999 Jahre später:
Im Sitzen streckte ich Legolas meine Hand entgegen. Der Elb stand vor mir und musterte meine ausgestreckte Hand mit erhobenen Brauen.
»Zu faul?«, fragte er.
Ich nickte kräftig, klimperte mit meinen Wimpern und nach einem Seufzen vom Elben half er mir hoch.
»Hannon le, hîr nín« (Vielen Dank, mein Herr), witzelte ich. Er schüttelte seinen Kopf.
»Ah, da kommunizieren die beiden wieder in ihrer Sprache hinter unserem Rücken«, spottete Gimli und bekam von mir einen genervten Seitenblick. Der Zwerg war eben aufgestanden, streckte sich ausgiebig.
Ich seufzte: »Ce uchand. Súlon gwanna nîf gín, Gimli.« (Du bist dumm. Große Worte verlassen deinen Mund, Gimli.)
Seine dunklen Augen trafen auf die meinen. Er grummelte und Aragorn, der etwas Sindarin im waldelbischen Dialekt zu verstehen schien, lachte, anschließend sah er mich kopfschüttelnd an, doch wandte sich an Gimli. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies eine Beleidigung war, mein lieber Zwerg.«
Gimli schien sich dies bewusst zu sein. »Ja, es war mir schon anhand Lithils Blick klar geworden.«
»Sieh, dann verstehst du mich auch so!«, rief ich, »Obwohl dies ziemlich offensichtlich war, dass ich dir kein Kompliment machen werde«
Zusammen stiegen wir vom Steinhaufen. Merry und Pippin kletterten mehr auf allen Vieren, aber auch für Gimli waren die Steine zum Teil genauso groß wie er.
»Ja, die Schönheit der elbischen Sprache und Lithil benutzt sie, um mich zu beleidigen...«, grummelte der Zwerg und sprang auf den Boden. Seine kurzen Beine gingen in die Knie und er setzte sich seinen Helm auf, den er beim Pfeiferauchen abgenommen hatte.
»Du solltest vielleicht auch darüber nachdenken, die elbische Sprache zu erlernen«, schlug ich vor.
Gimli war nicht überzeugt. »Und warum sollte ich die Sprache von euch Spitzohren erlernen?«
»Also, nur ein Vorschlag, vielleicht auch gar nicht so weit hergeholt. Gibt es da nicht eine ganz besondere Elbendame, die dir so gut gefällt?«, ich hob eine Braue, »Mit ein paar Wörtern auf Elbisch könntest du sie bestimmt begeistern, wenn du sie wiedersehen solltest.«
Der Zwerg schwieg. Legolas und Aragorn lachten.
Ich setzte fort: »Und wie es der Zufall eben will, ist die Sprache der Waldelben im Goldenen Wald und bei uns im Düsterwald ziemlich ähnlich.«
Folgend lachten auch die beiden Hobbits, doch ich war noch nicht fertig, denn Aragorn konnte meinen Geschmack für Humor ebenso zu spüren bekommen. »An deiner Stelle würde ich nicht lachen, Aragorn.«
Er ging rechts von mir und seine hellen Augen blickten mir entgegen. Langsam verschwand sein Lächeln und er schien zu erahnen, worauf ich aus war.
»Über jemand anderen zu lachen, der dem Charme einer Elbin verfallen ist, wobei man selbst sein Herz an eine ganz bestimmte Elbin in Imladris verloren hat, hm?«
Aragorn sah ertappt aus. Ich zuckte mit meinen Brauen, lachte abermals. Es war viel zu herrlich, die zwei im selben Moment nerven zu können.Gimli und Aragorn, hi, hi.
»Ach, das war schön«, freute ich mich.
Gerade kamen wir zum zertrümmerten Tunnel. Neben mir blieben der Zwerg uns Mensch weiterhin stumm, doch Pippin lachte immer noch. »Diesen Kampf scheint Lithil gewonnen zu haben. Eure Gesichter sind unschlagbar!«, freute sich der Hobbit, schlug sich mit seiner Hand auf den Oberschenkel.
»Ja, da gebe ich Pippin recht. Die Herren sollten aufpassen, dass sie ihre Reflexion nicht in den Pfützen sehen«, meinte Merry.
Aragorn und Gimli schienen indessen zu überlegen, ob sie immer noch so erfreut waren, die Halblinge gefunden zu haben.
»Ach, ein weiterer Grund, warum ich meine liebsten Hobbits vermisst habe!«, freute ich mich und meine Stimme hallte im dunklen Tunnel. Ich holte zu den beiden auf, da sie vor mir gingen, und wuschelte ihnen durch ihr Haar. Zwar beklagten sie dies, doch auch lachte Merry: »Hast du gehört, Pippin? Wir sind ihre Lieblinge.«
»Ja, aber das dürfen wir Sam und Frodo nicht erzählen«, meinte dieser geheimnisvoll und Merry nickte.
Kurz darauf kamen wir aus dem Tunnel. Als ich mich umdrehte, sahen mich Aragorn und Gimli funkelnd an, aber ich erkannte hinter ihrer Fassade eine Heiterkeit. Legolas hingegen blieb weiterhin ruhig und wollte verschont werden. Natürlich gönnte ich ihm dies, doch Gimli nicht.
»Ich befinde es als unfair, dass der werte Legolas verschont bleibt«, sagte der Zwerg.
Legolas sah ihn an. »Ich empfinde es als unfair, in etwas hineingezogen zu werden, was ich nicht selbst provoziert habe!« Er verschränkte seine Arme vor seiner Brust und schien ein eingeschnapptes Prinzchen zu spielen.
»Und ich finde es lustig, dass man die lieben, ach so starken Männer wirklich leicht nerven kann!«, frohlockte ich.
Die drei sahen viel zu lustig aus. Legolas, der Gimli anfunkelte; Aragorn, der scheinheilig vor sich hinlächelte; und Gimli, dem alles zu missfallen schien.
Ich lachte noch ein weiteres Mal und das Ende des Tunnels kam in unsere Sicht. Nach diesem schritt unsere Gruppe durch die Trümmer, die früher einmal Isengard gebildet hatten, doch nun kreuz und quer lagen.
Wir stiegen auf einen Steinhaufen, blickten zum dunklen Orthancfelsen empor. Er hatte viele Fenster, aber trotz Verwüstung stand der Turm weiterhin aufrecht da. Etwas Bedrohliches ging von ihm aus und das Wasser um den Felsen war wieder abgeflossen. Nur mehr ein paar trübe Pfützen waren zu sehen, in denen sich Aragorn, Legolas und Gimli leider nicht betrachten konnten.
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Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
Fiksi PenggemarKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...