79. Kapitel - Beginn der letzten Reise

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Lithils point of view:

Nach dem Gespräch mit Aragorn war der nächste Tag bisher ereignislos verlaufen. Pippin hatte sich einmal unten bei den Zelten blicken lassen und war ebenso in den Plan von Aragorn eingeweiht worden. Natürlich wollte der Hobbit nun mitkommen und da es ihm niemand verbieten konnte, schien er es auch durchzuziehen. Wieder war ich über das Volk der Hobbits erstaunt und trotz ihrer Größe waren sie mutige Burschen. Im Laufe der Reise hatte ich schon viel über ihr Volk erfahren; dass es gerne das Leben genoss und mit Bekannten zusammensaß. Hobbits hatten viele Vettern und sonstige Verwandten, und so hatten mir Merry und Pippin schon von vielen Geburtstagsfeiern erzählt. Auch schien Gandalf im Auenland dafür bekannt zu sein, die besten Feuerwerke zu haben, doch in der jetzigen Zeit konnte ich mir dies schwer vorstellen. Ich hatte den Zauberer in den letzten Tagen bloß an Aragorns Seite gesehen und auch Gandalf schien sich auf den letzten Schlag vorzubereiten. Natürlich machten wir dies alles für Frodo, der mit Sam gerade irgendwo im Osten war, wenn alles gut verlaufen war. Seitdem wir uns in Parth Galen voneinander getrennt hatten, waren meine Gedanken nur selten bei den beiden Hobbits gewesen.
Wir selbst hatten viel zu tun gehabt, aber nun waren meine Gedanken bei den beiden, spezifisch bei Frodo. Ich erinnerte mich daran, als er sich in Elronds Rat als Ringträger gemeldet hatte. Damals hatte ich noch nicht viel über dieses seltsame Volk gewusst. Es hatte mich um ehrlich zu sein auch nicht interessiert, da ich mich mehr für die Geografie Mittelerdes als ihre Bewohner interessierte. Schon immer hatte ich gerne gelesen, was ich nach dieser Reise vermisste zu tun, doch auch hatte ich sowieso viele, für mich interessante, Bücher im Düsterwald bereits mehrfach gelesen. Ein ewiges Leben hatte auch seine Nachteile und ein weiteres davon spürte ich in diesem Moment.
Eine Hand wedelte vor meinem Gesicht, nahm mir die Sicht auf die Pelennor-Felder. Wir befanden uns im Garten der Häuser der Heilung, da wir mit Pippin Merry besuchen gegangen waren, und waren wieder an der Mauer. Ich hatte mich nach einer Zeit hingelegt und in die Ferne gestarrt. Morgen würden wir mit dem Heer Richtung Osten aufbrechen und irgendwie wurde gerade alles sehr real. Meine Gedanken waren aber bekanntlich unterbrochen worden, und zwar durch eine Hand, die zu Legolas gehörte. Mein Kopf lag auf seinem Oberschenkel, was mir etwas unangenehm war, doch noch unangenehmer wäre es gewesen, wenn ich mich vom Elben weggedreht hätte. Ich benutzte Legolas' Schoß oft als Kissen, also warum hätte ich es dieses Mal nicht machen sollen? Weil ich durch die letzten Taten des Elben irritiert war?
Ja. Ich wusste nicht wieso, doch seine Blicke waren seit gestern und im Laufe des heutigen Tages intensiv gewesen. Auch war er nerviger als gewöhnlich und ebenso suchte er mehr meinen Körperkontakt, wobei aber nur mir dies Verhalten des Elbens aufzufallen schien. Alles schien so zu sein, wie es immer gewesen war, aber ich musste mich erst wieder daran gewöhnen. Seit den letzten Wochen hatte mich seine Nähe nervös gemacht. Demnach hatte ich sie nicht oft aufgesucht, obwohl mein Körper danach verlangt hatte. Es war recht sonderbar, denn zum einen wollte ich ihm nahe sein und zum anderen brachten mich bereits Kleinigkeiten aus der Fassung. Ich musste nur an den gestrigen Tag denken; an die Situation im Zelt und als Legolas meine Haare gemacht hatte. Er hatte mich provoziert und dies tat er normalerweise nicht, da ich sonst immer diejenige war, die ihm seinen Kopf verdrehte. Aus irgendeinem Grund schien er jetzt aber keine Probleme mehr damit zu haben und dies irritierte mich noch mehr, als ich es schon allein durch mich selbst war. Wie heute, als er mich in der Früh wecken gegangen war. Er war wieder provozierend mein Ohr, dann Wange entlanggefahren, weshalb meine Seele meinen Körper verlassen hatte. Anschließend hatte er mir noch nervig gegen meine Stirn getippt, doch wenn es in den nächsten Tagen so weitergehen würde, wusste ich nicht, wie ich den Marsch nach Osten überleben sollte. Sowieso war unsere Überlebenschance gering und dennoch wünschte ich mir in ein paar Momenten bereits, dass ich tot wäre.
»Hm?«, machte ich und lenkte meinen Fokus auf Legolas' Hand, die bekanntlich vor meinem Gesicht war.
»Träumst du gerade?«, fragte er mich und hatte zum Teil recht. Zu anfangs hatte ich mit offenen Augen in die Ferne gestarrt und war der elbischen Art des Schlafens nachgegangen. Nun aber konnte ich dies natürlich nicht mehr, da mich ein gewisser Elb in die Realität geholt hatte.
»Ich habe, bevor du mich gestört hast«, gab ich ihm eine Antwort, setzte mich auf und warf ihm schlussendlich einen genervten Blick zu, den er ignorierte. Danach ging mein Blick zu den anderen, die alle schon von der Mauer waren und dem Anschein nach aufbrechen wollten. Gimli stand neben den beiden Hobbits, wobei Merry immer noch ein langes Gesicht zog. Morgen in der Früh würden wir mit dem Heer aufbrechen und er würde in Minas Tirith bleiben. Er war noch nicht bei vollen Kräften und sein Kampf war bereits zu Ende. Er hatte im Krieg gegen Sauron mehr erreicht, als alle von ihm zu Anfang erwartet hatten und somit konnte er stolz auf sich sein. Generell hatten alle vier Hobbits ihrem Volk große Ehren gemacht und wenn wir als Sieger aus diesem Krieg hervortreten würden, dann war es gewiss, dass niemand das kleine Volk vergessen würde.
»Wir hätten dich auch auf der Mauer zurücklassen können«, sprach Gimli im nächsten Moment und wippte mit einem Fuß ungeduldig auf dem Boden auf und ab.
»Von einem Zwerg hätte ich auch nichts anderes erwartet.«, ich sprang auf den Boden. Gimli rollte mit seinen dunklen Augen.
»Diesen Vorwurf streite ich nicht ab«, sagte er, »aber der werte Herr Elb hat eben ein Herz.«
»Ein sehr großes Herz, um ehrlich zu sein«, fügte Pippin hinzu und seine kleinen Arme waren hinter seinem Rücken verschränkt. Danach nickte der Hobbit dem Elben zu, der indessen neben mir stand und Opfer der beiden geworden war. Er verzog sein Gesicht, dann gingen wir zusammen zurück in die Häuser der Heilung. Wir durchquerten das Gebäude und traten in den Garten auf der anderen Seite, wo wir hielten und uns von den beiden verabschiedeten. Pippin würde die Nacht bei Merry verbringen und obwohl jeder die Anspannung des morgigen Tages spürte, wollte sie niemand aussprechen. Ein richtiger Abschied war es jedoch noch nicht, da die beiden morgen zu den Pelennor-Feldern kommen würden.
Deswegen wünschten wir den beiden einen schönen Abend und gingen nach unten zu den Zelten. Wir kehrten den Häusern der Heilung den Rücken zu und zu meinen Freuden musste ich diese nun nicht mehr besuchen. Heute hatte ich mir zum letzten Mal meinen Verband wechseln lassen, obwohl ich mich auf dem Weg nach Osten immer noch um meine Wunde kümmern müsste. Sie hatte zum Glück nicht mehr zu bluten angefangen und sollte mir keine großen Probleme bereiten. Schmerzen tat sie zwar noch, doch ich hatte nichts anderes von einer Wunde erwartet, die ich mir erst vor zwei Tagen zugezogen hatte. In den nächsten fünf bis sechs Tagen, solange bräuchten wir zur Saurons Festung, sollte meine Wunde ausreichend heilen und wenn nicht, war mir dies egal. Wir liefen vielleicht in unseren Tod, also müsste ich mich nicht sorgen, dass sich meine Wunde verschlimmerte. Wenn wir überleben sollten, dann müsste ich mit den Konsequenzen leben. Viel mehr dachte ich aber über unsere bevorstehende letzte Reise nicht nach, da ich früh genug erfahren würde, was auf uns zukommen würde.
Zusammen schritten wir zu den Zelten, wo alles für den morgigen Aufbruch vorbereitet wurde. Auch ich musste noch einiges vorbereiten und nachdem ich alles erledigt hatte, war ich im Land der Träume verschwunden.

Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt