An der Bruinenfurt von Bruchtal, die ein steiler Pfad war, verließen wir die Straße und wanderten auf schmalen Pfaden südwärts durch das hügelige Land. Wir gedachten, westwärts vom Nebelgebirge zu gehen, denn in diesem unbewohnten Landstrich hatte man Saurons Späher bisher nur selten gesehen. Die Wege waren, außer dem Volk von Bruchtal, ebenfalls nur wenigen bekannt.
Gandalf ging voraus, neben ihm Aragorn, der diese Gegend auch im Dunkeln kannte. Der Waldläufer ging etwas gebückt, und es schien mir so, als ob er immer von allen Seiten eine Gefahr befürchtete. Oft horchte er eine Zeit in irgendwelche Böschungen hinein oder starrte in die Ferne, doch nichts passierte.
Nach den beiden schritten der Zwerg und der Mensch ihre Wege, dann die vier Hobbits, wobei Samweis das Pony führte. Die Hobbits unterhielten sich und der Hobbit Merry hielt an seinem Wanderstock fest, den er bei der letzten Rast gefunden hatte. Dass es sich dabei einfach um einen morschen, kleinen Zweig handelte, ließ ich unkommentiert. Mehr erregten ihre nackten und beharrten Füße meine Aufmerksamkeit, die über den Boden hinweggingen. Hoch oben in den Bergen um Bruchtal hatte man bereits den ersten Schnee gesehen, doch dieser hatte ihren Füßchen nichts anhaben können. Nun war bereits ein Tag vergangen und die Hobbits hatten noch nicht über kalte Füße geklagt.Ein sonderbares Volk, dachte ich.
Mein Blick ging zu den Hobbits. Legolas und ich bildeten die Nachhut. Nebeneinander gingen wir unseren Weg und bis zu diesem Augenblick hatten wir geschwiegen, aber ich brach die Stille zwischen uns: »Denkst du, dass uns Saurons Gefolge früh oder spät aufspüren wird?«, meine Stimme hatte einen Hauch von Spekulation in sich.
»Um diese Frage zu beantworten, müsste ich Sauron persönlich sein.«
Legolas sah mich mit erhoben Brauen an. Man bemerkte deutlich, dass Sarkasmus sich seinen Weg aus Legolas' Mund gebahnt hatte. Ich verdrehte meine Augen, denn immer machte er Scherze aufgrund meiner Spekulationen.
So schlimm waren sie jedoch nicht, aber seitdem ich mich einmal vor mehreren Jahrzehnten darüber geäußert hatte, ob Vögel wohl mit viel Anstrengung auf allen Vieren laufen könnten, machte sich der Elb immerzu über mich lustig. Viel über die Zukunft dachte ich jedoch nie nach, und wenn, dann kam meistens Unfug dabei heraus.
»Spaß beiseite, ich glaube, dass wir erst in ein paar Tagen mit dem Gefolge Saurons Bekanntschaft machen werden. Alle Botschafter Elronds haben berichtet, dass sie keine Spuren gefunden haben«, spekulierte nun auch Legolas etwas.
Ich machte einen fröhlichen Hüpfer, der von meinem Freund heiter beäugt wurde. Dann, wieder ernst, nickte ich stumm und war sogar mit Legolas' Antwort zufrieden. Ich schulterte meine Tasche nochmals, korrigierte ihren Platz an meiner Schulter, infolgedessen wanderten wir weiter.Der erste Teil unserer Wanderung war hart und verdrießlich. Die Hobbits taten mir mit ihren kurzen Beinen leid. An vielen sonnenlosen Tagen blies ein eisiger Wind von Osten herab. Am Vor- und Nachmittag schliefen wir alle unbequem in irgendwelchen Bodensenken oder versteckt unter verfilzten Dornensträuchern, die an vielen Stellen in Gebüschen zusammenstanden. Wachposten wechselten sich ständig ab. Am späten Nachmittag wurden alle geweckt und eine Mahlzeit eingenommen, die meist kalt sowie unbehaglich war, denn wir konnten es nicht riskieren, ein Feuer zu entfachen. Abends setzten wir unsere Reise fort, immer genau so südwärts, wie es die Wege erlaubten. Vierzehn Tage nach unserem Aufbruch schlug das Wetter um. Der Wind ließ nach und wehte nun von Süden. Die schnell fliegenden Wolken stiegen höher, zerstreuten sich und die Sonne kam hell und blass hervor.
Nach einem langen und mühsamen Nachtmarsch stolperten wir in den neuen, kühlen Morgen hinein. Wir erreichten einen niedrigen Hügelkamm, auf dem uralte Stechpalmen standen, deren Stämme so wirkten, als ob sie aus Gestein bestünden.
Legolas, Gimli und ich kamen als letzte den Hang hinauf. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich den Zauberer auf den Hobbit Pippin einreden sah. Wahrscheinlich hatte er wieder irgendeinen Blödsinn angestellt. Die letzten zwei Wochen hatten gezeigt, dass Hobbits wahrlich gut im Unfug stiften waren, aber Gandalf der Graue schien sie doch zu mögen.
Auch hatten wir Gefährten in den letzten Tagen langsam angefangen, mehr miteinander zu sprechen und nicht nur über unsere Reise. Wortaustausch vermied ich immer noch mit dem Zwerg Gimli sowie mit dem Menschen Boromir. Dieser unterhielt sich nur mit Aragorn oder den Hobbits, die mit jedem sprachen. Es würde noch seine Zeit brauchen, bis wir als richtige Gefährten auftraten, denn man konnte nicht erwarten, dass sich nach zwei Wochen die verschiedensten Völker miteinander ausgezeichnet verstanden. Alle bemühten sich jedoch, also ich bemühte mich, mit niemandem eine Diskussion anzufangen, was beim Zwerg Gimli schwer war.
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Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
Fiksi PenggemarKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...