Wir gingen durch die Stadt und stetig nach oben. Viel sprachen wir nicht miteinander, da jeder seinen Blick durch die Gegend wandern ließ. Die Sonne schien indessen auf unsere Köpfe, die größeren Wolken hatten sich verzogen und nur mehr dünne Wolken waren am blauen Himmel zu sehen. Der Wind kam immer noch vom Westen und das Wetter erinnerte bereits an den Frühling. In den Schatten der Stadt war es jedoch immer noch kalt und erst in ein paar Wochen würde der Frühling den Kampf gegen den Winter vollends gewinnen. Einstweilen würden sie sich noch ihren altbekannten Kampf im April liefern.
Legolas und meine Schritte erzeugten fast gar keine Geräusche beim Gehen, wobei Gimli allein durch seine Atmung lauter war. Ja, ich hatte mit Gimli diese ganze Reise bestritten, doch immer noch hatte ich mich nicht an sein Atmen gewöhnt. Meine sensiblen Ohren vernahmen das Geräusch der Luft, wie sie leise zischend in seine Nase strömte, dann durch seinen Mund ausgeatmet wurde. Beim Ausatmen bewegten sich die Haare seines Bartes und flatterten in seines Mundes Wind. Ich zwang mich, nicht weiter Gimlis Gesicht zu mustern und über die Dinge nachzudenken, die mich an seiner bloßen Existenz nervten. Es wäre nicht gut für mein Herz und zum Glück erreichten wir bald die Häuser der Heilung.
Gimli schien den Weg nach oben zur Begutachtung der Stadt benutzt zu haben, die er bei Tageslicht nun zum ersten Mal sah, was seine Worte bestätigten: »Manches hier ist gute Arbeit«, sagte er, als wir hielten und er hatte seinen Blick auf die Befestigungen gerichtet, »aber anderes lässt zu wünschen übrig; und die Straßenführung wäre sehr zu verbessern. Wenn Aragorn sein Erbe antritt, werde ich ihm die Dienste der Steinwerker vom Einsamen Berg anbieten, und dann machen wir aus Minas Tirith eine Stadt, auf die man stolz sein kann«, meinte er und ich lachte leise auf.
»Und neue Schmiede schickst du dann auch?«, fragte ich. Der Zwerg machte ein dunkles Gesicht.
»Nicht unbedingt schicken, um hier zu verweilen, aber ein bisschen Unterricht würde den Menschen nicht schaden, also wenn du doch nur meinen Helm ansieh-«, wollte er anfangen, doch Legolas wollte sich nicht schon wieder mit Gimli über dieses Thema unterhalten und sprach deswegen: »Ich finde, dass es an mehr Gärten fehlt«, er sah sich um, »Die Häuser sind kahl und zu wenig Lebendiges sehe ich. Wenn Aragorn sein Erbe antritt, wird das Waldvolk ihm Singvögel bringen und Bäume pflanzen, die nicht sterben«, erklärte er und ich nickte. Legolas war in seiner Rolle als Prinz und dachte schon über Aragorns Krönung nach.
»Und was schenkst du ihm?«, provozierte Gimli, da ich noch nichts gesagt hatte, und ich klärte meine Stimme: »Zuerst einmal seelischen Beistand«, meinte ich und hatte die Aufmerksamkeit von den beiden, »Wenn ihr zwei euch einmal in etwas einmischt, wird er diesen mit Gewissheit benötigen. Sonst kann ich ja bestimmt ein paar Bäume pflanzen«, lachte ich, doch von ihnen bekam ich synchrones Augenrollen.
»Ja und nach deinem seelischen Beistand braucht unser Freund Aragorn neuen, um sich von dir zu erholen«, spottete Gimli und mein Kopf schnellte zu ihm, als ich Luft durch meine Nase ausstieß.
»Pf«, machte ich, »Weißt du, ich kann sogar ziemlich umgänglich sein. Besonders in Friedenszeiten.«
»Ja, wenn du schläfst«, erwiderte Legolas ernst. Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, anschließend lachte ich sarkastisch auf. Der Zwerg lachte aber echt und ich kommentierte all dies mit einem Augenrollen, dann gingen wir weiter und betraten den Garten vor den Häusern der Heilung. Ich freute mich bereits, die Hobbits wiederzusehen und hoffte, dass es Merry, aber auch den anderen bereits besser ging. Vorm Gebäudekomplex erblickten meine Augen den Fürsten Imrahil, der mit den Wachen redete, doch als er uns erblickte, schritt er auf uns zu.
»Es ist mir eine Freude, auch alle wiederzusehen«, begann er, »Gestern hatten wir bereits dies Vergnügen, doch da hat Eile geherrscht.«, danach nickte er uns zu und wir erwiderten seinen Gruß. Man sah dem Mann seine Verwandtschaft zum Elbenvolk an und ich fand es erstaunlich, dass die Elben bis nach Gondor vorgedrungen waren.
»Ich fühle mich geehrt, das Elbenvolk und das der Zwerge in Minas Tirith begrüßen zu dürfen«, sprach Imrahil weiter, »Seit ungezählten Jahren ist keiner vom schönen Volk mehr bei uns gewesen, geschweige denn das der Zwerge. Nun, inmitten Krieg und Kummer sehe ich euch alle mit Erstaunen.«, danach sahen seine grauen Augen uns nacheinander an, »Doch ihr seid sicher auf dem Weg, um eure Gefährten des kleinen Volkes zu besuchen. Ich werde euch nach drinnen begleiten, denn auch der meine Weg führt in die Häuser der Heilung.«
»Sehr gerne, doch ich habe noch eine Botschaft von Aragorn an Euch, Fürst Imrahil«, erhob Legolas seine Stimme, »Aragorn möchte zu dieser Zeit die Stadt nicht wieder betreten und ist mit Aufgaben außerhalb der Mauern beschäftigt. Eine Beratung unter den Heerführern soll heute stattfinden. Er bittet Euch und Éomer aus Rohan zu seinen Zelten hinunterzukommen, sobald ihr könnt. Mithrandir ist schon dort«, erklärte der Elb und ich wusste bereits von Aragorn von der Beratung. Darauf nickte der Fürst und seine melodische Stimme erklang: »Wir werden kommen.«, im Anschluss betraten wir zusammen die Häuser der Heilung und wieder trat der Duft von Kräutern in meine Nase. Wir verabschiedeten uns von Imrahil, der im Komplex einen anderen Weg einschlug.
»Ein edler Herr und großer Führer ist er«, sagte Legolas und Gimli erwiderte: »Wenn Gondor in dieser Zeit des Niedergangs noch solche Männer hat, wie muss es da zu der Zeit seines Aufstiegs geglänzt haben! Und natürlich ist das gute Mauerwerk das ältere und wurde von den ersten Erbauern der Stadt geschaffen«, kam er wieder auf die Mauern zu sprechen und ich nickte. Zwerge waren eben immer noch Zwerge.
»Und trotzdem werden viele Werke der Menschen viele Zwerge und den ein oder anderen Elben überdauern«, erwiderte ich, doch Gimli schien weniger überzeugt zu sein.
»Und doch wird nichts dabei herauskommen, denke ich, als lauter 'hätte-sein-können'«, meinte er und war so stur wie immer.
»Wir Elben können darauf wenig erwidern«, war Legolas' Antwort als sein Blick nach hinten ging und er etwas zu entdecken schien.
»Was ist?«, fragte ich, doch Legolas setzte bereits fort: »Ist dies nicht die Heilerin von gestern. Du könntest dir gleich deinen Verband wechseln lassen, Lithil«, äußerte er und Gimli fand die Situation überaus lustig. Als uns auch die Heilerin zu bemerken schien, kam sie auf uns zu und Legolas schien ziemlich von sich selbst angetan zu sein. Ihm gefiel es, mich heute zu nerven, doch bevor ich etwas erwidern konnte, stand die Frau mit dem weißen Tuch am Kopf vor uns und erhob ihre Stimme: »Eine Freude, euch wiederzusehen«, meinte sie, sah uns alle einzeln an, »Wahrscheinlich seid ihr hier, um eure kleinen Freunde zu besuchen. Sie sind hinten im Garten und dem verwundeten Halbling geht es bereits besser.«, danach fiel ihr Blick auf mich und sie setzte fort: »Und Ihr seid gewiss hier, um Euren Verband wechseln zu lassen, dann folgt mir doch«, sie deutete mir, mitzukommen, und während Legolas und Gimli beide lächelnd nach draußen gingen, schlenderte ich der Frau hinterher.
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Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
FanficKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...