1 000 Jahre später:
Nun, unsere Wege hatten sich getrennt und wir mussten uns beeilen. Beeilen, um Merry und Pippin zu finden, ihnen das Leben zu retten.
Wir zogen das graue Boot an Land, trugen es unter die Bäume und legten all unser Gepäck darunter. Ich behielt nur meine kleine Tasche, wo hauptsächlich Lembas und meine Wasserflasche drinnen war, auch ließ ich mein Kurzschwert zurück. Zwar hatte es mir lange Dienste erwiesen, trotzdem hatte ich auf meinem Rücken nur Platz für Bogen samt Köcher. Deswegen schnallte ich mir das Schwert von Galadriel um die Hüfte, wo meine zwei Dolche waren, und meine kleine Tasche brachte ich so an, dass sie nicht hin und her baumelte.
Wenig später hatten wir Parth Galen verlassen. Am späten Nachmittag kamen wir zur kleinen Lichtung, wo Boromir sein Leben gelassen hatte.
»Kein anderes Volk trampelt so durch die Gegend«, sagte Legolas, musterte die Orkspuren im Boden argwöhnisch. Sie waren tief; die Orks hatten Erde aufgewühlt.
»Es scheint ihnen Freude zu bereiten, Pflanzen zu zertreten und abzuschneiden, auch wenn sie ihnen nicht im Weg sind«, sprach ich.
Aragorn sagte, dass Orks schnell marschierten. Ebenfalls wurden diese Wesen nie müde, und so müssten auch wir Tag und Nacht laufen.
»Eine Hatz wollen wir ihnen bereiten, von der noch lange Wunderdinge erzählt werden sollen unter den drei Geschlechtern: Den Elben, Zwergen und Menschen!«, rief der Mensch und schlug ein scharfes Tempo ein.Dermaßen scharf, dass der Nachmittag bald der Nacht Platz machte, durch die Baumkronen die ersten Sterne funkelten. Die Sterne samt Mond beleuchteten den Wald und uns, die den Spuren folgten. Nebel lag hinter uns, lauerte über dem Boden, doch die Spuren würde man selbst bei einem Sturm sehen können. Tief waren die Abdrücke und ich konnte so viele Fußstapfen sehen, dass ich mir sicher sein konnte, dass es sich hier um ein Orkheer handelte. Eines von stattlicher Größe.
Als der Mond im Westen stand und den Felsen Schatten entlockte, kamen wir zu einer felsigen Gegend. Hier war es schwerer, die Spuren der Orks zu lesen, doch Aragorn schaffte es. Zwar kamen wir nun langsamer voran, doch ohne Aragorn, den besten Fährtenleser, den ich kannte, würde die Sache beschwerlicher sein.
Unser Weg führte uns durchs Hochland der Emyn Muil, das in zwei langen, zerklüfteten Höhenzügen von Norden nach Süden verlief. An der Westseite sah ich steile Felshänge. Die auf der Ostseite waren hingegen flacher und von vielen Wasserrinnen durchzogen.
Wir wanderten, kletterten die ganze Nacht durch dies Land, stiegen die erste Hügelkette hinauf. Auf der anderen Seite kamen wir in ein Tal und der Morgen begrüßte uns schleppend.
Als der Mond längst über unseren Köpfen verschwunden war, machten wir eine kurze Rast.
»Welchen Weg, glaubst du, werden sie genommen haben?«, fragte Legolas den Waldläufer, da die Spuren der Orks schwer zu deuten waren, »Nach Norden, den kürzeren Weg nach Isengard oder Fangorn, wenn das ihr Ziel ist, wie du annimmst? Oder nach Süden, zur Entwasser hin?«
»Zum Fluss werden sie nicht gehen wollen, was auch immer ihr Ziel sein mag«, erklärte Aragorn, »Und wenn in Rohan noch nicht alles zum Schlimmsten steht und Sarumans Einfluss nicht sehr viel größer geworden ist, dann werden sie versuchen, die Felder der Rohirrim auf dem kürzesten Weg zu durchqueren. Suchen wir sie im Norden!«Aragorns Entschluss führte uns weiter durchs Tal. Ein Tal, das einem ausgewaschenen Land glich, auch ein Bach floss neben uns seinen Weg. Sein Plätschern klang in meinen Ohren wider und war neben den Schritten und dem Klirren unserer Ausrüstung das Einzige, was meine Ohren wahrnahmen. Der Himmel war immer noch ein Ton von Grau.
Als Legolas vorausspähte, schien er etwas entdeckt zu haben. Er stieß einen Ruf aus, wir anderen folgten.
»Einige von denen, die wir jagen, haben wir schon eingeholt«, stellte der Elbenprinz fest.
Ich sah in die Ferne. Am Fuß des Hanges lag ein Haufen von Orkleichen. Fünf waren es, dann stiegen wir hinab. Der Boden unter meinen Füßen war von hartem Gestein, weswegen ich aufpasste, nicht den Halt zu verlieren. Jedoch waren diese Sorgen unnötiger Natur, und so kam ich kurz darauf beim kleinen Massaker an.
Bei näherem Betrachten sah man, dass die Orks übel zugerichtet worden waren. Zweien fehlte der Kopf und der Boden glitzert im feuchten, schwarzen Orkblut dahin.
»Schon wieder ein Rätsel...«, grummelte Gimli, bückte sich, »Aber nur bei Tageslicht wäre es zu lösen, und darauf können wir nicht warten.«
»Was auch immer die Lösung sein mag, sie scheint der Hoffnung keinen Abbruch zu tun«, erwiderte Legolas, »Orkfeinde sind wahrscheinlich unsere Freunde. Wohnen Menschen in diesen Hügeln, Aragorn?«, der Blick des Elbs ging zu Aragorn, der seinen Kopf schüttelte und erklärte, dass hier keine Menschen lebten. Früher einmal, doch heute war dieses Land unbewohnt.
»Was glaubst du, was hier vorgefallen ist?«, fragte ich.
Ich musterte den Menschen. Seine grauen Augen wirkten blass in der Nacht und lagen über den meinen. Aragorn war ein sehr großer Mensch, größer als Legolas, und wenn er nicht von der stämmigeren, robusteren Sorte gewesen wäre, hätte er glatt zu den Elben gehören können, denn die Dúnedain waren ein stolzes, teils göttliches Volk. Beide Eigenschaften waren im Menschen vor mir wiederzufinden.
»Ich glaube, dass der Feind sich den eigenen Feind mitgebracht hat«, merkte Aragorn an, »Das hier sind nordische Orks von weither. Unter ihnen ist keiner von den großen Kerlen mit den unbekannten Abzeichen. Ich denke mir, es hat Streit gegeben. Nichts Ungewöhnliches bei diesem Gesindel. Vielleicht hatten sie Meinungsverschiedenheiten über den Weg.«
»Oder über die Gefangenen«, sagte Gimli, »Hoffen wir nur, dass nicht auch sie hier irgendwo liegen!«, sprach der Zwerg seine Angst aus.
Anschließend suchte Aragorn den Boden in weitem Umkreis ab, fand jedoch nichts.
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Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
FanfictionKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...