Kapitel 50

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Es kam keine Antwort auf mein Klopfen. "Bitte mach auf", flehte ich leise. Die Tür öffnete sich langsam. Marie stand da, der Kopf gesenkt, das Gesicht von verschmierte Schminke gezeichnet. Ohne zu zögern nahm ich sie in den Arm und schloss die Tür hinter uns.

"Oh Gott, Marie", flüsterte ich, geschockt von ihrem Anblick. Es war, als hätte ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr so gesehen. "Komm, lass uns nach oben ins Zimmer gehen", schlug ich vor und führte sie mit sanfter Bestimmtheit mit mir.

Ein Verdacht nistete sich in meinem Kopf, aber das konnte doch wohl nicht sein, oder? Die Stille zwischen uns schien schwer wie Blei, während ich Marie begleitete, bereit, ihre Worte und Emotionen zu empfangen.

Ich war die ganze Zeit so sehr auf mich selber fokussiert, dass ich mich gar nicht so wirklich auf Marie mehr fokussiert hatte. Wir hatten immer nur über mich geredet. Selten wie es ihr geht. Ein schlechter Gewissen überkam mich.

Wir gingen an den anderen vorbei. Ich gab ihnen ein Zeichen, dass sie nicht nachfragen sollten. Jayden würdigte ich keinen Blick. Okay, vielleicht einen. Aber das reichte mir schon. Diese Person saß noch immer bei ihm. Oder besser gesagt, auf ihm. Der Gedanke, zu Jayden zu stürmen und ihm eine zu klatschen, durchzog meinen Verstand. Doch das war keine Option. Auch, wenn ich dies unglaublich gerne gemacht hätte.

Erstens hatte ich kein Recht dazu. Schließlich war ich mit Leon zusammen, nicht mit Jayden, und somit konnte er machen, was er wollte. Zweitens musste ich mich jetzt um Marie kümmern

Ich zog Marie mit mir, einen festen Entschluss fassend, mich nicht weiter von der Szene ablenken zu lassen und mich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig war.

Schnell schloss ich die Tür des Zimmers auf. Wir betraten den Raum, und sie setzte sich auf das Bett. Ich kniete mich vor sie, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: "Was ist passiert?" "Ich kann nicht. Du wirst mich für immer hassen. Du wirst mich verabscheuen", sagte sie, und Tränen stiegen erneut in ihre Augen. Ihr Anblick schmerzte. Ich war sicher, nein, ich wusste es: Ich könnte dieses Mädchen niemals verabscheuen. Sie war immer für mich da. "Du kannst mir vertrauen", versicherte ich und setzte mich neben sie. "Ich weiß, aber es ist einfach nur schrecklich. Ich schäme mich so sehr", sagte sie, eine Träne kullerte ihre Wange hinunter.
Es tat weh sie so zu sehen.
Wie konnte ich nicht bemerken, dass es ihr so schlecht ging?

"Ich verspreche dir, ich werde dich nicht verurteilen. Denn ich weiß, was für ein toller Mensch du bist." Sie wühlte in ihrer Jackentasche und zog etwas hervor. Mein Herz schlug schneller, denn ich wusste genau, was das bedeutete. Trotzdem musste ich nachfragen: "Das ist... aber kein...", meine Stimme brach ab. Ich hoffte so sehr, dass es nur ein Witz war oder sie etwas anderes meinte. Doch meine Hoffnung zerplatzte, als sie nickte.

Mein Verdacht hatte sich anscheinend bestätigt. "Und er ist positiv?", fragte ich und zeigte auf den Test. Mein Herz schlug immer schneller. Sie nickte. Ich hielt meine Hände vor dem Mund. "Hast du es Hannis schon gesagt?", fragte ich, noch immer schockiert. "Nein", sagte sie. "Aber du wirst es ihm aber-", begann ich, wurde aber von ihr unterbrochen. "Nein!", sagte sie erneut. "Aber-", kam ich nicht weiter. "Er ist nicht der Vater", sagte sie. "Was aber... ich verstehe nicht... wer?", sagte ich fassungslos. "Es ist... es... ist... Jason", sagte sie und schaute nach unten. In diesem Moment sprang ich auf, riss meine Augen auf. "Was? Du und Jason hattet...", unterbrach ich mich selbst. "Nein, das kann unmöglich sein. Doch nicht in der kurzen Zeit", meinte ich. "Wir hatten schon früher etwas. Vor Ibiza", sagte sie.

Jason und Marie

Marie und Jason

Nein, das konnte unmöglich wahr sein. "Wie konntest du dich nur auf ihn einlassen? Ich dachte, du liebst Hannis", sagte ich fassungslos. "Weißt du, bevor wir uns beim Joggen getroffen haben... hatte er noch eine Freundin... und dann war da Jason... Man, ich habe nie gedacht, dass... ach, fuck", schrie sie. Ich war immer noch fassungslos. Meine beste Freundin und mein Cousin. Diese Vorstellung passte einfach nicht in meinen Kopf.

I need you,  Idiot !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt