999 Jahre zuvor:
»Denkt ihr, dass sie irgendwann von allein wach wird?«, hörte ich eine Stimme in der Ferne fragen. In der Ferne, obwohl Dagal direkt neben mir stand.
»Vielleicht hat sie dies von ihrer menschlichen Seite, so als Halbelbin?«, spekulierte der junge Elb weiter und Jeshes Augenrollen und der Schlag gegen seine Stirn mussten melodramatisch aussehen.
»Wie hast du es eigentlich so weit in deinem Leben geschafft?«, fragte Jeshe und ein weiteres Lachen verriet mir, dass Círdan ebenso hier war. Hier hieß das Talan, auf welchem ich friedlich schlief, schlafen wollte. Es war bereits Winter und somit waren die Plattformen auf allen Seiten geschlossen und auch hatten sie ein Dach bekommen.
»Also sind meine Vermutungen Unsinn?«, fragte Dagal wieder und weiteres Lachen von Círdan bestätigte dies.
»Als Halbelb kannst du dich nur zwischen beiden Seiten entscheiden und Lithil scheint mir immer noch eine Elbin zu sein«, erklärte Jeshe und alle drei Männer waren viel zu laut.
»Wenn ihr weiter nervt, entscheide ich für meine menschliche Seite und springe von diesem Talan, sodass wir nicht dasselbe Reich der Toten teilen!«, giftete ich müde und zog mir eines der Felle über meinen Kopf.
»Bitte, nur zu, dann müssen wir nicht immer deine Wecker spielen«, meinte Círdan, »obwohl wir gerne Wasser über dich schütten können? Vielleicht hilft dir dies ja«, schlug er vor und als ich näherkommende Schritte hörte, riss ich meine Augen erschrocken auf und sah Círdans Wasserflasche über mir baumeln.
»Wag' es ja nicht!«, drohte ich ihm, setzte mich schnell auf, robbte nach hinten.
»Was willst du groß machen?«, stichelte er weiter und flink war ich auf meinen Beinen und griff nach seiner rechten Hand, mit der er die Flasche hielt.
»Nun, Lithil versteht sich ja so gut mit dem Prinzen. Der wird sicher Freuden haben, den lieben Círdan irgendwo einzusperren«, stichelte Dagal und ich rollte übertrieben mit meinen Augen. Seitdem die drei – eigentlich alle im Westen – mitbekommen hatten, dass ich mit Legolas befreundet war, nervten sie mich damit. Legolas war nämlich schon ein paar Mal im Westen vorbeigekommen. Natürlich hatten wir viel miteinander gesprochen und etwas herumgescherzt. Nun hing mir dies nach, doch da die Herrschaften nicht die Eier hatten, die Witze in der Anwesenheit des Prinzen zu reißen, wurde ich ganz allein das Opfer.
»Ha, ha«, machte ich trocken, »Ich kann euch alle eigenhändig dieses Talan hinunterwerfen.«, doch indessen schien Jeshe wieder Freuden zu haben, mich mit Legolas zu nerven. Er begann fies zu grinsen und erhob folglich seine Stimme: »Ich würde generell aufpassen. Bald haben wir eine Prinzessin und Lithil kann uns dann wirklich Befehle geben.«, Círdan begann, aufgrund des Kommentars des Schwarzhaarigen, zu lachen, aber konzentrierte sich nicht mehr auf seine Gegnerin. Ich nutzte seine Unachtsamkeit aus und drehte seinen Arm um, sodass er ein Grunzen von sich gab. Sofort ließ er die Flasche los und ich nahm sie an mich und brachte Abstand zwischen uns beide. Folglich hielt ich mir seine Wasserflasche provozierend an meine Lippen und meine Augen funkelten drohend. Ich bekam den gewünschten Effekt vom Elben, denn dieser hasste es, wenn andere von seiner Flasche tranken, oder sein Besteck benutzten. Eine Eigensinnigkeit, die man ihm nicht sofort ansah, aber eine, welche man gut gegen ihn benutzen konnte.
Sofort vergrößerten sich seine braunen Augen und als er auf mich zukommen wollte, kannte ich keine Gnade. Bevor er mich fassen hätte können, leckte ich ausschweifend den Rand der Flasche entlang. Círdan sah so aus, als ob er tausende Tode starb. Seine Hände zuckten unkontrolliert hin und her, bis er sie hinter seinem Kopf verschränkte und zu realisieren schien, in welche Lage er sich gebracht hatte. Fast schon Entsetzen bildete sich auf seinem Gesicht, doch es hinderte mich nicht daran, folglich noch von seiner Flasche zu trinken.
»Ja, sie kann schon fies sein«, lachte Jeshe auf, als er das Gesicht seines Kameraden sah, »aber du hast ihr einen Angriffspunkt offenbart.«, und da Círdan diese Worte absolut nicht halfen, schenkte er dem großen Elben einen giftigen Blick. Ich setzte die Flasche wieder ab.
»Danke, das war sehr erfrischend an einem wunderbaren Wintertag!«, rief ich übertrieben glücklich aus, schraubte die Flasche zu und wollte sie dem Braunhaarigen reichen, der angeekelt seinen Kopf schüttelte.
»Boah, so ekelhaft bin ich auch nicht!«, rief ich aus und drückte ihm seine Flasche gegen seine Brust, die in einen Lederwams und dicken Mantel gekleidet war.
»Ja, gewisse Elben könnten wahrhaftig eifersüchtig werden, dass du die Möglichkeit hast, mit Lithil Speichel auszutauschen«, meinte Dagal, doch anstatt Lachen bekam er von uns anderen einen verstörten Blick.
»Was ist falsch mit dir?«, fragte ich und, obwohl ich wusste, dass er wieder eine dumme Anspielung zu Legolas und mir gemacht hatte, hatte er sie definitiv falsch formuliert.
»Nicht lustig?«, wollte der Elb mit den rotblonden Haaren wissen, hob fragend eine Braue.
»Dem lieben Círdan scheint der Gedanke an den Speichel anderer so oder so nicht zu gefallen«, witzelte dann Jeshe und befreite Dagal aus seiner peinlichen Situation.
»Dies muss gewiss einiges verkomplizieren, nicht wahr?«, ließ ich meine Stimme klingen, die einen provozierenden, anzüglichen Unterton hatte. Zuerst verstand Círdan nicht, doch als Jeshe leise zu kichern anfing, verzog der Braunhaarige sein Gesicht.
»Ja, überaus lustig«, regte er sich auf und ich machte mich daran, meinen dicken Mantel und Waffen anzulegen. Bereits in der provisorischen Hütte war es kalt und da ich meiner Felle entledigt war, bemerkte ich die Kälte stärker.
»Wir machen uns nur über dein Privatleben Sorgen, so als deine treuen Kameraden«, stichelte ich weiter, zog mir dicke Handschuhe an. Anschließend schloss ich meinen Mantel und ich hörte den Elben neben mir seufzen.
»Ein Privatleben, das euch nichts angeht!«, meinte er beleidigt.
»Wie war das?«, ich war hellhörig geworden, »Ich darf dich nicht über dein Privatleben ausfragen, aber ihr alle, du eingeschlossen, nervt mich seit einem Monat mit meiner Freundschaft zu Prinz Legolas. Irgendwas kann da nicht stimmen, oder täusche ich mich?«
»Du täuschst dich und als Neunankömmling stehst du sowieso auf der Abschussliste, was Sticheleien angeht«, stellte Círdan klar.
»Pf, ist mir egal«, machte ich, verschränkte die Arme vor der Brust, »Doch ich möchte mich nicht aufregen. Ich verstehe schon, dass dir dein Privatleben unangenehm ist, wenn man deine neue Frisur in Betracht zieht.«, von hinten begann Dagal zu lachen. Er bekam sich an der Erinnerung nicht mehr ein, sodass er nach draußen trat. Infolgedessen ging mein Blick zu den Haaren des Braunhaarigen, die kurz waren, besser gesagt, kürzer als die Haare der anderen Elben. Sie gingen ihm hinten bis in seinen Nacken und vorne bis zur Mitte seines Gesichtes. Vorne auf beiden Seiten hatte er zwei geflochtene Strähnen, die ihm bis zum Kinn reichten, da die restlichen Haare zu kurz waren, als dass er sie gescheit hinter seinen Ohren flechten könnte.
»Ja, das würde mich auch mitnehmen«, lachte Jeshe dann, »Aber noch mehr würde es mich stören zu wissen, dass ich die Wette verloren habe, von der ich mir so sicher gewesen bin, dass ich sie gewinne«, er bohrte in der Wunde Círdans herum, da jener erst letzte Woche die Wette verloren hatte, die ihm seine Haare gekostet hatte. Er war so dumm gewesen und hatte bei einem Kartenspiel zu hoch gewettet. Nach etwas Elbenwein hatte er seinen Verlust mit einer Partie Murmeln ausgleichen wollen und seine Haare waren im Pott gewesen. Dass er haushoch gegen Jeshe verloren hatte, war nun offensichtlich und auch, wer von den beiden der Bessere in diesem Spiel war.
»Nun, jetzt erscheinst du aber etwas rebellischer, was den Frauen ja gefällt«, neckte ich ihn und lasziv legte ich ihm zwinkernd eine Hand beim Vorbeigehen auf seine Schulter, sodass Jeshe aufgrund des schockierten und zugleich wütenden Gesichts vom anderen Elben lachen musste.
Zusammen folgten wir jedoch Dagal nach draußen. Am vorderen Teil des Talans lag eine hauchdünne Schicht von Schnee und mein Atem entwich meiner Kehle in Dampfwolken. Mit einem Blick in den Himmel, wobei ich an den zahlreichen blätterlosen Baumkronen vorbeisah, stellte ich fest, dass es noch nicht einmal Mittag war. Auch die anderen sahen diese Erkenntnis über mein Gesicht huschen und aufgebracht erhob ich meine Stimme: »Es ist noch nicht einmal Mittag! Warum habt ihr mich aufgeweckt? Ich hatte bis heute in der Früh Wache und hätte noch Stunden schlafen können!«, giftete ich, doch die drei schienen meine Aufregung lustig zu finden.
»Es war überaus ruhig ohne dich und da uns langweilig geworden ist, dachten wir uns, dass wir dich wecken gehen«, meinte Dagal gelassen und dass ich ihm am liebsten seinen Kopf abreißen wollte, schien er gekonnt zu ignorieren.
»Ich würde dich wirklich gerne schlagen, euch alle, um genau zu sein«, knurrte ich beinahe. Die Herrschaften blieben unbeeindruckt.
»Wir bekommen heute hohen Besuch am westlichen Posten. Bevor du fragst, leider nicht dein Verlobter«, stichelte Círdan und nach Dagal würde er seinen Kopf verlieren, »Jedenfalls, da wir alle hier die Elben aus dem Osten ertragen müssen, wollten wir dich nicht schlafen lassen.«
»Sehr selbstlos von euch«, höhnte ich, doch irgendwie war meine Neugierde geweckt worden.
»Warum kommen überhaupt vom Osten Jäger?«, fragte ich knapp.
»Eigentlich kommen sie vom Südosten, denn westlich oberhalb des Gebirges ist ein großes Orklager entdeckt worden, das sie angreifen wollen. Alle Posten, außer der zu weit entfernte Norden, schicken Krieger und der Anführer dieser Mission will von der westlichen Flanke angreifen, also kommen sie zu uns. Morgen in der Früh brechen sie auf und Aldon wird bestimmt ein paar seiner Jäger aussenden«, erklärte Jeshe, der ein Strategiker war und sich jedes noch so kleine Detail über alles merken konnte.
»Und wer führt die Gruppe an, dass ihr mich unbedingt wecken habt müssen? Ich habe heute wieder Nachtwache und wenn ich einschlafen sollte, dann lasse ich mir einfallen, wie ich euch quälen kann«, sprach ich zuckersüß und wir machten uns an den Abstieg.
»Wirst du noch früh genug sehen«, erwiderte Dagal verschwörerisch und er sprang elegant auf die Plattform unter uns. Überall lag eine dünne Schicht Schnee und die Wolken verrieten, dass es bald wieder schneien würde. Sie waren grau und verdichteten sich stetig. Nur ein heller Kreis im Südosten verriet, dass die Sonne immer noch existierte. Um sie herum sahen die Wolken weniger bedrohlich aus und generell machte der Düsterwald einen kargen Eindruck. Zwar hatten nicht alle Bäume ihre Blätter verloren und die dicken Stämme und Äste sorgten für reichlich Düsternis, dennoch schien der Wald zu schlafen. Er wirkte wie ein schlummerndes Monster, denn durch die fehlenden grünen Blätter wirkten manche Bäume verformt und ihre Äste lagen lauernd über unseren Köpfen. Oben in den Bäumen wirkte der Wald zwar weniger düster, aber immer noch erkannte man, woher der Wald seinen Namen hatte.
Wenig später waren wir in der Nähe des Haupttalans angekommen und unten sah ich Aldon mit Inglor reden. Der braunhaarige Jäger neben Aldon war der stellvertretende Leiter des westlichen Postens und Aldons erste Ansprechperson. Ich wusste, dass auch Círdan und Jeshe hohe Posten innehielten, wobei Ersterer bereits einen Posten leiten könnte, wenn er es denn wollen würde. Auch würde Círdan bereits einem Grenzposten beitreten können, wie ein eigener Leiter sein, doch da der Elb eine faule und ausgelassene Person war, entging er gerne großer Verantwortung. Ich wusste aber, dass ein kleiner Trupp Jäger unter seinem Kommando stand. Jeshe hingegen betrachtete den Jägerposten bloß als Durchgangsstation und ich war mir sicher, dass er in wenigen Jahren zu den Grenzen gehen würde. Dagal schien Círdans Gelassenheit wiederum zu teilen und wenn die beiden bis ans Ende aller Tage mit Aldon im Westen bleiben würden, würde es mich nicht wundern. Círdan und auch Aldon waren bereits Denkmäler des Westens und schienen mit ihrer Arbeit verheiratet zu sein, was natürlich nicht hieß, dass einer der beiden nie eine Elbin als Frau nehmen würde. Es schien aber unwahrscheinlich, da man Aldon zuerst töten müsste, um ihn aus dem Westen zu bekommen, und Círdan würde jede Mahlzeit über eine Frau stellen, und auch war da noch seine Phobie gegen den Speichel anderer. Ebenfalls war Círdan, neben seinen Fähigkeiten als Krieger, ein Handwerker und kümmerte sich im ganzen Westen um die Instandhaltung der Plattformen. Jeshe und ich hatten das Ziel, zu den Kriegern zu gehen, und auch Dagal schätzte ich etwas feuriger als Círdan ein. Vielleicht würde er in der Zukunft selbst einen kleinen Posten leiten, doch mehr schien er nicht zu wollen. Auch war er sehr chaotisch, verträumt und konnte stundenlang über allerlei Unsinn reden.
»Und wann kommt denn jetzt unser Ehrengast?«, fragte ich und bemerkte, dass sich viele andere Jäger versammelt hatten. Zwar verweilten immer noch welche auf ihren Wachtposten, doch auch lugten die Elben hoch in den Bäumen zum Haupttalan. Es kam nicht alle Tage vor, dass sich die Posten untereinander vermischten und selten mit dem Westen, der, wie der Norden, gerne für sich blieb. Der Osten und Süden arbeiteten oft zusammen, doch da diese zwei Posten die, meiner Meinung nach, eingebildetsten Jäger innehielten, hatten sie im Westen einen schlechten Ruf.
Ich erinnerte mich an die Besuche im Süden und Osten mit Legolas vorletzten Sommer zurück. Im Süden waren mir alle Elben sehr von sich selbst überzeugt gewesen und auch wenn es im Osten die meisten Jägerinnen gab, waren mir auch dort fast alle eingebildet erschienen. Ebenso im Norden und Süden gab es Jägerinnen, doch im Westen bildete ich die erste Elbin. Ich glaubte aber, dass ich nicht für immer die einzige Elbin im Westen bleiben würde, da immer mehr Frauen zu den Waffen griffen. Bei den Kriegern im Palast waren sie zwar noch nicht vertreten, doch ich war gewiss, dass dies in den nächsten Jahrhunderten anders aussehen würde.
Während ich über den Süden und die anderen Posten nachgedacht hatte, kam eine Gruppe Jäger aus dem Südosten. Als meine Augen ihren Anführer sahen, wurde mir bewusst, dass die anderen vorher nicht übertrieben hatten, denn der Kommandant war niemand geringeres als Faelandel. Ein Elb, der eingebildeter nicht sein könnte, und als die anderen meinen Gesichtsausdruck bemerkten, fingen sie schadenfroh zu lachen an. Ich hatte den dreien bereits von meiner Bekanntschaft mit Faelandel erzählt und dass er für mich eine eingebildete Schnecke war. Dass sich Faelandel aber bereits in den letzten Jahren mit seiner Art auch bei den anderen Posten unbeliebt gemacht hatte, war pure Realität und führte dazu, dass niemand etwas sagte, als ich meine Stimme murmelnd erhob: »Ich wünschte, dass ihr mich schlafen hättet lassen. Am liebsten hätte ich dieses Bild nun nicht in meinen Erinnerungen.«, Jeshe lachte leise und während sich Aldon, Inglor und Faelandel höflich begrüßten, erhob Dagal seine Stimme: »Da er mit seinen Kriegern bis morgen bleibt, wollten wir nicht, dass du einen Schock bekommst, wenn du aufwachst und wir bereits Nachtruhe haben.«
»Wie aufopferungsvoll. Ich hoffe, dass ich ihm weiterhin aus dem Weg gehen kann«, meinte ich, doch es war bloßes Wunschdenken, was ich noch früh genug erfahren würde.
»Ach bitte nicht! Wir haben dich genau deshalb geweckt«, beklagte Círdan und ich hob meine Brauen.
»Zu eurer Unterhaltung?«, wollte ich wissen und die drei Idioten nickten synchron.
»Gewiss, aber um ehrlich zu sein, zur Unterhaltung des westlichen Postens. Nach deiner Erzählung von eurem Treffen scheint ihr nicht gut aufeinander sprechen zu sein, oder der Elb hat ein komisches Interesse an der lieben Lithil. Beides ist überaus unterhaltsam für uns«, meinte jetzt Jeshe und wenn noch einmal jemand sagte, dass Zwerge die hinterhältigsten Kreaturen Mittelerdes wären, dann war dieser jemand noch nie im Westen im Düsterwald gewesen, generell im Düsterwald bei den Waldelben gewesen.
»Aber ihr seht euch schon ein bisschen ähnlich«, stellte Dagal seine Beobachtungen auf. Seufzend sah ich zum jungen Mann mit den rotblonden Haaren.
»Weil wir beide rote Haare haben, oder wie?«, fragte ich, er nickte.
»Ja, daran liegt es wahrscheinlich. Vielleicht hat die liebe Lithil ja entfernte Verwandte unter den Jägern, von denen sie nichts weiß?«, spekulierte er weiter und bevor er sich noch weiter hineinsteigerte, sprach ich schnell: »Die Haarfarbe kommt von meiner Mutter und die ist lange tot, also nein, einfach nein. Und wenn du weitersprichst, dann werde ich es als Beleidigung auffassen«, sprach ich und erstaunlicherweise blieb Dagal ruhig.
Danach beobachteten wir weiter, wie sich die Elben unterhielten und Aldon schien zu überlegen, wen er von seinen Jägern Faelandel zuteilen würde. Es müssten gute Jäger sein und auch war jedem bewusst, dass vielleicht nicht alle Elben lebend zurückkehrten. Ein Kampf konnte nie ohne Verluste auf beiden Seiten stattfinden und wie die Orks würden auch Elben ihr Leben lassen. Zwar deutlich weniger, aber jeder Elb war einer zu viel.
»Nun, Ihr und Euer Trupp habt einen langen Weg hinter Euch. Fühlt Euch wie bei euch im Osten und Süden daheim!«, den letzten Teil hatte Aldon zu den Kriegern unter Faelandels Kommando gesprochen, wobei ich ein paar Elbinnen unter ihnen entdeckte. Es mussten um die zweihundert Krieger und Kriegerinnen sein, die vom Osten und Süden angereist waren und sofort kam mir der Gedanke, dass die anderen heute alle in der Nacht miteinander kuscheln dürften. Okay, so schlimm würde es nicht werden, da wir viele Talans hatten, aber für mich würde es überhaupt nicht kuschelig werden, da ich Nachtwache hatte. Auch hoffte ich, dass mindestens einer meiner drei Volltrottel an meiner Seite bleiben würde und nicht mit Faelandel das Orklager jagen würde. Zwar würde ich es nie offen zugeben, doch ohne den dreien war es langweilig.
Kurz darauf wandte sich Aldon an Inglor und dieser nickte, anschließend sprach der Führer des Westens lauter: »Inglor und neunundvierzig meiner Jäger werden Euch begleiten!«, und Faelandel nickte, da fünfzig Jäger viel für den Westen waren, dann sah Aldon nach hinten und sprach fort: »Ich plädiere an die Kommandanten auf Eigenmeldungen. Ich werde niemanden ernennen, denn jeder, der sich beweisen und mit unseren Brüdern und Schwestern in den Kampf ziehen will, soll nicht daran gehindert werden.«
Nach den Worten Aldons sah man, wie die Kommandanten des Westens Blicke mit den anderen, aber auch mit ihren Truppen austauschten. Bei einer großen Mission dabei zu sein, würde manch einem von den Jägern eine Chance auf den Aufstieg bieten. Selbstverständlich sah man auch in Jeshe diesen Funken in seinen Augen aufflammen und neben Inglor meldete er sich als nächster: »Ich und meine Truppe werden Euch begleiten!«, sprach er mit starker Stimme und ich konnte in den Reihen der unsrigen die Jäger sehen, die Jeshe untergeordnet waren. Sie schienen erfreut zu sein, wieder kämpfen zu dürfen, und Faelandel nickte. Danach meldete sich noch Mâlor, ebenfalls ein Führer eines Trupps, und zusammen würden die drei hohen Elben die Krieger führen.
Wie vermutet, verweilte Círdan schweigend neben mir. Er schien keinen Finger rühren zu wollen und gelassen blickte er nach unten. Aldon nickte folglich, denn die drei Kommandanten führten seine besten Jäger und zusammen kämen sie mit Leichtigkeit auf die fünfzig Mann. Natürlich würde die komplette Aufstellung erst heute Abend stehen und auch Jeshe schien daran zu denken, da sein Blick zu Dagal huschte.
»Und, was ist mit dir? Schließt du dich mir an?«, fragte er mit kampflustigen Augen. Der ehemalige Neuankömmling schien zum ersten Mal die Möglichkeit zu bekommen, bei einer großen Mission dabei zu sein. Etwas, weswegen ich ihn beneidete, da ich noch lange auf eine weitere Möglichkeit wie diese warten könnte. Ich musste mir aber eingestehen, dass mein Ausbildungsgrad noch lange nicht den anderen gleichkam. Wahrscheinlich wäre ich in den ersten Sekunden tot.
»Ja, du kannst auf mich zählen«, erwiderte Dagal. Jeshe grinste breit.
»Wie es aussieht, werden wir zwei sehr viel Zeit miteinander verbringen!«, meinte Círdan dann, der hinter mir stand. Er legte seine Händen auf meine Schultern und schüttelte mich hin und her. Jedoch wusste ich nicht, ob ich mich darüber freuen, oder mit Schrecken an die Zweisamkeit denken sollte. Aus diesem Grund konnte ich nur überfordert nicken und gequält lächeln.
DU LIEST GERADE
Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔
FanfictionKennt ihr das Gefühl, als ob die Welt plötzlich ins Wanken gerät und das Schicksal mit uns sein tägliches Spiel treibt? Die fein austarierte Balance, die bislang unser Leben im Gleichgewicht hielt, ist erschüttert. Auf einem schmalen Grat balancier...