Wir gingen zurück in den Palast und dass wir heute noch Berichte über Ithilien anfertigen würden, war eine unausgesprochene Lüge. Es wurde immer dunkler und ein Gewitter schien heraufzuziehen. Die Wolken wurden dicker, schienen von allen Himmelsrichtungen zu kommen. Die Wolkenfetzen überlagerten sich und die Tiere des Waldes wurden unruhig. Die Grillen und Zikaden zogen sich zurück; sie würden heute auf ihre Musikvorstellung verzichten. Vögel flogen tief und die Bäume wurden vom Wind gezwungen, seinen Tanz zu tanzen. Das Laub raschelte und die Luft fing immer mehr Anspannung auf.
Etwas Magisches, Elektrisierendes lag in der Luft und demnach stand ich auf Legolas' Balkon, von dem es eine großartige Aussicht gab. Der Prinz zu sein, hatte seine Vorteile, und als ich ihn gefragt hatte, ob wir in sein Gemach gehen könnten, ich eigentlich seinen Balkon beanspruchen wollte, hatte er absolut nichts dagegen gehabt. Das Gespräch über die Unterhaltung mit den Fürsten über Ithilien hatte Legolas bereits eingestellt und aus irgendeinem Grund sah er mich die ganze Zeit mit einem Lächeln auf seinen Lippen an. Er wollte mir immer noch etwas erzählen, doch in der jetzigen Situation ließ er mich das Schauspiel der Natur bestaunen. Ein Schauspiel, welches ich schon oft gesehen hatte und immer noch faszinierte es mich.
Ich stand am Geländer, der Wind umspielte meinen Körper. Ich sah in den grauen Himmel und schloss kurz meine Augen. Ein Lufthauch kitzelte mein Gesicht, dann öffnete ich meine Augen wieder und drehte mich um. Mein Kleid bewegte sich mit mir und mit meinen Ellenbogen stützte ich mich weiter am Geländer ab. Nun kam der Wind von hinten und meine Augen trafen auf Legolas. Gelassen lehnte er am Türrahmen zum Balkon und seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt. Auch seine Haare wurden durch den Wind in Bewegung versetzt. Obwohl er schlichte Kleidung trug, war sie einer Besprechung mit den wichtigsten Elben des Düsterwaldes gerecht. Seine Schuhe waren sauber und die dunkelbraune Hose ohne jegliche Falten. Dazu trug er eine grüne Tunika, die von einem edlen Stoff war. Sie saß perfekt an seinem Oberkörper und Arme, weswegen sich mein Blick schnell von seinem Gesicht verabschiedet hätte, wenn der Elb nicht im nächsten Moment seine Stimme erhoben hätte: »Schon die ganze Zeit über wollte ich dir etwas erzählen«, begann er. Immer noch lag ein Lächeln auf seinen Lippen.
»Warum hast du es nicht getan?«, ich klang verwirrt und hob eine Braue. Legolas zuckte mit seinen Schultern, sagte: »Wann ich es dir sage, macht in diesem Fall keinen großen Unterschied. Du hast dich so über den Wetterumschwung gefreut und mir macht es Freuden, dich glücklich zu sehen«, sprach er liebevoll und in diesem Moment fragte ich mich, was er mir wohl erzählen wollte. Lange musste ich nicht mehr grübeln und wenn ich es wirklich getan hätte, hätte ich selbst auf den richtigen Weg kommen können. Die Frage, was Legolas wohl neben den normalen Unterhaltungen mit seinem Vater besprochen haben könnte, war nicht schwer zu beantworten. Oftmals dachte ich jedoch zu wenig nach.
Im folgenden Augenblick stieß sich der Elb vom Türrahmen ab. Er kam langsam auf mich zu. Seine Schritte waren federleicht und intensiv musterte ich ihn, als er sich nicht wie erwartet neben mich stellte. Er ging direkt auf mich zu und durch die Abenddämmerung und die vielen Wolken war die Umgebung abgedunkelt. Bedächtig kam er näher und ohne es kontrollieren zu können, hielt ich die Luft an. Er stützte seine Hände neben meinem Körper ab und ich spürte ein Kribbeln in meinem Bauch. Ich sah nach oben in seine blauen Augen, die mich eingehend musterten. Eine Eigenschaft, die ich ebenso in König Thranduil fand, doch bei Legolas' Blick rann es mir warm den Rücken hinab. Von dort aus breitete sich eine Hitze bis in meine Beine und Nacken aus. Es schien mir, als würden alle Geräusche der Umgebung in den Hintergrund treten, unwichtig werden.
Meine Augen musterten sein Gesicht, dann fand seine rechte Hand den Weg in meinen Nacken. Folglich zog er mich zu sich, kam mir ebenso näher, und unsere Lippen trafen aufeinander. Der Kuss war von Anfang an intensiv und sogleich sich unsere Lippen berührten, schloss ich meine Augen. Sein zweiter Arm ließ von der Reling ab und schlang sich um meine Mitte. An meinem Rücken wurde ich näher an Legolas gedrückt, sodass sich unsere Oberkörper berührten. Es wurde immer wärmer und während sich unsere Lippen bewegten und ich mich einfach nur immer weiter in den Kuss fallen lassen wollte, wurde mir wieder bewusst, dass wir mitten auf einem Balkon standen. Zwar wuchsen Bäume und andere Pflanzen um den Palast herum, trotzdem gab es bestimmte Blickwinkel, wo man uns genaustens sehen könnte.
Deswegen nahm ich meine Hände und umfasste sein Gesicht. Kurz musste ich meinen Verstand davon abhalten, ihn noch näher an mich zu ziehen, aber schlussendlich ging ich mit meinem Kopf nach hinten und löste den Kuss auf.
Meine Hände umfassten sein Gesicht und verwirrt musterte ich ihn. Auf meiner Stirn mussten Fragen zu finden sein. Nachdem ich eine Braue erhoben hatte, sah ich kurz nach links und rechts. Ich fragte Legolas mit meinem Blick, warum er dies tat, obwohl uns alle sehen könnten. Und so sah ich ihm entgegen und noch bevor er etwas sagen hätte müssen, traf mich die Erleuchtung selbst: Legolas hatte mit dem König, seinem Vater, über unsere Beziehung gesprochen und das konnte folglich nur bedeuten, dass der König unserer Bindung zugestimmt hatte. Natürlich könnte er sie auch abgelehnt haben, doch sonst wäre der Elb nicht die ganze Zeit über so glücklich gewesen.
Meine Augen wurden in den nächsten sich beschleunigten Herzschlägen größer und Legolas begann, aufgrund meiner Reaktion, zu grinsen. Darauf nickte der Elb und ich konnte nicht anders, als sein Grinsen zu erwidern.
Folglich zog ich sein Gesicht wieder zu meinem, verband unsere Lippen zu einem weiteren Kuss. Mit einem Lächeln wurde dies zwar zu einem schweren Unterfangen, doch das war mir egal. In diesem Moment konnte ich nicht glücklicher sein und nun war es auch mir egal, wenn uns andere sehen sollten. Auch der folgende Donner und der Regenstrom wurden zweitrangig. Wichtig war nur mehr Legolas.
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Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
FanficKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...