*39. Kapitel - Schlechte Schlafgewohnheiten

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1 000 Jahre zuvor:

Friedlich schlummerte ich in meinem Bett und gönnte meinem Körper Ruhe. Ruhe von meiner gestrigen Trainingseinheit mit Legolas. Meine Muskeln schienen mir nicht mehr zu gehorchen und hatten ein Eigenleben entwickelt. Sie zwangen mich, hier in meinem flauschigen Bett zu liegen, mich nicht zu bewegen. Zumindest in der Realität.
In meinem Kopf wechselten sich unterschiedliche Bilder meines Traumes ab: ich im Wald und umgeben von Mutter Natur; eine Welt voller Wolken und ich dazwischen; Pferde, die an mir vorbeigaloppierten; und dann waren noch Legolas' und Elifs Stimmen. Gedämpft drangen sie in meine Ohren, vermischten sich mit meinen Träumen.
»Danke, Elif«, sprach die eine Stimme, darauf erklang ein amüsiertes Lachen, aus dem Schadenfreude herauszuhören war. Natürlich klang dies nach Elif.
Aus irgendeinem Grund hörte mein schlafendes Ich eine Türe quietschend aufgehen. Danach ging sie wieder zu und Schritte näherten sich. So leise, dass ich mir sie auch nur eingebildet haben könnte.
Die erklingende Stimme erzählte eine andere Geschichte: »Nan Aear a Geil, Lithil!« (Bei dem Meer und seinen Sternen, Lithil!), fuhr sie mich an.
Dass sie mir direkt in mein Ohr schrie, musste ich nicht erwähnen, auch, dass mein Herz einen Schlag aussetzte.

Ahhh!!!

Ich zuckte stark zusammen, riss meine Augen auf, schloss sie aber wieder, da es viel zu hell war. So hell, dass die Sonne schon hoch am Himmel stehen müsste, und nun wurde mir bewusst, in welcher Lage ich steckte: Ich hatte verschlafen.
Natürlich hätte ich mich in dieser Situation innerlich hassen, meine Unfähigkeit verfluchen können, doch auch konnte ich jetzt nichts mehr ändern. Die Zeit konnte ich jedenfalls nicht beeinflussen, auch nicht Legolas' Gemütslage.
Denn als ich nur ein Murmeln von mir gab, den Elben ausblenden wollte, passierte es schon. Meine überaus flauschige Decke verließ meinen Körper und wurde aus meiner Reichweite gebracht.
Sofort umschloss mich Kälte. Kriechend bahnte sie sich den Weg über meinen Körper. Etwas, das mich beinahe zum Weinen gebracht hätte, wenn ich nicht einen innerlichen Zorn entwickelt hätte. Langsam flammte er in meinem Inneren auf und Worte - so tief mit Qualen erfüllt - verließen meinen Mund: »Warum?«, fragte ich ganz leise, drückte mein Gesicht gegen meine Matratze.
»Das sollte ich dich lieber fragen!«, fuhr mich Legolas an.
Er schien überaus erfreut zu sein. Eine sarkastische Freude, die jede Sekunde größer wurde. Legolas machte nämlich zum ersten Mal Bekanntschaft mit meiner Sturheit, wenn ich schlief. Derweil war nur Elif diese Ehre zugefallen, was ihr schadenfrohes Lachen von vorhin erklärte. Jedoch, ob sich die Schadenfreude gegen mich oder Legolas richtete, wusste nur sie ganz allein.

Nun muss ich mich mit dem Elben und der Elb sich mit mir herumschlagen...

Mir war bewusst, dass es ganz allein meine Schuld war, dass ich das Bogentraining verschlafen hatte. Ein Training, für das mir Elif heute sogar den Tag freigegeben hatte.
»Du bist unmöglich!«, giftete Legolas weiter, da ich mich immer noch nicht rührte.
Ich spürte zwei Hände an meinen Fußgelenken. Er kannte keine Gnade, auch schien es ihm komplett egal zu sein, dass ich nur ein langes weißes Nachthemd trug, welches einem Kleid ähnelte.
Ich versuchte, nach Legolas zu treten, doch seine Arme hielten mich fest im Griff, dann zog der Elb grob an meinen Füßen. Ich hielt mich an meinem Bett fest und schrie: »Baw, baw, Legolas!« (Nein, hör auf, Legolas!), was eher einem Betteln glich, da ich den Kampf verlor.
Die Kraft verließ meine müden Hände, dann wurde ich über die Matratze gezogen. Ich versuchte, mich am Bettlaken festzukrallen, zwecklos.
Kurz darauf schlug ich auf dem Boden auf und eine sanfte Landung wäre etwas anderes gewesen. Meine Stirn machte Bekanntschaft mit dem Boden. Schmerzerfüllt verzog ich mein Gesicht. Ich lag da, wie ein nasser Sack.
Aber im nächsten Augenblick setzte ich mich auf und rieb mir meine Stirn. Ich schaute auf den Boden, wo zwei Füße in mein Blickfeld traten, zu einem Halt kamen.
Innerlich seufzte ich auf, blickte auf. Meine Augen musterten Legolas' Füße bis zu seinen Beinen hinauf, dann seine Armen, die vor seiner Brust verschränkt waren, und blieben schlussendlich bei seinen Augen hängen, die mich streng ansehen.
Legolas ragte wie ein Schatten über mir empor. Natürlich trug er bereits seine Waffen und war komplett vorbereitet.

Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt