Kapitel 45

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Ich rannte mit wild klopfendem Herzen aus der düsteren Höhle, der rauhe Fels unter meinen Händen, der Wind trug meine verzweifelten Gedanken davon. Der Sand empfing mich, drohze mich zu verschlucken.  Jeder Schritt war von einem Gefühl des Verlusts und der Einsamkeit begleitet. Ich hätte heulen können, die Tränen lauerten nur darauf, freigelassen zu werden, doch das ging jetzt nicht. Nicht wieder wegen eines Jungen. Jeder Schritt war so schwer. Der Weg kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Schließlich erreichte ich den Ort, an dem die anderen warteten, das Lagerfeuer knisterte leise und die Schatten tanzten auf den Gesichtern der Gruppe. Ich packte meine Sachen, die Hände leicht zitternd, und versuchte, die innere Unruhe zu verbergen. "Wo willst du hin?", fragte Luke, seine Augen durchbohrten meine Seele. Sah man mir an, dass was passiert war?
Nun lagen alle Blicke auf mir, und ich spürte den Druck ihrer Erwartungen. "Mir geht's nicht so gut, ich gehe schon mal ins Hotel zurück", entgegnete ich und zwang mir ein Lächeln auf, doch meine Augen verrieten mehr, als ich preisgeben wollte.
Mir viel es unglaublich schwer ruhig zu bleiben.

"Soll ich mitkommen?", flüsterte Marie mitfühlend. Ich schüttelte langsam den Kopf und erwiderte ein gequältes Lächeln, bevor ich mich abwandte und losging. Ein Knoten aus Emotionen drückte auf meine Brust, und in diesem Moment entwichen mir Tränen. Ein stummer Schrei hallte in meinem Inneren wider. Was hatte ich nur getan? Ich war mit einem Jungen zusammen, den ich betrog, und den Jungen, dem ich alles anvertraut hatte, hatte ich verletzt. Zumindest, wenn seine Gefühle für mich wirklich echt waren.
Ich fühlte mich leer. Ich fühlte mich innerlich zerbrochen.

Am Zimmer angekommen, ließ ich mich schwer auf das Bett fallen. Warum konnte mein Leben nicht einfach perfekt sein? Warum konnte nicht alles so sein wie früher?

Ich atmete tief durch.

Jason war mein Nachbar, meine Eltern hatten immer Zeit für mich, mein Vater war da, Beziehungen waren doof, und sonst war eigentlich auch alles perfekt.

Ich sehnte mich nach meinem früheren Leben zurück. Doch nein, das war natürlich nicht möglich.
Alles war mir blieb, waren die Erinnerungen.

Wie konnte es nur so weit kommen? Konnte ich nicht einfach jemanden finden, der mich wirklich liebte, und ich ihn? Kein Betrügen oder sonst etwas? Reines Vertrauen. Bedingungslose Liebe.
War das zu viel verlangt?

Ein Schrei entwich meinem Mund in das Kissen. Verdammt. Was war das für ein Mist?

Ich hatte Leon jetzt zum x-ten Mal betrogen. Wäre ich Leon, würde ich mir selbst das auf keinen Fall verzeihen.

Ich war nicht viel besser als Jan.

Vielleicht war er auch einfach zu perfekt für mich. Vielleicht brauchte ich jemanden, der auch Fehler machte, wenn auch nicht so große, aber dennoch welche.

Die Tür wurde mit einem leisen Klicken geöffnet. Die Geräusche des Schlüssels ließen keinen Zweifel daran, wer es war – Jayden, der als Einziger einen Schlüssel hatte. Ein Schauder durchfuhr mich, und mein Herz begann schneller zu pochen.

"Beruhige dich, Sky. Kein Weinen... keine Tränen...", flüsterte ich mir selbst zu, während ich mich darauf vorbereitete, nach oben zu schauen. Und da waren sie – zwei Blaue Augen, doch dieses Mal waren sie gerötet. Nein, es war keine Vampirgeschichte; er hatte geweint, und das wegen mir.

Sein Gesicht wirkte blass, und ein stechender Schmerz durchzog mein Herz. So fertig hatte ich ihn noch nie gesehen. "Jayden, es tut...", versuchte ich anzufangen, aber er unterbrach mich. "Schon gut. Es muss dir nicht leidtun. Du und Leon passt besser zusammen. Und weißt du was? Ich habe gelogen. Es gibt doch Leute, die perfekt sind. Und das bist du. Du bist einfach zu gut für mich. Es war naiv von mir zu denken, dass jemand wie du Interesse an mir hätte...", sagte er, seine Worte schwer von Enttäuschung und Selbstzweifel beladen.

I need you,  Idiot !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt