Nachdem der König alle begrüßt hatte, war das Essen voll im Gange. Die Menge unterhielten sich prächtig. Von überall erklang Stimmengewirr sowie das Klimpern von Besteck.
Als die meisten ihr Mahl beendet hatten, begannen einige zur Musik zu tanzen. Auch der König schien bei guter Laune zu sein und lachte über etwas, was ihm Merry mit heftigen Handgesten erzählte. Es sah mir sehr nach einer Geschichte aus dem Auenland aus, dann schweifte mein Blick weiter durch die Halle.
Ich überflog die tanzende Menge, in ein oranges Licht getaucht. Viele Fackeln an den Wänden erleuchteten die Halle und durch die Fenster am Ende der Halle sah ich einen dunklen Himmel. Links und rechts von der Halle waren Ausgänge zur Außenmauer.
Dort erblickte ich Aragorn, der sich mit Halbarad unterhielt. Auch die anderen Dúnedain waren bereits in der Halle und nahmen ihr Mahl zu sich. Sie blieben unter sich, beobachteten die Menschen von der Seite her aus.
Sie schienen selten unter andere Leute zu kommen, dennoch waren sie interessant für mich. Sie schienen viele Geheimnisse innezuhalten, aber wie Aragorn waren sie große Krieger; man sah den Dúnedain ihr göttliches Blut an.
Als ich sie musterte, fiel mein Blick zurück auf Aragorn und Halbarad, die auf der Mauer standen. Ersterer fing meinen Blick auf. Ihm schien etwas einzufallen, denn er unterbrach sein Gespräch mit seinem Vetter und winkte mich zu sich.
Zuerst war ich verwundert und legte meine Stirn in Falten, doch erhob mich langsam von der langen Bank.
»Ich gehe nach draußen zu Aragorn«, meinte ich zu Gimli und Legolas, die nickten und sich prächtig unterhielten.
Leicht schüttelte ich aufgrund dessen meinen Kopf, da ich vor dieser Reise nicht geglaubt hatte, dass sich Elben und Zwerge verstehen könnten.Vor allem bei Legolas.
Mein Kleid schliff leise am Boden, während ich mich durch die Menschen drängte. Viele von ihnen waren bereits gut angetrunken und schienen sich zu amüsieren.
Jedoch wichen sie mir aus, und als ich im Freien ankam, bemerkte ich erst, wie stickig es in der Halle gewesen war.
Kühler Nachtwind wehte mir entgehen, erfrischend. An der Mauer lehnend, fand ich die beiden Waldläufer. Ich begrüßte sie mit einem Lächeln.
Aragorn sah mich aus grauen Augen an und lächelnd erhob er seine Stimme: »Durch all unsere Besprechungen -, obwohl du mehr meinen Gedanken gelauscht hast - habe ich gar vergessen dir meine Gefährten vorzustellen, Halbarad«, meinte er und sein Vetter sah mich freundlich an, »Dies ist die Gefährtin Lithil aus dem Düsterwald und sie wollte ich dir unbedingt vorstellen.«
Halbarad sah stetig verwirrter aus. Aragorn erzeugte aber auch eine viel zu große Spannung.
»Vielleicht muss ich dazu sagen, dass Lithil eine Halbelbin ist und bevor ich dich raten lasse, mein Freund, stelle ich sie dir gleich als ein sozusagen verschollenes Mitglied unserer Sippe vor«, Aragorn klärte seinen Vetter endlich auf, der große Augen bekam, worauf Aragorn leise auflachte.
»Dies ist wahrlich erfreulich!«, freute Halbarad sich, »Wir Dúnedain im Norden sind gut Freund mit dem Elbenvolk in Imladris, doch ich habe nicht gedacht, dass es jemanden von unserer Sippe bis in den Düsterwald verschlägt.«
»Meine Mutter hatte es vor einer sehr langen Zeit durch Mittelerde verschlagen und im Düsterwald - genauer in der kleinen Stadt Anor - hat sie meinen Vater kennengelernt«, mein Blick ging kurz zu Aragorn, »aber Aragorn hat es ziemlich spannend gemacht. Doch auch ich bin erfreut, einmal das Volk zu sehen, dem meiner Mutter, Hera war ihr Name, angehört hat.«
»Wir sind nur mehr sehr wenige Waldläufer im Norden und Aragorn weiß, dass ich immer für eine spannende Geschichte zu haben bin. Erzählt, Halbelbin Lithil, wisst Ihr etwas über die Herkunft Eurer Mutter, sodass ich eine Verbindung finden kann? Unsere Sippe ist nämlich in kleine Stämme aufgeteilt.« Halbarad hatte eine tiefe Stimme, die jedoch sanft klang. Seine Neugier schien wirklichem Interesse zu entspringen.
Ich sprach: »Bitte sagt einfach Lithil zu mir. Auch wenn ich in einem Kleid, einer Dame gerecht, hier stehe, bin ich dennoch eine einfache Kriegerin aus dem Heer des Düsterwaldes und bevorzuge meine Hosen und Waffen.« So entlockte ich den beiden Männern ein Lachen.
»Ich habe mich über dies Kleid schon gewundert«, meinte Aragorn fies grinsend, »Es entsprang sicher einer Quelle, welche die Dienerin ist, die dich mit sich genommen hat.«
»Nun, sie hat mir meine ganze Kleidung genommen und das Kleid zurückgelassen, aber ich werde nicht über die Kleider der Menschen urteilen, wenn ich als Gast hier bin«, lachte ich zurück, anschließend ergriff Halbarad das Wort: »Dann kannst du auch Halbarad zu mir sagen, doch was mir Aragorn über all eure Geschichten auf euer derzeitigen Reise erzählt habt, bist du gewiss keine einfache Kriegerin.«
»Lithil ist eine fabelhafte Schwertkämpferin und Bogenschützin. Du musst sie kämpfen sehen«, lobte mich Aragorn.
»Diese Worte sind sehr schmeichelhaft, doch ich denke, dass wir allen gerade großen Kriegern gegenüberstehen«, erwiderte ich bescheiden. Es war aber bloß die Wahrheit.
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Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
FanfictionKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...