert! Ich wollte weggehen, aber ich bin dir immer gefolgt, wie ein braver, gut erzogener Hund!"
„Toby, hör mir zu..."Danny schien endlich seine Stimme wieder zu finden.
„Nein, du hörst jetzt mal mir zu! Wie konnte ich nur glauben, ich hätte endlich jemanden gefunden der mich versteht und mich mag! Du hast mir die ganze Zeit etwas vorgespielt! Bestimmt hattest du auch noch Spass dabei! Sicher war es ein riesiges Vergnügen, mich zum Narren zu halten! Du hast dich sicher insgeheim schlapp gelacht, was für ein Trottel ich bin...!", er schnaubte. Umso mehr er redete, desto mehr glaubte er, was er sagte.
„Ich hab es für dich gemacht", es war nur ein flüstern, doch es Schnitt kalt wie Eis durch Toby's Worte.
„Wie bitte?!", unterbrach er sich perplex.
„Ich sagte, ich habe das alles auch für dich gemacht! Ich hätte dir nie schaden können! Aus allem was ich tat, hast auch du einen Nutzen gezogen", Dannys Stimme war ruhig und gefasst, ohne das kleinste bisschen Reue.
„Lügner!", erboste sich Toby.
„Ich lüge nicht. Überlege doch selbst! Ohne mich würdest du immer noch zusammen mit deiner Mutter in dem Haus oberhalb der Klippe leben und auf die Welt hinab blicken, ohne je mehr von ihr zu sehen, als das was in deinem Blickfeld liegt. Du würdest die Welt fürchten, genauso wie deine eigenen, überragenden Fähigkeiten. Unwissend und unglücklich würdest schliesslich sterben. Aber ich habe dich gefunden. Durch mich bist du über dich selbst hinaus gewachsen. Ich habe dir eine Perspektive gegeben. Ich habe dir geholfen zu fliegen. Ohne mich wärst..."
Toby's Hand schnellte mit ungeahnter Geschwindigkeit hervor. Sekundenbruchteile später starrte er fassungslos auf Danny, der sich die linke Wange hielt und ihn seinerseits erstaunt ansah.
Kurz, standen sie einfach nur da und sahen sich andächtig an.
Danny fing sich als erster:" Toby bitte hör mir zu..", zum ersten Mal, lag ein flehen in seiner Stimme. Toby ignorierte es. Seine Wut wandelte sich langsam in alles verschlingenden Hass.
„Ich soll dir zuhören?! Hab ich jemals, was anderes gemacht? Mein ganzes Leben hab ich das gemacht, was du wolltest! Jetzt ist Schluss! Ich lass das nicht mehr mit mir machen!"
„Ja, natürlich. Das sollst du ja auch nicht..."
„Und was dann? Was soll ich tun? Mich von der Klippe stürzen? Mich erschiessen lassen?", er grinste bösartig.
Danny sah geschockt zu ihm auf:" Ich würde nie von dir verlangen, dass du so etwas tust, du bist doch mein Freund."
Tobys Kehle wurde von einem dunklen Lachen erfüllt, das nicht zu ihm passte.:" Du schleichst dich in meine Gedanken. Du raubst mir jeglichen Willen. Du lässt mich Dinge zu deinen Gunsten machen! Du bist nicht mein Freund, du miese kleine Ratte!"
Danny taumelte zurück, hart getroffen von seinen Worten. Tränen traten in seine Augen. Toby fühlte sich dadurch befriedigt.
Er lief gleichgültig an Danny vorbei, zurück zum Haus.
Alan, der etwas abseits stehend alles mitgehört hatte, hielt ihn am Arm zurück:" Toby, warte! Hör mir zu!"
Toby riss sich los ohne anzuhalten.
Alan gab nicht auf und kam ihm hinterher.
„Toby, ich weiss wie verletzt du bist. Aber du darfst jetzt nichts überstürzen! Glaub mir, du würdest es bereuen."
„Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle! Aber du kannst mir glauben, dass ich vieles bereue, aber ganz sicher nicht das!" Toby war sich plötzlich ganz sicher, was er wollte. Entschlossen wandte er sich erneut in Richtung Abgrund.
„Doch, dass weiss ich! Danny ist auch mein Freund, Toby! Aber ich weiss deshalb auch, dass ich ihn auf keinen Fall verlieren will! Er ist mir wichtig, genauso wie du!"
Toby hielt kurz inne und sah zurück. Danny war nicht mehr zu sehen. Doch Alan stand da, unumstösslich in seinem Glauben.
Er schluckte:"Ich bin ein Vogel. Ich lasse mich nicht einsperren."
Er sprang mit der festen Gewissheit, dass ihn diesmal keiner aufhalten würde.
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Bloody Legend - Coldblood
FantasyDanny, der intelligente Junge mit den Eisblauen Augen. Toby, der Junge der fliegen könnte, wenn er wollte. Ilan, der mit jedem Pinselstrich vergangenes verarbeitet. Ihre Begegnung wird alles verändern. Der neunjährige Danny wächst abgeschottet von d...