Kapitel 46

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Tränen schossen mir in die Augen. Ich weiß, ich hatte keinen Grund zu weinen, denn es war ja meine Schuld, dass er da lag. Doch ihn so mit einer anderen liegen zu sehen, tat unglaublich weh. "Ähm... sry... ich wollte nicht... tut mir leid...", stotterte ich und rannte raus.

"Sky, warte!", schrie eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und starrte in blaue Augen. "Es tut mir leid", meinte er. "Nein, das muss dir nicht leidtun. Wir sind ja schließlich nicht zusammen oder so", lachte ich hysterisch. Das passierte immer, wenn ich verzweifelt war, und diesmal war wieder so ein Moment.

"Verdammt, ich habe mich in dich ver-", weiter kam er nicht, denn ich unterbrach ihn mit einer Frage. "Hast du mit ihr geschlafen?", fragte ich, obwohl ich nicht sicher war, ob ich die Antwort wirklich wissen wollte. Er schüttelte den Kopf. "Aber du hättest, wäre ich nicht dazwischengegangen", stellte ich fest, dabei hoffte ich sehnlich, er würde den Kopf schütteln und "nein" sagen. Doch nichts der Gleichen geschah. "Ich weiß, dass du auch Gefühle für mich hast! Bitte sag es!", flehte er.

Ich war wütenden. Ich war enttäuscht. Ich war traurig.
1000 Emotionen aufeinmal überkamen mich.

"Jayden", hauchte ich leise, meine Stimme von einem Gewirr aus Emotionen durchzogen. "Es sind nur drei verdammte Worte, lediglich zwölf Buchstaben, und doch bedeuten sie so viel – Sag es und ich gehöre dir!", flüsterte er: Ein Hauch von Verletzlichkeit schlich sich in seine Worte, während ich versuchte, die zitternden Unsicherheiten meiner Gefühle zu verbergen.

"Ich... ich...", begann ich, meine Gedanken suchten nach einem Weg, meine Gefühle in klare Worte zu fassen. Doch der Knoten in meiner Kehle wurde enger, die Gewissheit darüber, dass diese Worte nicht ausgesprochen werden konnten, hallte in meiner Verunsicherung wider. Egal wie sehr ich wollte, konnte ich es ihm nicht sagen.

"Sag es bitte", flehte er, seine Augen voller Erwartung und Hoffnung. Der Druck auf meinen Schultern schien übermächtig zu werden, während ich zwischen dem Verlangen nach Ehrlichkeit und der Angst vor den Konsequenzen hin- und hergerissen war.

"Ich...", murmelte ich, der Satz hing wie eine ungesprochene Verheißung in der Luft. Doch dann brach ich ab, der Schmerz der Wahrheit überlagerte den Wunsch nach Offenbarung. Diese Worte konnte ich ihm nicht sagen, nicht in diesem Moment, nicht während mein Freund zuhause war.

Ich senkte den Blick, um der Intensität seiner Augen zu entkommen. Es war falsch, diese Worte auszusprechen, wenn ein anderer Junge zu Hause auf mich wartete. Diese Worte tauchten ständig erneut in meinem Kopf auf.

Der Raum zwischen uns wurde von einer unsichtbaren Last erfüllt, die Entscheidung ungewiss und das Herz schwer.

"Weißt du... Es ist okay... ich werde dir nicht ewig hinterherrennen. Bleib bei Leon", meinte er, drehte sich um und ging. Mein Hals wurde ganz rau. Ich fing an zu zittern. Verdammt, ich hatte alles kaputt gemacht. Ich hatte alles zerstört. Er hatte mir diese verdammten 3 Worte gesagt, und ich war mal wieder zu feige.

Ich fing an zu weinen, lehnte mich an die Wand und rutschte herunter. Es war mir egal, dass ich in einem Hotelkorridor saß und dass jeder mich hätte sehen können. Meine Schminke war wahrscheinlich eh schon komplett verschmiert. Ich vergrub mein Gesicht tief in meinen Händen. Mein Körper zitterte. Ich sackte in mir zusammen.

"Haha, du spinnst ja wohl", hörte ich eine bekannte Stimme. Es war Marie. "Sky?", hörte ich nun eine andere. Sie war von Luke. "Was ist passiert?", meinte Marie und kniete sich vor mich hin. Ich versuchte zu sprechen, konnte es aber nicht. Marie schien es zu bemerken.

Ich fühlte mich leer. Ich fühlte mich alleine.

Luke schob einen Arm unter meine Knie und einen an meinen Rücken, hob mich hoch, und ich vergrub meinen Kopf in seinem T-Shirt.

I need you,  Idiot !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt